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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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auch alles Jute …«
    »Danke schön, Schulzing. Ick dir auch – und vor allem ’ne nette Frau!«
    »Na ja, ick werd ja woll noch ’ne andere finden. Aber es hätte mir doch jefreut, Amanda. Gute Nacht.«
    Sie warteten beide, bis sie die Tür klappen hörten, sie warteten, bis sie seinen Schritt auf dem Hof hörten. Aber erst, als sie ihn dem Aufseher Randolf draußen auf dem Platz gute Nacht sagen hörten, sagte Frau Krupaß: »War det auch richtig, Amanda? Er is doch ein sehr reeller Mann.«
    Amanda Backs schwieg.
    Die Krupaß fing wieder an: »Nicht, daß ich mir beklage. Mir soll’s nur recht sein, und wenn du noch zehn Jahre bei mir lebst hier auf dem Platz. Die Petra habe ich sehr jerne, aber so reden wie mit dir kann man doch nich mit ihr. Und im Jeschäft bist du auch tüchtiger als sie – bloß im Schreiben, da is sie dir über.«
    »Vergleich mich bloß nich mit der Frau Pagel, Mutter Krupaß«, sagte Amanda. »Du weißt auch gar nich, was sich schickt!«
    »Habe ick was gegen die Petra gesagt?! Du weißt auch nicht, was du redest! Ick hab jesagt, du paßt besser zu mir. Und das is wahr!«
    »Na ja«, sagte Amanda. »Du meinst: ’ne Kuh soll nich auf ’n Ball jehn.«
    »Du verstehst mir janz jut, Mandeken«, sagte die Krupaß und stand gähnend auf. »Du willst mir bloß nich verstehen. Weil du nämlich auf alle wütend bist, daß dein Verflossener kein besserer Kerl war. – Na, jetzt gehe ich in die Mulle. Wir haben morgen den Waggon Flaschen, da müssen wir um fünfe raus – gehst du noch nicht?«
    »Ick sitz hier noch ’n Weilchen und sehe aus ’m Fenster. Und wütend bin ick nich auf dich, ick weiß schon, daß ick alleine mit ihm schuld gehabt hab.«
    »Nu werd man bloß nicht trübetimplig. Denk man an die Petra – die hat dringesessen im Dreck, schlimmer als du, und was is se jetzt? Ne richt’je Dame!«
    »Ach, Dame!« sagte Amanda verächtlich. »Auf Dame pfeife ich! Aber er hat sie lieb, det is es – und so trantutig der Schulzeauch war, der hat mehr an deinen Lagerplatz jedacht und daß du jesacht hast, du willst mir versorjen, als an Liebe …«
    »Jott, Liebe, Mandchen, nu fang nich ooch noch von Liebe an! Abends in den Himmel gucken und denn ooch noch Liebe – det is nich jesund, da holste dir bloß ’n Schnuppen! Komm man bald ins Bette. Richtich ausschlafen, det is besser als die janze Liebe. Von Liebe wird man bloß dußlig.«
    »Jute Nacht, Mutter Krupaß. Ick möchte bloß wissen, wat du jesacht hättest, wenn dir det jemand vor vierzig Jahren jesacht hätte.«
    »Ja, Kindchen, det is ja ’ne janz andre Sache! Vor vierzig Jahren und die Liebe! Det waren ooch andre Zeiten! Aber heute – da taugt doch ooch de Liebe nischt mehr!«
    »So siehste aus«, sagte Amanda, rückte sich den Küchenstuhl ans Fenster und sah in den Berliner Himmel.

6
    Wir wollen weiter, wir haben es eilig! Müssen wir noch nach Neulohe –?
    Hallo, hallo! Achtung! Geht aus dem Wege – da kommt der Vierzöllerwagen, schwerbeladen mit Säcken. Sie haben keine Pferde, alle Pferde sind zur Arbeit auf dem Feld, kein Pferd ist zu entbehren – so schieben die Leute die fünfzig Zentner über den holprigen Hof. Sie greifen in die Speichen, sie pressen die Schultern gegen die Rungen, langsam schiebt sich der Wagen an den Futterboden heran.
    Wer kommt über den Hof? Wer schreit, daß es schneller gehen muß? Es ist der alte Geheimrat von Teschow. Er ist sein eigener Inspektor, Förster, Schreiber geworden, jetzt wird er auch noch sein eigenes Zugpferd, er spannt sich an die Deichsel: »Los, Leute! Ich bin siebzig, und ihr, ihr schafft nicht mal die paar Zentner?! Schlappschwänze!«
    Kaum steht der Wagen, muß er schon weiter. Ach, er hat so viel zu tun, anzutreiben, zu kontrollieren, zu rechnen,von morgens an ist er halbtot vor Überanstrengung – das macht ihn ganz glücklich! Er hat eine Aufgabe, nein, er hat zwei Aufgaben: Er muß Neulohe wieder aufbauen; sein Schwiegersohn, die eigene Tochter haben es im Verein mit einer Rotte von Dieben und Verbrechern ausgeplündert. Und er muß sein Barvermögen wieder auffüllen, das haben ihm die Roten gestohlen!
    Unermüdlich ist er tätig, er ist geizig, er ist filzig. Der eigenen Frau stiehlt er die Eier aus der Speisekammer, um sie zu verkaufen; er findet immer neue Sparmethoden. Wenn die Leute seufzen: »Herr Geheimrat, Sie müssen uns doch auch das Leben lassen« – so schreit er: »Wer läßt denn mir das Leben?! Ich habe nischt mehr, ich bin ein armer

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