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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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fest entschlossen, sein Wille, den Auftrag zu Ende zu führen, auch. Als er auf die Straße trat, bog ein Fahrzeug ein und hielt auf ihn zu. Im Scheinwerferlicht war er ein leichtes Ziel. Saunders lief schneller und rannte auf die beiden Wachposten zu. Hinter ihm beschleunigte der Wagen. Der Motor heulte auf.
    »Schießt! Los, schießt endlich!«, rief er den Russen zu.
    Die Soldaten rissen ihre Waffen von der Schulter und legten an. Doch bevor sie den Fahrer anvisieren konnten, bog der Wagen ab und verschwand im Park. Saunders kam keuchend bei den Russen an. Er verlangte, umgehend Ropow zu sprechen, er würde bereits erwartet. Der Wachoffizier ließ Saunders von einem Soldaten ins Gebäude bringen. Der Gang im dritten Obergeschoss war nicht beleuchtet. Durch die Fenster drang blasses Mondlicht ein und warf ein Muster, gleich einem Spinnennetz, auf den Boden.
    »Da bist du ja endlich, Tavarisch«, begrüßte ihn Ropow. »Wie war deine Reise? Ich hatte schon befürchtet, dir wäre etwas zugestoßen.«
    Saunders stand still. »Genosse Generalmajor«, sagte er knapp und reichte ihm die Tasche. »Die übrigen Unterlagen sind rechtzeitig vernichtet worden und …«
    »Jaja, ich weiß«, unterbrach ihn Ropow, nicht sonderlich an weiteren Berichten über die Vorgänge in der Stasi-Zentrale interessiert. Er griff die Tasche, öffnete sie und nahm eine Filmdose heraus. Am Schreibtisch zog er einen Filmstreifen durch das Licht einer Lampe. Mit einem Lächeln wandte er sich Saunders zu: »Du hast große Gefahren auf dich genommen. Wie mir meine Leute berichteten, waren dir Amerikaner, Engländer und sogar die Israelis auf den Fersen.«
    »Ich weiß nicht, wer sie waren, aber es waren viele. Ich bin froh, dass ich es geschafft habe.«
    »Du hast dir eine Belohnung verdient«, sagte Ropow.
    Saunders hatte seinen Auftrag erfüllt und wollte nun möglichst schnell das Gebäude verlassen.
    »Nicht nötig, ich …«
    »Keine Widerrede. Bleib ein paar Tage auf meiner Datscha. Wodka und Frauen sind inklusive.«
    Er griff zum Telefon und gab seinem Fahrer Befehl vorzufahren. Dann wandte er sich den Akten zu und sagte beiläufig:
    »Bleib, so lange du willst. Danach werden wir sehen, wie wir dich unterbringen können.«
    »Danke, Genosse Generalmajor. Aber ich möchte lieber …«
    »Willst du mich beleidigen?«, fuhr Ropow ihn an.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Gut.«
    Damit war die Audienz für Saunders beendet, und er verließ den Raum.
    Ropow holte aus dem Seitenfach seines Schreibtisches eine Flasche Wodka und füllte zwei Gläser. Aus dem Hintergrund trat ein Mann ins Licht, nahm eine Filmrolle, überprüfte sie unter der Lampe und legte sie zufrieden zurück. Dann stellte er einen Diplomatenkoffer vor Ropow auf den Tisch.
    »Du spielst mit hohen Einsätzen«, sagte James Redwood. Er steckte die Filmrollen in seine Manteltaschen und setzte sich.
    Ropow öffnete den Koffer und fand ihn randvoll mit 1000- Dollar-Scheinen. Obenauf lagen ein Flugticket und ein amerikanischer Pass. Ropow überprüfte beides.
    »Wie du siehst, Tavarisch, bestellt und prompt geliefert. Das nenne ich Marktwirtschaft. Nasdarovje«, sagte er und reichte Redwood ein Wodkaglas.
    »Hiermit heiße ich dich als neuen Bürger in meinem Land willkommen. Oder wie man bei uns zu Hause sagt: Cheers«, erwiderte Redwood und leerte das Glas mit einem Schluck.
    Ropow kippte den Wodka hinunter, warf das Glas in eine Ecke und griff ein Bündel heraus. Er roch genüsslich daran.
    »Viva Las Vegas!«
    Saunders wollte kein Risiko eingehen und überzeugte Ropows Fahrer mit ein paar Pfundnoten davon, ihn in einer Seitenstraße abzusetzen. Er wollte die Nacht in einer kleinen Pension verbringen, die nur von Fernfahrern frequentiert wurde. Irgendwie musste er schnell einen Weg finden, wie er aus Moskau herauskam. Ropows Drängen beunruhigte ihn. Eine Fernfahrerkneipe und eine mögliche Flucht im Bauch eines Containers erschienen ihm die besten von seinen wenigen Möglichkeiten zu sein, unbemerkt unterzutauchen. Das war nicht ohne Risiko, denn derartige Treffs wurden von den Behörden überwacht. Trotz allem aber berechenbarer, als sich in Ropows Datscha auf dem Silbertablett zu präsentieren.
    Nach einer Stunde mehrmaliger Richtungswechsel, Straßenbahnfahrten und Seitenstraßen fühlte er sich unverfolgt. Am Stadtrand fand er das gesuchte Lokal. Mit einem polnischen und einem deutschen Fernfahrer trank er Wodka in einem schäbigen Nebenzimmer. Im Gespräch zeigte sich, dass

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