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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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behutsam untersuchte. Später würde er in seinem Labor eine wesentlich gründlichere Untersuchung durchführen, aber diese ersten Eindrücke waren wichtig und würden seine einzige Begutachtung der Opfer vor Ort bleiben.
    Als er sich von den Leichen abwandte, drückte sein Gesicht Verwirrung aus. »Das verstehe ich überhaupt nicht«, sagte er langsam. »Diese Männer wurden von etwas getötet mit... Krallen, Zähnen. Irgendwelche Tiere. Aber unerklärlich ist - warum haben sie sich nicht verteidigt?«
    »Sie haben nicht einmal die Waffen gezogen«, sagte Becky mit trockenen Lippen. Das war ihr als erstes aufgefallen.
    »Vielleicht war das nicht die Todesursache, Doktor«, sagte Wilson. »Ich meine, vielleicht wurden sie erst getötet und dann von den Tieren hier in der Gegend verspeist. Hier gibt es Ratten, Möwen und außerdem ein paar wilde Hunde, wie die Jungs vom Bezirk sagen.«
    Der Arzt schürzte die Lippen. Er nickte. »Das werden wir bei der Autopsie herausfinden. Vielleicht haben Sie recht, aber ich würde dennoch sagen, daß wir hier die tödlichen Verletzungen vor uns sehen.«
    Die Spurensicherung fotografierte und markierte das Gelände und sammelte verstreute Überreste auf. Außerdem machten sie Gipsabdrücke der zahlreichen Pfotenspuren um die Leichen herum.
    Schließlich brach der Captain des Reviers das Schweigen. »Sie wollen sagen, daß diese Jungs von wilden Hunden getötet wurden? Und sie haben nicht einmal die Waffen gezückt? Das kann nicht sein. Diese Hunde sind kleine Tiere - sie sind nicht einmal ein Ärgernis.« Er sah sich um. »Hat schon einmal jemand gehört, daß wilde Hunde einen in der Stadt umgebracht haben? Irgend jemand?«
    Chief und Commissioner standen in schweren Regenmänteln und unter Schirmen in der Nähe. Niemand sagte etwas. »Wir werden Ihnen zur Verfügung stellen, was Sie benötigen, um diesen Fall aufzuklären«, sagte der Commissioner ohne jemand Bestimmten anzusehen. Aus der Nähe wirkte sein Gesicht beinahe leblos, die Haut hing lose an den Knochen. Er hatte den Ruf, lange und ehrlich zu arbeiten; anders als viele seiner Vorgänger, hatte er sich den Respekt der Polizei verdient, weil er sich mehr für die Polizeiarbeit als für Politik interessierte. Aus diesem Grund stand jetzt sein Job auf dem Spiel. Er wurde kritisiert, weil er angeblich Korruption duldete, weil er Polizisten von der Straße abzog, weil er sich nicht um farbige und spanische Stadtteile kümmerte, kurz gesagt, wegen allem, was Commissioner der Polizei für gewöhnlich in Schwierigkeiten bringt. Im Gegensatz zu ihm war Chief Underwood rosa, dick und recht fröhlich. Er war der geborene Politiker und bereit, das Büro des Commissioners nach seinen eigenen Vorstellungen neu einzurichten. Seine Augen waren wäßrig, und er hatte ein nervöses Hüsteln an sich. Er stapfte mit den Füßen und sah sich um, nahm aber von den Leichen praktisch keine Notiz. Es war offensichtlich, daß er, so schnell es ging, wieder in die sichere Zuflucht des Hauptquartiers zurück wollte. »Irgendwelche Hinweise?« sagte er und sah Wilson an.
    »Nichts.«
    »Momentan sieht es so aus, als wären ihre Kehlen aufgerissen worden«, sagte der Gerichtsmediziner, »aber ein endgültiges Urteil werden wir erst nach der Autopsie abgeben können.«
    »Die Hunde-Theorie reicht dafür nicht aus«, murmelte Wilson.
    »Das habe ich nie gesagt«, brauste der Gerichtsmediziner auf. »Ich habe nur gesagt, Todesursache waren wahrscheinlich heftige Verletzungen des Halses, die von Krallen und Zähnen herrühren. Von Hunden weiß ich nichts, und ich will auch nicht über Hunde spekulieren.«
    »Danke, Doktor Evans«, sagte Wilson mit seiner Stakkatostimme. Trotz des beruflichen Respekts zählte Evans nicht zu Wilsons wenigen Freunden.
    Der Commissioner sah die Leichen lange an. »Deckt sie zu«, sagte er schließlich. »Schafft sie von hier weg. Kommen Sie, Herb, lassen wir diese Männer ihre Arbeit machen.«
    Die beiden Vorgesetzten schritten zum Helikopter zurück.
    »Moral«, sagte der Captain des Bezirks, während der Hubschrauber anlief. »Ein Besuch dieser beiden baut einen eindeutig auf.«
    Der Gerichtsmediziner schäumte immer noch wegen seines Zusammenstoßes mit Wilson. »Wenn es Hunde waren«, sagte er mit Bedacht, »dann müssen sie siebzig, achtzig Pfund oder mehr gewogen haben. Und schnell... sie müssen schnell gewesen sein.«
    »Warum so schnell?« fragte Becky.
    »Sehen Sie sich DiFalcos rechtes Handgelenk an. Zerfleischt.

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