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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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fragst.«
    Wilson schnaubte, sagte aber nichts mehr. Aber Becky hatte die Gerüchte gehört, von denen er sprach, wonach Dicks Team manchmal Hunde gegen schwierige Verdächtige einsetzte. »Wenigstens ist er nicht korrupt«, dachte Becky. »Hoffe ich jedenfalls bei Gott.« Dann dachte sie an gewisse Probleme, die sie mit der Bezahlung des Altenheims gehabt hatten, in dem sein Vater war; ein Problem, das sich erledigt zu haben schien - aber darüber wolle sie nicht nachdenken.
    Korruption gehörte zu den Dingen bei der Polizeiarbeit, die sie haßte. Viele Beamte betrachteten Bestechungsgeld als Bestandteil des Jobs, das sie vernunftmäßig mit der These begründeten, daß ihre Opfer sowieso Kriminelle waren - und die Bezahlung nichts weiter als ein verdientes Honorar. Soweit es Becky Neff betraf, war das Unsinn. Man machte seine Arbeit und wurde dafür bezahlt. Das sollte genügen. Sie zwang sich, nicht nach Wilsons Köder zu schnappen. Das hätte wahrscheinlich zu einem heftigen Streit geführt.
    »Abgesehen von Gerüchten, habe ich eine Menge über Tom Rilker gehört. Dick hat eine verdammt hohe Meinung von ihm. Sagt, er könne einen Hund darauf abrichten, auf dem Hochseil zu gehen, wenn er es wollte.« Thomas D. Rilker war Zivilist, der eng mit der Polizei von New York, dem FBI und dem US-Zoll zusammenarbeitete und die Hunde ausbildete, die sie bei ihrer Tätigkeit einsetzten. Darüber hinaus arbeitete er privat. Er war gut, wahrscheinlich der Beste in der Stadt und möglicherweise der Beste auf der Welt. Seine Spezialität war es, Spürhunde abzurichten. Er hatte Rauschgifthunde, Feuerhunde, Tabakhunde, Fuselhunde, was man wollte. Sie arbeiteten vorwiegend für die Drogenfahndung und den Zoll. Sie hatten die Untersuchungsmethoden in diesen Bereichen revolutioniert und die Drogenmenge, die durch den Hafen von New York lief, deutlich verringert. Becky wußte, daß Dick eine Menge von Tom Rilker hielt.
    »Halt das verdammte Auto in Bewegung, Süße. Du fährst nicht in einer Parade.«
    »Fahr du doch, Wilson.«
    » Ich? Ich bin der verdammte Boß. Sollte eigentlich hinten sitzen.«
    Sie fuhr an den Straßenrand. »Wenn dir mein Fahrstil nicht paßt, fahr eben selbst.«
    »Kann ich nicht, Herzblatt - mein Führerschein ist letztes Jahr abgelaufen.«
    »Als wir beide ein Team wurden, klar.«
    »Danke, ich werd's mir merken.«
    Becky fädelte das Auto in den Verkehr ein und trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Sie wollte sich nicht von ihm provozieren lassen. Sie hatte sich ihm aufgezwungen, das war einer der Gründe, weshalb er so war. Sie hatte über Dick, ihren Mann, und Bob, ihren Onkel, eine Menge Druck ausgeübt, um zur Mordkommission zu kommen und einen Partner zu finden, nachdem sie dort war. Der Rang ihres Mannes als Captain und die Inspektorposition ihres Onkels waren erforderlich gewesen, damit sie das Sekretärinnensyndrom überwinden und Streifendienst tun konnte. Als Streifenpolizistin hatte sie gute Arbeit geleistet und war verdienterweise zum Detective Sergeant befördert worden. Die meisten Polizistinnen, die sie kannte, wurden mit zwei bis drei Jahren Verspätung befördert und mußten kämpfen, damit sie nicht bei den Vermißtmeldungen endeten, wo das aufregendste Erlebnis ab und zu ein platter Reifen an einem schlecht gewarteten Streifenwagen war.
    Becky Neff erschien gerade in dem Augenblick auf der Bildfläche, als George Wilsons letzter Partner ihm ins Gesicht geschlagen hatte und zum Einbruchsdezernat versetzt worden war. Wilson mußte nehmen, wen er bekam, und in diesem Fall war es ein Neuling und, noch schlimmer, eine Frau.
    Er hatte sie angesehen, als litte sie an ansteckender Lepra. Während ihrer ersten gemeinsamen sechs Wochen hatte er nicht mehr als ein Wort pro Woche zu ihr gesagt - und ausnahmslos Schimpfworte. Er hatte Ränke geschmiedet, um sie aus der Abteilung hinauszubekommen, hatte sogar finstere Gerüchte über eine Untersuchungskommission in Umlauf gebracht, als sie einen wichtigen Hinweis in einem leichten Fall übersehen hatte.
    Aber allmählich wurde sie besser in ihrer Arbeit, bis sogar er gezwungen gewesen war, das anzuerkennen. Bald waren sie ziemlich häufig erfolgreich.
    »Frauen sind meistens schreckliche Polizisten«, waren seine letzten Worte zum Thema, »aber du bist einmalig. Du bist nicht schrecklich, nur schlecht.« Für Wilson war das ein Kompliment, vielleicht das größte, das er jemals einem Kollegen gemacht hatte.
    Sie arbeiteten wie zwei Teile derselben

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