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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Appartement hinaus in den Korridor und öffnete die gegenüberliegende Tür.
    »Voilà: Das ist unser zweites Appartement. Meins benutzen wir als Wohnzimmer und das von Lukas als Schlaf- und Arbeitszimmer.«
    »Verstehe«, entgegnete Sabrina. »Deswegen auch nur das eine gemeinsame Klingelschild. Damit Sie beide in dem anderen Zimmer ihre Ruhe haben.«
    »Ja, aber Ruhe zum Lernen hat man hier trotzdem nicht«, antwortete sie seufzend.
    Tannenberg nickte verständnisvoll. »Deshalb waren Sie auch die letzten Tage bei Ihren Eltern.«
    Dieses Appartement war zwar vom Grundriss her genauso geschnitten wie das andere, jedoch fehlte der Balkon. Zudem war ein kleinerer Teil des Raums mit Hilfe eines schweren, dunklen Vorhangs vom Rest abgetrennt. Rechts stand ein mattschwarzes Metall-Doppelbett. Unmittelbar vor dem Fenster ein großer Schreibtisch.
    Neugierig schob Tannenberg den trägen Vorhang beiseite. Was er nun erblickte, erinnerte ihn unweigerlich an das Chaos-Zimmer seines Neffen Tobias. Denn in völligem Kontrast zu den beiden anderen, augenscheinlich von Leonie dominierten Räumlichkeiten, herrschte auf diesen wenigen Quadratmetern die blanke innenarchitektonische Anarchie: Links an der Wand stand ein halb geöffneter Kleiderschrank, in dem Jeans und Hemden wild durcheinander lagen oder hingen.
    Zwei nebeneinander angeordnete Schubladen waren weit herausgezogen und gewährten einen neugierigen Blick auf stark dezimierte, ungeordnete Socken- und Unterwäschebestände. Rechts daneben ächzte ein Stuhl unter der Last zweier Winterjacken. Ein unmittelbar davor sich auftürmender kleiner Berg Schuhe rundete den optischen Eindruck einer Caritas-Altkleider-Sammelstelle ab.
    Leonie schien Tannenbergs Rumpelkammer-Assoziationen zu erahnen, denn mit einem deutlich vernehmbaren Ausdruck der Scham in ihrer Stimme sagte sie: »Ich weiß, was Sie jetzt denken. Aber was soll ich denn machen? Lukas bestand von Anfang an darauf, einen eigenen Bereich in unserer Wohnung zu haben. Wir haben uns dann eben auf diese blöde Abtrennung geeinigt.«
    »Verstehe«, bemerkte Tannenberg in mitleidigem Ton.
    »Ich geh da eigentlich nie rein. Ich kann dieses heillose Durcheinander einfach nicht ertragen. Aber Lukas sagt, er braucht das für sein Studium und für seine Arbeit. Er nennt das immer ›konstruktives Chaos‹.« Sie seufzte tief auf. »So sind sie nun mal, diese verrückten Computerfreaks.«
    »Und was ist das für eine Arbeit?«, hakte Sabrina sofort neugierig nach.
    »Er jobbt im Wertstoffhof in der Pirmasenser Straße. Dort werden alle möglichen Elektrogeräte entsorgt, auch alte Computer.«
    »Ja, ja, ich weiß, wo das ist«, warf Tannenberg ein. »Irgendwann war ich schon mal dort. Da kann man nämlich auch kaputte Waschmaschinen hinbringen.«
    Leonie zeigte sich von dieser ziemlich überflüssigen Zwischenbemerkung völlig unbeeindruckt und führte derweil ihren Gedankengang zu Ende: »Bevor die Computer vernichtet werden, baut Lukas die noch funktionsfähigen Teile aus und montiert sie dann hier zu Hause mit gekauften Teilen wieder zu neuen Computern zusammen.«
    »Ach, so, verstehe. Und die verkauft er dann«, entgegnete Tannenberg, der nun direkt vor einem mit mehreren Computerbildschirmen und sonstiger Hardware beladenen, breiten Holzschreibtisch stand, der ihn aufgrund seiner beeindruckenden Größe unweigerlich an einen Tapeziertisch erinnerte.
    Links neben dem Tisch türmte sich wie eine Miniatur-Schrotthalde ein wild zusammengeworfener Haufen aus Towergehäusen, Keyboards, Mäusen, Druckern und diversen Kabelschlangen auf. Unmittelbar darüber hing ein schiefes großformatiges Poster mit dem Spruch ›Nur die Kleingeistigen halten Ordnung – Genies durchblicken das Chaos‹.
    »Will diese alten Kästen denn überhaupt irgendjemand haben?«, führte Tannenberg seinen noch nicht abgeschlossenen Gedankengang fort.
    »Ja, natürlich. Diese getunten Dinger sind nämlich viel billiger als die im Geschäft, aber mindestens genauso gut. Behauptet jedenfalls Lukas. Ich kenne mich damit ja nicht aus.«
    »Und wie läuft dieses Recycling-Geschäft?« Als er den verständnislosen Gesichtsausdruck Leonies registrierte, ergänzte er: »Ich mein: rentiert sich das finanziell? Der ganze Aufwand und so.«
    »Ja, auf alle Fälle«, antwortete die Studentin nicht ohne Stolz. »Die Gewinnspanne ist beträchtlich.«
    Tannenberg nahm auf dem Schreibtischstuhl Platz. »Leonie könnten Sie mal bitte den – oder vielmehr die Computer

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