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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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mehrere kleine Türme aufeinandergeschichteter Holzpaletten. Versetzt dahinter fristeten gefüllte Kompostsäcke ein recht unscheinbares Dasein. Ganz in der Ecke in einem größeren Drahtkäfig lagerten Unmengen verschiedenfarbiger Mülltüten. Daran schlossen sich mehrere in Reih und Glied angeordnete, orangefarbene Großcontainer an, die in einer freitragenden Hallenkonstruktion auf zu entsorgende Gegenstände warteten.
    Tannenberg und seine Begleiterin blickten sich suchend nach allen Seiten um. Sie konnten jedoch auf dem gesamten Gelände nicht ein einziges menschliches Wesen entdecken. Nur eine schwarze Katze aalte sich ein paar Schritte von ihnen entfernt in der prallen Sonne.
    Plötzlich hörten sie ein lautes Klopfen, das von rechts kommend an ihre Ohren drang. Reflexartig drehten sie ihre Köpfe in Richtung der helltönenden Geräuschquelle. Etwa zehn Meter von ihrem Standort entfernt hämmerte jemand von innen an die Fensterscheibe eines buntbemalten ehemaligen Bauwagens.
    Mit leicht zu entschlüsselnder Gestik forderte der Arm die Besucher zum Näherkommen auf. Dann erhob sich die dazugehörige Gestalt und war plötzlich nicht mehr zu sehen. Aber kaum einen Wimpernschlag später empfing ein jüngerer Mann die Ermittler an der Tür. Wort- und gestenreich forderte er sie auf, so schnell wie möglich in die kleine Hütte einzutreten.
    Gleich nachdem Tannenberg auf der Holzbank Platz genommen hatte, war ihm der Grund für das merkwürdig hektische Gebaren des Mannes schlagartig klar, denn unmittelbar neben der Tür verrichtete eine leise vor sich hinsummende Klimaanlage monoton ihre anstrengende Arbeit – mit durchaus vorzeigbarem Ergebnis, herrschte doch in der kleinen Blechhütte ein unerwartetes, überaus angenehmes Raumklima.
    Sabrina stellte zunächst ihren Chef und sich selbst kurz vor. Gleich anschließend kam sie zur Sache: »Kennen Sie einen gewissen Lukas Steiner?«
    »Ja, natürlich kenn ich den Lukas«, antwortete der junge Mann wie aus der Pistole geschossen. »Wieso?«
    »Beantworten Sie bitte unsere Fragen«, gab Sabrina forsch zurück.
    »Ist ja schon gut. Nur keine Panik. Man wird ...«
    »Los, machen Sie schon!«, warf Tannenberg scharf dazwischen. »Oder sollen wir Sie lieber gleich mit zu unserer Dienststelle nehmen?«
    Abwehrend warf der Mann seine Hände vor den Oberkörper. »Ist ja schon gut. Also: wir jobben hier zusammen. Außerdem studieren wir an derselben Uni und haben eine Bude im selben Wohnheim.«
    »Studieren Sie auch Informatik?«, fragte Tannenberg interessiert nach.
    »Nein, das fehlte mir gerade noch! Ich und ein Informatikstudium?« Er lachte auf. »Nein, ich studiere Architektur.«
    »Ach, so. – Wann haben Sie Herrn Steiner zum letzten Mal gesehen?«
    Der Student krauste die Stirn, warf seinen Blick grübelnd empor zum gewölbten, blaugrauen Blechdach. »Ich glaub am Donnerstag ... Ja, das war am Donnerstag. Am Nachmittag. Freitag hat er sich freigenommen, weil er mit Kumpels irgendwohin zum Surfen wollte. Und morgen Früh will er wieder hier antanzen.«
    »Und warum sind Sie nicht mitgefahren?«, stellte Tannenberg eine für die kriminalistische Ermittlungsarbeit nicht gerade sehr bedeutungsvolle Frage.
    »Ach, wissen Sie, ich bin nicht so der sportliche Typ. Ich beschäftige mich lieber mit Gehirn- als mit Muskeltraining: Mein Faible ist die Philosophie.«
    Dem sollte ich mal die Adresse des Herrn Rechtsmediziners geben, dachte Tannenberg, konzentrierte sich aber sogleich wieder auf die Befragung des jungen Mannes: »Was machen Sie beide hier denn eigentlich genau?«
    Der Student warf eine Hand in Tannenbergs Richtung. »Ach, das ist wirklich nichts Spektakuläres. Die Leute bringen uns ihre alten Elektrogeräte und wir bauen sie auseinander. Und dann führen wir die einzelnen Komponenten der Rohstoffverwertung zu. Na ja, Sie wissen schon: Recycling-Kreislauf eben. Wird aber ganz gut bezahlt. Und wir können die Arbeitszeiten immer flexibel unserem Studienplan anpassen.«
    »Nicht schlecht«, bemerkte Sabrina.
    »Manchmal ist sogar überhaupt nichts los. So wie heute, wo es den Leuten einfach viel zu heiß ist, um ihre kaputte Waschmaschine hierher zu schleppen. Die warten, bis diese brütende Hitze vorbei ist. An solchen Tagen haben wir dann einen ganz besonders lockeren Job.«
    Fette, trächtige Gewitterwolken hatten sich in den letzten Minuten vor die Sonne geschoben und die engen Häuserschluchten in schwarzgraues Dämmerlicht getaucht. Das bis vor kurzem noch

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