Wolfsfeuer (German Edition)
Blutdurst unterdrückt. Zumindest für eine kleine Weile.«
»Wie praktisch. Warum fühle ich mich nicht besessen?«
»Es dauert einige Zeit, bis der Dämon erwacht. Die meisten Opfer haben keinen Zugriff auf das hier.« Mandenauer wedelte wieder mit der Spritze. »Je öfter du tötest, desto mehr wird es dir gefallen. Bald schon würde es kein Zurück mehr geben, und du wolltest es auch gar nicht.«
Er steckte die Spritze ein, zog ein Blatt Papier aus einer anderen Tasche und legte es auf den Tisch. »Du wirst dir das hier ansehen.«
Obwohl Alex Zahnschmerzen davon bekam, sich von Edward herumkommandieren zu lassen, stand sie auf und durchquerte den winzigen Raum. Ihre Decke ließ sie, wo sie war; sie mochte es nicht, wie sie sich an ihrer prickelnden Haut anfühlte.
Das Fauchen, das sich beim Anblick der Zeichnung ihrer Kehle entrang, war nicht mal annähernd menschlich. Der Mann, den die Skizze porträtierte, war das auch nicht. Er war ein Werwolf gewesen, als er sie gebissen hatte.
»Wer ist er?«
»Julian Barlow.« Edward verzog seine schmalen Lippen. »Einer der ältesten Werwölfe, die ich kenne.«
Was erklärte, warum Edward eine Zeichnung anstelle eines Fotos mitgebracht hatte. Werwölfe konnten nicht auf Zelluloid gebannt werden. Jegliches Foto hätte aufgenommen werden müssen, bevor sie zu Werwölfen mutierten, was Alex im Hinblick auf Alana stutzen ließ.
»Barlow ist also keiner von Mengeles Wölfen?«, fragte sie.
»Nein.«
Edward zufolge – dem zu glauben sie geneigt war, nachdem er während des Zweiten Weltkriegs als Doppelagent fungiert hatte – hatte Hitler von Mengele eine Werwolf-Armee verlangt. Sein nicht minder psychopathisch veranlagter Kumpel hatte sie ihm gegeben.
Nachdem die Alliierten gelandet waren und begonnen hatten, über Frankreich in Richtung Deutschland vorzurücken, war der teuflische Arzt in Panik geraten und hatte alles freigelassen, was er in seinem Geheimlabor tief im Schwarzwald erschaffen hatte. Edward setzte seither alles daran, die Welt davon zu befreien.
Was Edward damals nicht gewusst, jedoch schnell entdeckt hatte, war, dass es schon lange vor Mengele Werwölfe gegeben hatte. Haufenweise.
» Was ist er?«, hakte Alex nach. »Woher kommt er? Wie lange existiert er schon?«
»Niemand weiß das.«
» Du auch nicht? Wie kann das sein?« Edward wusste alles, zumindest gab er das vor.
»Barlow ist mächtiger als jeder Werwolf, dem ich je begegnet bin. Er kann sich binnen eines Wimpernschlags verwandeln. Er kann so schnell rennen, dass er zu verschwinden scheint. Er kann Dinge geschehen lassen, allein indem er sie sich vorstellt.«
»Er ist also mehr als ein Werwolf?«
»Genau das sollst du herausfinden.«
»Ich arbeite nicht mehr für dich. Abgesehen davon habe ich ein kleines Problem mit meinem Schwanz.« Alex wackelte mit dem Hintern. Sie war noch immer nackt, und es war ihr noch immer egal.
»Er hätte dich umbringen können, aber das hat er nicht getan.«
»Der Tod wäre zu leicht gewesen. Er wollte, dass ich leide.«
Tatsächlich hatte er gewollt, dass sie verstand, und allmählich tat sie das auch. Sie war noch immer Alex, nur besser – und dass sie glaubte, besser zu sein und nicht verdammt, bereitete ihr eine höllische Angst.
»Ich weiß, dass du mich wieder in Ordnung bringen kannst«, platzte sie heraus. Sie hatte nur keine Ahnung, wie.
»Barlow ist dir gefolgt«, fuhr Edward fort, so als hätte sie nichts gesagt. »Er hat dies schon eine ganze Weile geplant.«
Als seine Worte in ihr Bewusstsein drangen, wogte der Zorn gleich einer Welle aus Eis direkt unter ihrer überhitzten Haut.
Das Gefühl war … fantastisch. Sie wollte über den Tisch springen, Edward an der Kehle packen und …
Alex rieb mit dem Daumen über die Stelle zwischen ihren Augen, wo ihr Puls noch immer stetig pochte. Wenn sie den Zorn zuließe, würde sie das wilde Tier in sich freisetzen. Sie musste mehrmals tief Luft holen, bevor sie wieder sprechen konnte.
»Du hast zugelassen, dass er mich beißt.«
Mandenauer bestritt es nicht; sie hatte es auch nicht erwartet. Bei Edward konnte man sich auf eine Sache, eine einzige Sache immer verlassen: Er würde tun, was immer nötig war, um die Monster zur Strecke zu bringen.
»Wir müssen jemanden in Barlows Rudel einschleusen.«
»Vergiss es.«
»Er heckt etwas aus, Alex.«
»Das tun Werwölfe immer.«
Edward verzog das Gesicht zu einer Grimasse, bei der sich bleiche Haut über scharfe Knochen spannte, was ihm fast
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