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Wolfsgesicht

Titel: Wolfsgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Fischer
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Familienpackung. Dazu 2 Stangen Weißbrot. Zufrieden steigt er ins Auto und fährt zurück. Aus Vorfreude reibt er sich die Hände.
    Wolfsgesicht
     
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Bob, der neben Cotta saß, sah Justus deutlich an, wie es in ihm arbeitete. Er war kurz davor, eine erste Analyse abzugeben, aber augenscheinlich wollte er den Erwachsenen den Vortritt lassen. Bob wusste, wie schwer ihm das fiel, aber es war auf alle Fälle klüger so. Zumal Justus ohnehin schnell in den Ruf kam, vorlaut und altklug zu sein. Bobs Blick fiel auf Peter, den Mrs Hardings Anwesenheit weiterhin ablenkte. Von ihm war kein Kommentar zu erwarten. Zurzeit beobachtete sein Freund die Psychologin, die mit ihrem silbernen Armreif spielte. Ihr Gehirn lief also ebenfalls auf Hochtouren. Das fiel auch Scott Ambler auf, der seine Vorgesetzte erwartungsvoll ansah. Bob betrachtete ihn genauer. Ein mittelgroßer, nett aussehender Mann um die dreißig mit einem gewinnenden Lächeln. Ob er seine Vorgesetzte wohl bewunderte? Sie war jünger als er, beruflich erfolgreicher, sie sah gut aus, war klug …
    »Nun?«, meinte Cotta und schaute fragend in die Runde.
    »Kindesentführung«, sagte Mrs Harding. »Jetzt dürfte der Fall eine andere Dimension bekommen. Der Mann scheint sich sehr sicher zu fühlen.«
    »Nein«, fuhr Justus dazwischen. »Der täuscht das doch nur vor, Mrs Harding. Ich glaube nicht an eine Kindesentführung. Eine Bedeutung, die wir dem Text geben. Ein falscher Kontext, der uns irreführen soll. Sehen Sie das nicht? Die Zeitungsüberschrift. Ein einsamer Junge. Die Lage im Keller. Alles Worte, die uns auf falsche Fährten lenken sollen. Auch im ersten Brief hatte der Schreiber einen falschen Zusammenhang evoziert!«
    Mit gemischten Gefühlen war Bob den Ausführungen seines Freundes gefolgt. ›Evozieren‹! Was für ein Wort! Das hieß wohl so etwas wie hervorrufen. Er blickte zu Mrs Harding. Allein Justus’ pure Anwesenheit schien sie bereits aufzuregen. Das war ihr deutlich anzumerken. Er musste jetzt eingreifen, bevor sich Mrs Harding provozieren ließ. »Du meinst, dass er blufft, dass er etwas ganz anderes vorhat, Justus?«, fasste Bob schnell zusammen. Er wandte sich an Cotta. »Gibt es denn überhaupt ein entführtes Kind?«
    Cotta nickte nachdenklich. »Vielleicht. Seit gestern wird in Los Angeles ein Junge vermisst: 12 Jahre alt, Sohn einer Schauspielerin. Aber von einer Entführung war bisher noch nichts bekannt.« Er kramte in seiner Jacketttasche. »Ich habe doch heute Morgen ein Foto von ihm eingesteckt …«
    »Dieser Brief ist eine Art Bekennerschreiben«, sagte Mrs Harding kühl und ohne Justus anzublicken. »Möglicherweise hat er den Jungen gekidnappt und macht sich nun über uns lustig. Warum sollen wir das nicht so deuten können?« Mrs Harding lächelte Justus schräg an. »Und außerdem war auch im ersten Brief nicht alles gelogen. Nun, was hat Wolfsgesicht denn deiner Meinung nach vor, Julius Jonas?«
    Justus saß jetzt aufrecht. Sein Gesicht war rot angelaufen. »Ich weiß es leider auch nicht!«, rief er. »Aber Sie haben voreilig geschlussfolgert, Mrs Harding! Wolfsgesicht spielt mit uns! Und zwar Katz und Maus! Sie als Psychologin müssen das doch erkennen!«
    Mrs Harding konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Vorschnell geschlussfolgert, wie? Was bildest du dir eigentlich ein?«, donnerte sie. »Hör mal zu, du … Schuljunge, wer von uns ist denn hier der Experte? Du sitzt herum und redest so altklug daher wie deine eigene Großmutter!«
    »Aber, Mrs Harding«, versuchte der Inspektor zu beschwichtigen.
    »Meine Großmutter spricht überhaupt nicht mehr«, bemerkte Justus trocken. »Sie ist seit vielen Jahren tot.«
    Die Psychologin räusperte sich. »Entschuldigung«, sagte sie. Sie wandte sich an Cotta. »Aber ich denke, Inspektor, wir sollten auf die Mithilfe der Jungen verzichten. Schon zu ihrem eigenen Schutz. Bei einem Diebstahl mag es ja noch angehen, aber bei einer Kindesentführung …«
    »… die nicht bewiesen ist«, unterbrach sie Justus, doch Mrs Harding ließ sich nicht mehr beirren: »… bei einer Kindesentführung wird die Sache entschieden zu heiß!« Zur Untermalung ihrer Ansicht schlug sie mit der Hand auf den Tisch. Cotta war beeindruckt, Peter sah sie überrascht an.
    Da meldete sich Scott Ambler, der die ganze Zeit interessiert zugehört hatte, zu Wort. »Aber, Mrs Harding, mit den Jungs, andererseits ist es doch ganz erfrischend …«
    »Mr Ambler«, unterbrach

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