Wolfsgesicht
ja? Du willst wohl lieber neben deiner neuen Flamme sitzen und Händchen halten, dass sie nicht wieder explodiert?«
»Halt doch die Klappe!« Peter war aufgesprungen. »Du bist ja nur eifersüchtig. Ich finde sie cool, na und? Und wenn du nicht so klugscheißen würdest, wäre alles nur halb so schlimm!«
»Mensch, Peter. Es lag nicht am Klugscheißen, wie du es nennst. Die blöde Kuh hat uns ausgebootet, weil sie mich nicht leiden kann, und …«, Justus fixierte den Zweiten Detektiv, »… damit Wolfsgesicht ihrem lieben kleinen Peter ja nichts antut.«
Peter rang nach Luft. »Blödsinn! Dass der Fall zu gefährlich sein würde war doch nur ein Vorwand, weil ihr dein Gequatsche auf die Nerven ging! Ich hätte einfach sitzen bleiben sollen!«
»Ja, haha, und zwar als ihr Schoßhündchen!«
Peter griff zum Mousepad, Bob wollte dazwischenspringen, doch es war schon zu spät. Das Mousepad segelte durch die Luft und prallte gegen den Präsidenten. »Neeiin!«, flüsterte Bob. »Er fällt vom Sockel!« Mit einem dumpfen Knall landete der Präsident auf dem Boden. Mehrere Gipsteile spritzten durch den Raum. »Hört endlich auf«, brüllte Bob in einer Lautstärke, die selbst ihn überraschte. »Seht nur, was ihr anrichtet. Am besten, ihr geht raus und prügelt euch auf dem Hof weiter! Dann aber richtig!« Er schnappte nach Luft. »Ich jedenfalls finde euch zum Kotzen!«
Justus und Peter sahen sich an und grinsten plötzlich.
»Starker Auftritt«, sagte Peter. »Mannomann!«
»Alle Achtung«, antwortete Justus. »Wirklich, sehr beeindruckend, Bob. Also, Peter: Dann müssen wir ja wohl. Frieden?«
»Okay, Frieden.«
Bob hüstelte, bückte sich und schob mit der Hand die größeren Gipsteile zusammen. »Der Präsident ist abgestürzt«, sagte er, »wenn das mal kein schlechtes Zeichen ist.«
»Tja, dann müssen wir uns doch die Schöne Helena besorgen!« Peter zuckte mit den Schultern. »Die stellen wir dann aber hinter Sicherheitsglas.«
Justus reckte sich. »Schon gut, schon gut«, sagte er. »Ich gehe nachher wieder über den Schrottplatz und schau mich nach was Preiswertem um.«
Nachdem der Frieden wiederhergestellt war, wurden sie sich schnell einig, Cottas Einladung anzunehmen und am Abend das Polizeifest zu besuchen. Angesichts der Tatsache, dass wohl kaum ein Fest sicherer sein konnte als im Zentrum der Polizeigewalt von Rocky Beach, hatten auch ihre Eltern nichts dagegen, dass es etwas später werden würde. »Zu viel trinken werden die ja nicht«, hatte Bobs Vater kommentiert und seine Mutter hatte hinzugefügt: »Eine drogenfreie Zone ist es bestimmt auch.«
»Aber die Musik wird ätzend«, ergänzte Bob. »Vielleicht sollte ich noch ein paar von meinen neuen CDs einpacken.«
»Aber bitte nicht gerade die, die bei dir den ganzen Tag laufen«, entgegnete seine Mutter. »Sonst ist die Fete vorbei, bevor sie überhaupt angefangen hat.«
Bob zog ein Gesicht. »Die Zeiten ändern sich, Mom. Eure Eltern waren mit eurem Musikgeschmack doch auch nicht immer einverstanden.«
Bobs Vater nickte und nahm seine Frau in den Arm. »Das stimmt allerdings! Weißt du noch, Mrs Andrews, wie wir damals …«
Bob zog sich diskret zurück. Die Heldentaten seiner Eltern interessierten ihn im Moment nur am Rande. Wichtiger war, was er an dem Abend anziehen sollte. Wie erschien man bloß zu einem Polizeifest? Er entschied sich für seine neuen Jeans und Hemd. Die Krawatte schob er schnell wieder zurück.
Pünktlich um sechs traf er bei Justus ein. Der Erste Detektiv saß in der Küche und trank einen Orangensaft. Bob musste schmunzeln: Auch er hatte Jeans und ein frisches Hemd gewählt. Tante Mathilda bot Bob gerade ein Glas an, als es schon wieder klingelte. Es war Peter. Er war zweifellos der Schickste von allen und hatte sogar seine berüchtigte Blumenkrawatte umgelegt. »Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«, empfing ihn Justus und bohrte ihm seinen Zeigefinger in die Brust.
Entschlossen schob Peter den Arm seines Freundes zurück. »Na, wo doch sogar der Bürgermeister kommt …«
Das Telefon unterbrach seine Erklärung. Justus sprang auf und hatte nach dem Hörer gegriffen, noch ehe seine Tante reagieren konnte.
»Wenn es klingelt, ist Justus immer der Schnellste«, kommentierte sie. »Ich habe einfach keine Chance.« Als sie mitbekam, dass der Anruf nicht ihr galt, verschwand sie diskret im Wohnzimmer, um Onkel Titus vor dem Fernseher Gesellschaft zu leisten. Umso neugieriger lauschten die beiden Freunde
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