Wolfsgesicht
sich ihm neugierig zu.
»Nun, ich weiß nicht, ob es wirklich Rodder ist«, antwortete Justus bedächtig. »Denn Peter hat gesagt, er hätte sich bereits an Rodders Haus hinter ihn geklemmt.«
»An seinem Haus?« Die Überraschung stand Bob ins Gesicht geschrieben. »Aber das habe ich doch bereits getan! Gibt es denn zwei Rodders?«
Justus nickte. »Ich halte es jedenfalls für sehr unwahrscheinlich, dass Rodder zu seinem Haus zurückkehrt, nur um wieder neu zu starten.«
»Ich hoffe, ihr Detektive seid noch auf der richtigen Spur.« Mr Ambler schritt zum Bett und nahm sich eines der Handys. »Wie dem auch sei«, sagte er mit einem Blick auf den Fernseher, »Mr President ist gleich hier. Ich muss jetzt los.« Er ging zur Tür und drehte sich kurz um. »Tschüss, Jungs!«
Justus und Bob blickten ihm erstaunt nach. »Das war aber ein schneller Abgang!«, murmelte Bob und wandte sich wieder dem Geschehen auf dem Fernsehschirm zu. »Verdammt, wo ist denn der Wagen des Präsidenten?«
»Weg«, sagte Justus. »Schau, die Kamera schwenkt ganz ziellos herum.«
»Mach doch mal lauter!«
»Wenn du nicht dauernd dazwischenreden würdest, könnten wir auch so alles verstehen.«
In dem Moment flog die Zimmertür auf. »Nur zu eurer Information«, rief Inspektor Cotta, »wir haben den Wagen des Präsidenten umgeleitet! Das Risiko ist zu groß.« Er betrat das Zimmer. »Wo steckt Ambler?«
»Rausgegangen«, antwortete Justus. »Auf den Platz.«
Cotta registrierte es ohne sichtbare Regung. »Ach, Justus, gib mir doch bitte mein Handy!«
Justus hüstelte. »Äh, Inspektor, kann ich es bitte noch einen Moment behalten? Peter müsste gleich anrufen.«
»Ich habe jetzt wirklich andere Sorgen!« Noch während Cotta den Kopf schüttelte, piepste das Telefon und Justus schnappte sich das Gerät. »Ja? … Hä? … Peter? Justus hier, Justus Jonas, wollen Sie Inspektor Cotta sprechen? … Hallo? … Hallo! … Wer sind Sie denn?« Er nahm das Telefon vom Ohr. »Aufgehängt«, sagte er und reichte es dem Inspektor. »Er hat einfach aufgehört zu sprechen.«
Cotta zuckte mit den Schultern. Er tippte eine Nummer und hielt plötzlich inne. »Das ist nicht mein Handy«, knurrte er und drehte es in der Hand. »Verdammt, das ist Amblers! Er hat es verwechselt!«
Für einen Moment wirkte Justus, als sei er erstarrt. Dann endlich bewegte sich seine Hand an die Unterlippe, ein Zeichen, dass er intensiv nachdachte. »Los, Bob!«, rief der Erste Detektiv. »Mir nach!«
»Wieso, Just? Wohin denn?«
»Später! Beeil dich!«
Der Wolf zeigt die Krallen
Peter verließ rasch die Telefonzelle. Wenn der Mann in Grau, der eben aus dem Fast-Food-Restaurant gekommen war, etwas mit dem Anschlag auf den Präsidenten zu tun hatte, wurde es langsam Zeit: Inzwischen war es kurz vor halb zehn.
Peter war nun sicher, dass es sich um Rodder handelte. In der Nacht, als er in sein Haus eingedrungen war, hatte ihn der Mann in ähnlicher Kleidung überrascht. Nur trug er statt der Wolfsmaske nun die des Präsidenten.
Wolfsgesicht schritt zügig voran und wählte eine Richtung, die Peter erstaunte. Statt weiter ins Zentrum vorzudringen, entfernte er sich davon. Ob es abermals eine Finte war?
Sie durchliefen ein paar Straßen. Dann erreichte Wolfsgesicht ein parkähnliches Gelände, dessen Zentrum ein einstöckiges Flachdachgebäude bildete. Es war das Kunstmuseum, in dem die Griechenland-Ausstellung gezeigt wurde, von der Justus erzählt hatte. Doch an diesem Tag hatte das Haus geschlossen: Im Mittelpunkt allen Interesses stand der Präsident.
Angestrengt versuchte sich Peter zu erinnern, was der Erste Detektiv über die Ausstellung erzählt hatte. Die ›Schöne Helena‹, eine wertvolle Figur, deren Gegenstück ›Paris‹ vor Jahren verschwunden war, galt als die Attraktion des Museums. Was hatte sie mit Rodder zu tun?
Inzwischen hatte Wolfsgesicht das Gebäude umrundet und war auf einem unbebauten Gelände verschwunden, auf dem allerhand Müll abgeladen war. Bedachtsam arbeitete sich Peter durch das wuchernde Buschwerk, als er plötzlich etwas aufblitzen sah. Er stoppte und bog vorsichtig einen Ast zur Seite.
Wolfsgesicht war nur wenige Meter entfernt. Er hatte einen Baum erklommen und zielte mit einem Gewehr in den Park. Ein kurzer dumpfer Knall, noch einer. Dann stieg der Mann herunter, versteckte die Waffe in den rostigen Überresten eines Kühlschranks und kletterte wieder auf den Baum. Von dort aus sprang er in den Park.
Kurz entschlossen lief
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