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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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seinem Vorfahr einen vorwurfsvollen Blick zu.
    John rieb sich die Stirn und drehte sich weg.
    King holte aus und schlug Adam mit der flachen Seite seiner großen, kräftigen Hand gegen die Brust. Adam taumelte nach hinten. „Du wirst aufhören, ihn zu quälen“, knurrte er. „Er hat schon genug gelitten.“
    „Es wird niemals genug sein.“ Adam verschwand nach draußen und kam nicht mehr zurück.
    „Er hat recht“, meinte John leise.
    „Nein“, erwiderte King. „Das hat er nicht.“
    Edward senkte sein Gewehr. „Ich werde mich jetzt auf die Suche nach Ihrer Schwester begeben. Falls ich sie aufspüre, rufe ich Elise an. Sie kann versuchen, sie zu heilen, aber wenn es nicht klappt, muss ich sie töten.“
    „Nein.“ Edward seufzte ungeduldig, deshalb sprach ich schnell weiter. „Wenn es nicht klappt, lassen Sie John sie töten.“
    Edwards verwaschen blonde Brauen zuckten nach oben, aber nachdem er mir mehrere Sekunden forschend ins Gesicht gestarrt hatte, willigte er mit einem knappen Nicken ein.
    Elise stand hinter John. Er sah sie nicht an, sondern blickte weiter durch die zerbrochene Fensterscheibe zum Mond. Sie machte Anstalten, seine Schulter zu berühren, besann sich jedoch gerade noch rechtzeitig eines Besseren. „Ich werde weiter nach einem Heilmittel forschen. Irgendetwas muss es geben.“
    „Möglich“, entgegnete er, doch klang er dabei nicht zuversichtlicher als sie.
    Edward wandte sich zum Gehen, und als Elise ihm folgte, lief ich ihr hinterher. Der alte Mann stieg in den Wagen, hinter dessen Steuer Adam wartete. Ich rief leise Elises Namen, und sie blieb stehen.
    „Irgendetwas ist da zwischen euch beiden“, konfrontierte ich sie.
    Elise legte den Kopf schräg und sah mir in die Augen. „Ich weiß, was er durchmacht. Aus eigener Erfahrung.“
    „Sie waren nicht vom Bösen besessen.“
    „Nein, trotzdem habe ich getötet. Damit muss ich leben. Genau wie er.“
    „Er hat meine Schwester auf dem Gewissen.“
    „Das stimmt. Ich war nie auf dieselbe Weise besessen wie Henri, deshalb kann ich nicht sagen, wie das ist. Aber ich habe Hunderte von Werwölfen untersucht, und sie sind nicht mehr so, wie sie als Menschen waren.“
    Ich dachte an Sullivan und konnte ihr nur zustimmen. Allerdings …
    „Henri war schon grausam, bevor er zu einem Werwolf geworden ist.“
    „Ich weiß. Aber wie er sagte: Er ist jetzt John. Er hat sich verändert. Eineinhalb Jahrhunderte können viel bei einem Menschen bewirken.“ Sie lächelte trocken. „Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, dass auch er gegen seinen Willen zu einem Werwolf gemacht wurde. Ein Fluch ist ebenso eine Nötigung wie ein Biss.“
    „Nach allem, was man mir über Henri erzählt hat, dürfte er sich über das, was ihm widerfahren ist, eher gefreut haben.“
    „Wir werden das nie mit Sicherheit wissen, weil Henri schon vor langer Zeit gestorben ist.“
    Elise stieg in den Wagen, und sie fuhren ab. Zurück im Rising Moon stellte ich fest, dass King verschwunden war; John und ich waren allein.
    Das GESCHLOSSEN-Schild würde an der Tür bleiben, bis der Glaser die hastig zusammengezimmerte Konstruktion vor dem zerbrochenen Fenster ersetzt hatte. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich heute Nacht nicht hierbleiben würde. Vielleicht würde John mich ja bei sich schlafen lassen.
    Ich blinzelte angesichts dieses Plans, von dem ich bis dato noch nicht mal gewusst hatte, dass er mir im Kopf herumschwirrte.
    Während Elise und Edward darum kämpften, in John jeden anderen, nur nicht Henri zu sehen, und Adam daran scheiterte, in ihm etwas anderes als seinen bösen Großvater zu erkennen, hatte ich John immer nur als John gesehen. Sein Geheimnis, seine Vergangenheit, seine frühere Identität entdeckt zu haben, änderte daran nichts. Der Mann, den ich kennen- und lieben gelernt hatte, war eine andere Person als die, die als ein Ruelle geboren, gestorben und wiedergeboren worden war.
    „Nimm mich mit zu dir nach Hause“, bat ich ihn leise.
    Johns Augen weiteten sich vor Überraschung. „Wie kannst du mich auch nur ansehen, nachdem du weißt, dass ich deine Schwester getötet habe?“
    „Das warst nicht du, sondern Henri.“
    John streckte mir seine schönen, begabten Hände entgegen. „Die hier verwandeln sich bei Halbmond in Pfoten, genau wie sie es bei Henri taten.“ Eine Hand schnellte nach vorn und schloss sich um meinen Hals. „Woher willst du wissen, dass ich dir nicht die Kehle rausreißen werde?“
    Ich hob meine eigene Hand,

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