Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
zu bemerken, obwohl sie ihm direkt ins Gesicht sah, genauso, wie sie auch nicht zu bemerken schien, daß Narishmas Hände um sein Schwert lagen, als sie einen Finger unter sein Kinn hielt und seinen Kopf von einer Seite zur anderen wandte, bevor er zurückweichen konnte.
    »Welch wunderschöne Augen«, murmelte sie. Narishma blinzelte unsicher, und Dashivas höhnisch verzogene Lippen wurden zu einem unangenehmen Grinsen, das seinen vorherigen Ausdruck vergleichsweise unbeschwert erscheinen ließ.
    »Unternehmt nichts«, fauchte Rand. Dashiva besaß die Frechheit, ihn finster anzublicken bevor er plötzlich eine Faust zu dem Gruß auf die Brust preßte, den die Asha'man benutzten. »Was wollt Ihr hier, Cadsuane?« fragte Rand erneut. »Seht mich an, verdammt!«
    Sie wandte zumindest den Kopf. »Ihr seid also Rand al'Thor, der Wiedergeborene Drache. Ich hätte gedacht, daß sogar ein Kind wie Moiraine Euch einige Manieren beibringen könnte.«
    Riallin steckte den Speer aus ihrer rechten Hand zu jenen hinter ihrem Schild und vollführte schnell die Zeichensprache der Töchter des Speers. Dieses Mal lachte niemand. Dieses eine Mal war sich Rand sicher, daß sie sich nicht über ihn lustig machten. »Beruhigt Euch, Riallin«, sagte er und hob eine Hand. »Beruhigt Euch alle.«
    Cadsuane beachtete auch das Gebärdenspiel nicht und lächelte Berelain zu. »Das ist also Eure Berelain, Annoura. Sie ist schöner, als ich gehört hatte.« Sie vollführte mit geneigtem Kopf einen tiefen Hofknicks, der aber irgendwie keinerlei Ehrerbietung beinhaltete, keinen Hinweis darauf, daß sie niedriger gestellt war. Es war tatsächlich nur Höflichkeit, nicht mehr. »Mylady Erste von Mayene, ich muß mit diesem jungen Mann sprechen, und ich würde Euren Berater gern dabeihaben. Ich habe gehört, daß Ihr hier viele Pflichten übernommen habt. Ich möchte Euch nicht davon abhalten.« Es war eine überdeutliche Entlassung, fast als hätte sie ihr bereits die Tür aufgehalten.
    Berelain neigte anmutig den Kopf, wandte sich dann geschmeidig zu Rand um und breitete ihre Röcke in einem tiefen Hofknicks aus. »Mein Lord Drache«, sagte sie, »ich erbitte Eure freundliche Erlaubnis, mich zurückziehen zu dürfen.«
    Rands daraufhin erfolgende Verbeugung geriet nicht so geübt. »Es sei Euch gewährt, was Ihr wünscht.« Er bot ihr seine Hand, um ihr hochzuhelfen. »Ich hoffe, Ihr werdet meinen Vorschlag überdenken.«
    »Mein Lord Drache, ich werde Euch dienen, wo immer und wie immer Ihr es wünscht.« Ihre Stimme klang wieder wie reiner Honig. Wegen Cadsuane, vermutete er. Ihr Gesicht wies sicherlich nicht auf die Absicht zu schäkern hin, sondern zeigte nur Entschlossenheit. »Denkt an Hanne«, fügte sie im Flüsterton hinzu.
    Als sich die Tür hinter Berelain schloß, sagte Cadsuane: »Es tut immer gut, Kinder spielen zu sehen, meint Ihr nicht auch, Merana?« Merana starrte sie an und blickte dann zwischen Rand und der grauhaarigen Schwester hin und her, Annoura wirkte, als hielte nur Willensstärke sie noch aufrecht.
    Die meisten der Töchter des Speers folgten Berelain hinaus, offensichtlich überzeugt, daß es kein Attentat geben würde, aber Riallin und zwei andere blieben, noch immer verschleiert, vor der Tür stehen. Vielleicht war es Zufall, daß eine Tochter des Speers auf jeweils eine Aes Sedai kam. Dashiva glaubte anscheinend ebenfalls, daß alle Gefahr vorüber war. Er lehnte sich an die Wand zurück, einen Fuß aufgestützt, die Lippen leicht in Bewegung, die Arme gekreuzt, und beobachtete offensichtlich die Aes Sedai.
    Narishma sah fragend zu Rand, aber dieser schüttelte nur den Kopf. Die Frau versuchte ihn bewußt herauszufordern. Die Frage war, warum sie einen Mann herausfordern sollte, von dem sie wußte, daß er sie dämpfen - oder töten - konnte, ohne sich anzustrengen? Lews Therin murmelte dasselbe. Warum? Warum? Rand betrat das Podest, nahm das Drachenszepter vom Thron auf und setzte sich hin, um abzuwarten, was geschehen würde. Die Frau würde keinen Erfolg haben.
    »Ziemlich überladen, findet Ihr nicht?« sagte Cadsuane zu Artnoura, während sie sich umsah. Abgesehen von all dem anderen Gold verliefen auch breite goldene Bänder über den Spiegeln an den Wänden entlang. »Ich wußte noch nie, ob Cairhiener oder Tairener schlimmer übertreiben, aber beide könnten Ebou Dari - oder sogar einen Kesselflicker - vor Scham erröten lassen. Ist das ein Teetablett? Ich hatte gern welchen, wenn er frisch und heiß

Weitere Kostenlose Bücher