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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hervorkommen sollte, da die Clanhäuptlinge gegangen waren. Hervorkommen und herausfinden sollte, was gesagt worden war.
    »Denkt Ihr, sie glauben, daß ich an den Fäden der Aes Sedai tanze?« fragte er.
    Der junge Narishma zuckte zusammen. Er war in Wahrheit kaum alter als Rand, aber er hatte den Blick eines fünf oder sechs Jahre jüngeren Mannes. Er sah Merana an, als wüßte sie die Antwort, und bewegte unbehaglich die Schultern. »Ich ... weiß es nicht, mein Lord Drache.«
    Dashiva blinzelte und hörte auf, vor sich hin zu murmeln. Er neigte den Kopf wie ein Vogel und sah Rand von der Seite an. »Ist es wichtig, solange sie gehorchen?«
    »Es ist wichtig«, sagte Rand. Dashiva zuckte die Achseln, und Narishma runzelte nachdenklich die Stirn. Sie schienen beide nicht zu verstehen, aber vielleicht könnte man Narishma darauf hinführen.
    Hinter dem Podest des Throns übersäten Landkarten den Steinboden, zusammengerollt oder gefaltet oder ausgebreitet, wo Rand sie liegengelassen hatte. Er verschob einige mit seiner Stiefel spitze. Er mußte sich um so vieles gleichzeitig kümmern. Um das nördliche Cairhien und die Brudermörders Dolch genannten Berge, sowie die Region rund um die Stadt. Um Illian und die Ebenen von Maredo bis zu Far Madding. Um die Insel Tar Valon und alle umgebenden Städte und Dörfer. Um Ghealdan und einen Teil von Amadicia. In seinem Kopf war Bewegung und Farbe. Lews Therin stöhnte und lachte in der Ferne, schwaches, wahnsinniges Gemurmel darüber, die Asha'man zu töten, die Verlorenen zu töten. Ihn selbst zu töten. Alanna hörte auf zu weinen, schneidende Qual - unter einer dünnen Schicht Zorn gebändigt. Rand fuhr sich mit den Händen durchs Haar und drückte sie dann fest gegen die Schläfen. Wie war es gewesen, als er noch allein in seinem Schädel war? Er konnte sich nicht mehr erinnern.
    Eine der großen Türen öffnete sich, und eine der Töchter des Speers, die im Gang Wache standen, kam herein. Riallin, mit lebhaft rotblondem Haar und unentwegt grinsend, wirkte in der Tat rundlich -jedenfalls für eine Tochter des Speers. »Berelain sur Paendrag und Annoura Larisen möchten den Car'acarn sehen«, verkündete sie. Ihre Stimme klang beim ersten Namen warm und freundlich, aber beim zweiten Namen kalt und tonlos, ohne daß ihr Grinsen schwand.
    Rand seufzte und öffnete den Mund, um sie herein zu beordern, aber Berelain wartete nicht. Sie stürmte herein, eine etwas ruhigere Annoura dichtauf. Die Aes Sedai scheute beim Anblick Dashivas und Narishmas leicht zurück und musterte neugierig Merana in ihrer Ecke. Nicht so Berelain.
    »Was hat das zu bedeuten, mein Lord Drache?« forderte sie zu wissen und schwang den Brief, den er ihram Morgen hatte zukommen lassen. Sie schritt heran und hielt ihm den Brief unter die Nase. »Warum soll ich nach Mayene zurückkehren? Ich habe hier in Eurem Namen gut regiert, und das wißt Ihr. Ich konnte es nicht verhindern, daß Colavaere sich selbst krönen ließ, aber zumindest habe ich sie daran gehindert, die von Euch erlassenen Gesetze zu ändern. Warum soll ich fortgeschickt werden? Und warum erfahre ich das brieflich? Nicht von Angesicht zu Angesicht? Man dankt mir brieflich für meine Dienste und entläßt mich wie einen Schreiber, der die Steuern eingetrieben hat.«
    Selbst wenn sie zornig war, war die Erste von Mayene eine der allerschönsten Frauen, die Rand je gesehen hatte. Schwarzes Haar fiel in glänzenden Wellen bis auf ihre Schultern und umrahmte ein Gesicht, das den Blick eines jeden Mannes auf sich zog. Ein Mann konnte in ihren dunklen Augen leicht ertrinken. Heute trug sie glänzende silberne Seide, dünn und anschmiegsam und eher geeignet, einen Liebhaber privat zu unterhalten. Tatsächlich hätte sie das Gewand nicht in der Öffentlichkeit tragen können, wenn der Ausschnitt auch nur noch einen Hauch tiefer gewesen wäre. Er war sich bei dem Anblick nicht sicher, daß sie es tun sollte. Als er den Brief schrieb, hatte er sich gesagt, er wähle diesen Weg, weil er zuviel zu tun und keine Zeit hatte, mit ihr zu streiten. Die Wahrheit war aber, daß er sie zu gern ansah. Aus irgendeinem Grund hatte er begonnen, etwas zu empfinden, was nicht direkt falsch, aber doch fast falsch war.
    Sobald sie auftauchte, begann Lews Therin leise zu summen, wie er es tat, wenn er eine Frau bewunderte. Rand merkte plötzlich, daß er sein Ohrläppchen rieb und erschrak. Er wußte instinktiv, daß das noch etwas war, was Lews Therin ohne nachzudenken

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