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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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nächsten Tag stand er mit einem Strauß Margeriten vorm Zaun und entschuldigte sich bei mir. Ich warf den Strauß auf den Kompost, da ich keine Vase hatte.
    Mitunter fällt es mir allerdings nicht leicht, hart zu bleiben.
    Am Wochenende, wenn meine Frau vom Einkaufen zurückkommt, muss ich mich stark zusammenreißen, um ihr nicht zu helfen, die schweren Tüten vom Auto ins Haus zu tragen. In der ersten Zeit meiner Eingewöhnung war es so schlimm, dass ich schnell ins Zelt gekrochen bin, wenn ich den Suzuki um die Ecke biegen sah. Inzwischen gelingt es mir, halbwegs entspannt auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, wenn Jutta keine zehn Meter von mir entfernt die Tüten ins Haus schleppt. In diesen Momenten kommt es mir so vor, als wäre die Zeit um sechzig Jahre zurückgedreht. Der Ehemann genießt den Feierabend bei einem kühlen Glas Pils, während die Ehefrau für ihre Lieben in der Küche schuftet. Aus dem Küchenfenster dringt jedoch längst nicht mehr Topfgeklapper und Bratenduft, sondern nur noch das Quietschen des Dosenöffners.
    Das alles ist ein bisschen wie Urlaub vom andauernden Geschlechterkampf, und ich frage mich besorgt, wie lange Jutta meine hartnäckige Verweigerung noch bereit ist hinzunehmen. Immer öfter kommt mir der Gedanke, dass mich meine Frau doch mehr liebt, als sie zugeben will. Aber ich brauche Beweise. Ich brauche eine klare Stellungnahme. Ich brauche ihren Freispruch, so sein zu dürfen, wie ich nun einmal bin.
    Mein Nichtstun löst indes die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Während die Männer meiner Haltung offene Bewunderung zollen, reagieren die weiblichen Passanten oft erschreckend aggressiv. »Glauben Sie eigentlich, dass Sie ein Vorbild sind, wenn Sie hier nur rumsitzen und nichts tun?«, rufen sie mir wütend über den Gartenzaun zu. Ich lasse mich auf solche Diskussionen aber gar nicht mehr ein. Wenn man erst anfängt, mit Frauen zu diskutieren, zieht man meistens den Kürzeren. Es herrscht bei ihnen ein seltsames Durcheinander aus Vernunft und Gefühl, dass man nie sicher sein kann, was gerade mehr im Vordergrund steht. Alle meine Versuche, dieses Chaos zu durchdringen und ein wenig Ordnung zu schaffen, endeten für mich stets mit einer klaren Niederlage. In den ersten Wochen nach meinem Einzug ins Zelt hatte ich mich noch bemüht, ihnen meinen Entschluss irgendwie verständlich zu machen. Dass ich einfach mal eine Auszeit benötigte und in Ruhe über alles Mögliche nachdenken wollte. Eine Ehe sei schließlich kein Gefängnis, und ich hätte ein Anrecht darauf, mein Leben auch mal ohne Zwänge frei gestalten zu können, ohne mich dauernd bei meiner Frau rückversichern zu müssen. Doch die Frauen zeigten sich uneinsichtig und warfen mir vor, meine »Prominenz« zu missbrauchen. Dabei konnte ich gar nichts dafür. Ich habe mich nicht um die Presse bemüht. Dass ich innerhalb weniger Wochen in allen maßgeblichen Medien als »Beispiel für den emanzipierten Mann« dargestellt worden bin, ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich wohne im Zelt, weil es mir guttut. Und es ist mir egal, ob ich Thema in Talkrunden bin, wo überwiegend von Frauen diskutiert wird, ob die Zukunft des Mannes im Vorgarten liegt. »Seit Sie hier zelten«, erklärte mir eine verbitterte Frau, »ist mein Mann nicht mehr derselbe.« Andere behaupteten, ihre Männer würden sich plötzlich kindisch verhalten und keinerlei Verantwortung mehr übernehmen. Wieder andere berichteten mir, dass ihre Männer in selbstgezimmerten Baumhütten lebten und jeden Geschlechtsverkehr verweigerten. »Na und«, sagte ich, »wenn es ihnen gefällt.« Es muss doch einmal klargestellt werden, dass auch der Mann seit Jahrhunderten in eine Rolle gedrängt wird, auf die er vielleicht gar keine Lust mehr hat. Womöglich ist der Rollentausch gegenwärtig die beste Lösung, um die Situation ein wenig zu entkrampfen. Man sollte uns Zeit und Raum geben, damit wir uns endlich nach unseren eigenen Vorstellungen frei entfalten können. In fernerer Zukunft halte ich die biologische Verschmelzung beider Geschlechter allerdings für die einzige Möglichkeit, die Angelegenheit dauerhaft zu befrieden. Erst wenn alle Unterschiede aufgehoben sind, kann man sich gegenseitig nichts mehr vorwerfen. Zum Glück werde ich dann nicht mehr auf der Welt sein.
    Vor kurzem habe ich im Spiegel unseres Badezimmers festgestellt, dass meine Haare zu verfilzen beginnen. Inzwischen reichen sie mir bis zu den Schultern. Einen Moment habe ich schon daran gedacht, sie

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