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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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bei geöffnetem Schlafzimmerfenster demonstrativ ihr Bettzeug aus und ging unter die Dusche. Als ich es mir mit einem Knäckebrot am Tisch gemütlich machte, roch ich frisch aufgebrühten Kaffee. Jutta wusste nur zu gut, dass ich für eine gute Tasse Kaffee auf den Großteil der abendländischen Kultur verzichten würde. Was sie nicht wusste, war, dass ich inzwischen die Dickköpfigkeit eines Esels besaß. Was ich noch nicht wusste, war, dass meine Frau mit Eseln beruflich seit Jahren vertraut war.
    Während ich ungerührt ins Knäckebrot biss und Jutta in der Küche frühstückte, sagte sie plötzlich einen Satz, der mich für mehrere Stunden in eine tiefe Krise stürzte. Sie sagte: »Wenn du Kaffee haben willst, meldest du dich einfach, ja?« Einfach so, als wäre nie etwas passiert. Als wären fünfzig Jahre Emanzipation spurlos an ihr vorübergegangen.
    Ich war schockiert. Warum sagte sie mir so etwas ausgerechnet jetzt, da ich mich an meine Lage gewöhnt hatte? Kaum hatte sie Urlaub, verwandelte sie sich in eine sorgende Hausfrau. Auf so eine Entwicklung war ich nicht vorbereitet gewesen.
    Gegen Mittag wurde es dramatisch. Ich hatte schon damit gerechnet, dass sie nicht aufgeben würde, und mich entgegen meiner Gewohnheit an den Zaun begeben, um ein wenig mit meinen Fans zu plaudern. Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass sie mein Lieblingsgericht zubereitete.
    »Möchtest du auch ein bisschen Nudelauflauf haben?«, fragte sie durchs Küchenfenster, als handelte es sich um eine Gericht, das mehrmals im Monat auf dem Speiseplan stand. Dabei hatte ich Nudelauflauf seit unserer Eheschließung kein einziges Mal gegessen. Aber woher wusste meine Frau überhaupt von meinem Lieblingsgericht? Ich fing an zu zittern. Meine Worte versagten. Ich begann Unsinn zu erzählen.
    »Lassen Sie sich nicht von Ihrem Weg abbringen«, flehte mich ein Mann an, als er merkte, dass ich langsam die Fassung verlor. »Sie dürfen Ihren Widerstand wegen einem Nudelauflauf jetzt nicht so einfach aufgeben. Wir haben schließlich auch für Sie gekämpft!«
    Ich war mir natürlich im Klaren, dass ich als Vorbild ausgedient hatte, wenn ich jetzt schwach wurde und den Nudelauflauf annahm. Ein Dutzend Blicke, darunter auch der des Vorsitzenden der Bernd-Wollmann-Kampfgemeinschaft, Herr Wündisch, der rasch herbeigeeilt war, als er von dem seltsamen Verhalten meiner Frau erfahren hatte, starrten mich verzweifelt an. In mir rumorte es. Es war mein Magen. Ich hatte Hunger. Ich hatte Hunger auf Nudelauflauf mit Speckwürfeln. Noch nie war ich vor eine abscheulichere Wahl gestellt worden. Widerstand oder Nudelauflauf?
    Und dann geschah es. Ein knappes, eigentlich kaum hörbares, beinahe nur hingehauchtes, für Jutta aber gleichwohl gut vernehmbares »Ja« entfloh meinen Lippen.
    Meine Fans stöhnten enttäuscht auf. Einer sank sogar bewusstlos zu Boden. Ich sah nicht mehr hin, drehte mich weg und trat wie ein Büßer mit hängenden Schultern ans Küchenfenster.
    Meine Frau reichte mir einen Teller mit Nudelauflauf. »Lass es dir schmecken«, sagte sie aufreizend lächelnd. Und in diesem Augenblick wusste ich, dass ich verloren hatte.
    Während ich den Nudelauflauf erleichtert herunterschlang, bemerkte ich auf der anderen Straßenseite Zoe. Sie lief gemeinsam mit dem kleinen Herrn Sartorius vom Kindergeburtstag spazieren, und es sah ganz so aus, als hätte sie einen neuen Kumpel gefunden. Insgeheim freute ich mich, dass sie nicht Gunnar, sondern den erfolglosen Wurstschnapper Sartorius zum Freund genommen hatte. Und es stimmte mich irgendwie hoffnungsvoll, dass sie das Spiel durchschaut hatte und ihren Piratencharakter trotzdem bewahrte. Als sie mich sah, winkten wir uns zu, und ich wünschte ihr leise viel Glück.
    Am Abend – ich hatte den ganzen Tag im Zelt gelegen und überlegt, wie es nun weitergehen sollte – kommt Jutta auf einmal mit einer Rose, die sie offensichtlich aus unserem Garten hat, ans Zelt.
    »Ich glaube, wir sollten uns wieder versöhnen«, sagt sie und überreicht mir kniend die Rose und gleich anschließend ein großes Stofftaschentuch, da ich bei solchen Ereignissen stets zu Tränen gerührt bin.
    Ich schnäuze mehrmals laut ins Tuch und schnappe nach Luft.
    »Darf ich zu dir reinkommen?«, fragt sie schüchtern. Weil ich vor Rührung nicht antworten kann, kriecht sie auf allen vieren ins Zelt und legt sich direkt neben mich.
    Eine Weile liegen wir still nebeneinander. Ich merke, wie mich die Müdigkeit überkommt. Wenn nicht

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