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World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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Hoffnungen waren zerbrochen – wie ein Schiff, das vom Sturm gegen eine Klippe geschleudert wurde. Garrosh Höllschrei war dieser Sturm gewesen, und die Klippe das schreckliche Grauen der Manabombe. „Jetzt habe ich zumindest einen Vorwand, mit ihm zu sprechen. Um … mich bei ihm zu entschuldigen. Ich war so harsch, als wir uns das letzte Mal trafen. Ich bedaure inzwischen vieles von dem, was ich gesagt habe. Ich … bedaure überhaupt vieles.“ Sie befestigte den prächtigen Streitkolben an ihrem Gürtel und nickte dann Kalec zu, dass sie bereit sei weiterzugehen.
    Hand in Hand schritten sie zwischen den Trümmern dahin, schweigend und respektvoll, und dann zog sich Jainas Herz plötzlich noch einmal zusammen. Dort lag die Leiche der Leidenden, an derselben Stelle, wo sie ihre Leibwächterin zuvor schon gefunden hatte, und daneben Aubrey und Marcus …
    „Ihre Leichen“, murmelte sie. „Sie wirken so …“
    „Unverändert“, beendete Kalec den Satz für sie. „Die arkane Energie ist von ihnen gewichen.“ Das war alles, was er sagte; jedes weitere Wort wäre auch überflüssig gewesen. Jaina erkannte, dass die Haare der Leidenden nicht wie Glasfasern zerbrechen würden, falls sie sie streichelte. Dieses Mal nicht.
    Unversehens traf sie eine neue Woge der Trauer. „Oh, Kalec … hätte ich Kinndy nicht berührt …“
    „Wir werden ihre Überreste einsammeln, Jaina, vorsichtig und voller Liebe“, erklärte der Drache, bevor sie sich in Selbstbeschuldigungen ergehen konnte. „Nach dem, was ich gehört habe, haben ihre Eltern ohnehin schon einen besseren Weg gefunden, ihr Gedenken zu ehren.“
    Plötzlich brach Jaina in sich zusammen. Ein scharfer Laut der Trauer und Hilflosigkeit brach aus ihrer Brust hervor, und bevor sie es überhaupt registrierte, hatte Kalecgos sie schon in die Arme genommen. Er hielt sie in dieser Umarmung, warm und fest, und während sie ihre Wange gegen seine Schulter presste und schluchzte, wiegte er sie sanft, als wäre sie ein kleines Kind. Aus dem gequälten Schluchzen wurde ein leises Weinen, und während sie ihrer Trauer freien Lauf ließ, hörte sie zweierlei: erst nur Kalecs beständigen Herzschlag in ihrem Ohr und dann seine Stimme … die ein leises, sanftes Lied sang.
    Sie verstand die Sprache nicht, in der er sang, aber das musste sie auch gar nicht. Es war ein Klagelied, süß und traurig, um der Gefallenen zu gedenken, ein Lied, das vermutlich schon vor Kalecs Geburt gesungen worden war, ja, wahrscheinlich sogar schon, bevor es überhaupt Aspekte gegeben hatte. Denn so sicher, wie ein neuer Tag aus der Nacht geboren wurde, starb er später im Abendgrauen. Nichts war älter als der Tod … außer dem Leben.
    Kalecs Stimme war ebenso wunderschön wie der Rest von ihm, und das Lied fand seinen Weg in ihre Seele und schenkte ihr Frieden. Sie spürte, wie er ihr die Lippen auf das weiße Haar drückte, einen liebevollen, zärtlichen Kuss, eine Geste des Trostes, für die er im Gegenzug nichts erwartete. Dennoch spürte Jaina, wie ihr Herz sich regte, selbst hier noch, an diesem so tragisch veränderten Ort. Eine gefühlte Ewigkeit hatte es kalt und hart in ihrer Brust gelegen, wie ein düsterer Diamant. Doch nun erwachte es wieder. Wie ein Same im Frühling war es vom kalten Eis des Winters erlöst, frei, Licht und Wärme entgegenzustreben.
    Sicher und sanft in Kalecs Armen gewiegt, musste sie plötzlich an die letzte Unterhaltung denken, die sie und Thrall als Freunde geführt hatten.
    Musstest du denn … geheilt werden?
    Wir alle müssen geheilt werden, ob wir uns nun dessen bewusst sind oder nicht , hatte Thrall geantwortet. Selbst, wenn wir nie eine Wunde davontragen, hinterlässt das Leben doch Narben auf unserer Seele, allein dadurch, dass wir es leben. Ein Partner, der in dir das sieht, was du wirklich bist, wirklich und vollständig – ah, das ist ein Geschenk, Jaina Prachtmeer … Auf welchem Pfad du auch unterwegs bist, wohin immer er dich führen mag – ich für meinen Teil habe herausgefunden, dass diese Reise viel angenehmer ist, wenn man einen Lebensgefährten an seiner Seite hat.
    Kalec hatte ihr dabei geholfen, sich zu heilen … und zwar nicht nur in Bezug auf die Wunden des einfachen Lebens. Er hatte sie in ihren besten und in ihren schlimmsten Augenblicken gesehen, hatte ihr den Weg zu ihrem wahren Selbst gewiesen, als sie in einem Labyrinth aus Verzweiflung und Zorn verloren gewesen war. Könnte er ihr Lebensgefährte sein, ebenso wie Aggra Thralls

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