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World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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selbst jetzt noch, bei Tageslicht. Jaina starrte erst zu dem verwundeten Himmel hoch, dann auf das offene Stadttor. Sie musste schlucken.
    Warme Finger schlossen sich um die ihren. Kalecs Berührung war zögerlich; er würde seine Hand sofort zurückziehen, falls sie das wollte. Doch sie wollte es nicht, und so gingen sie gemeinsam mit langsamen Schritten auf die Stadt der Toten zu.
    Da sie schon einmal durch das verwüstete Theramore gewandelt war, wähnte sich Jaina zumindest bis zu einem gewissen Grad auf den Anblick vorbereitet. Doch obwohl ihr das Bild der Zerstörung nun vertraut war, war es doch noch immer von einer fürchterlichen Tragik. Ihr Herz brach entzwei, wieder und wieder und wieder, als sie die Gefallenen sah. Die Gebäude standen noch immer krumm und schief, durch das Arkane verformt und teilweise zum Einsturz gebracht. Doch zumindest der Boden schien allmählich zu heilen, denn die Erde, die sie unter den Sohlen ihrer Füße spürte, fühlte sich nicht mehr so schrecklich falsch an.
    Jaina erschauderte, als sie einen kalten Lufthauch spürte, dann drehte sie sich fragend zu Kalecgos herum, der diesen Windstoß hervorgerufen hatte. Doch einen Moment später begriff sie – und eine Woge reuevoller Dankbarkeit durchströmte sie. Sowohl die Kälte als auch die Stärke des Windhauchs verhinderten, dass der Gestank der zahllosen Leichen sie überwältigte.
    „W-wir können sie doch nicht einfach hier liegen lassen“, sagte Jaina, wohl wissend, dass ihre Stimme zitterte.
    „Das werden wir auch nicht“, erwiderte Kalec rasch, in zuversichtlichem Tonfall. „Jetzt, da es sicher ist, können wir uns auf angemessene Weise von ihnen verabschieden.“ Er vermied ganz bewusst das Wort „Beerdigung“, denn von einigen Toten war gar nichts mehr übrig, was noch beerdigt werden konnte. Die Leichen, die bei ihrem ersten Besuch noch auf so widernatürliche Weise in der Luft geschwebt waren, hatten sich inzwischen der Schwerkraft ergeben und lagen auf dem Boden.
    Die Gegenstände hingegen, die beim letzten Mal so willkürlich über die Trümmer verstreut gewesen und ihr deshalb ins Auge gestochen waren, waren nun größtenteils geplündert worden. Kurz spürte sie eine Woge des Zorns in sich hochkochen, doch dann erkaltete dieses Gefühl wieder. Sie hatten die Horde zurückgeschlagen, zumindest fürs Erste, und sie hatten Garrosh dabei eine vernichtende, sogar beschämende Niederlage beigebracht. Sie war nicht hier, um sich Hass und Zorn hinzugeben, sondern um eine Bestandsaufnahme zu machen und zu trauern.
    Ihr Fuß rutschte aus, und sie verdrehte ihn sich ein wenig, als sie auf etwas trat, das teilweise im Boden begraben war, einen silbernen metallischen Gegenstand, auf dem sich nun das Sonnenlicht spiegelte. Jaina bückte sich, und als sie ihn aus dem Staub gezogen hatte, war sie verblüfft, und es überkam sie etwas, das schon beinahe Bewunderung nahekam. Als sie die ebenso wunderschöne wie uralte Waffe in die Höhe hob, fiel jeglicher Schmutz davon ab, als könnte etwas so Einfaches wie Erde sie gar nicht beflecken. Und einen Moment später sah sie wieder genauso neu aus wie an dem Tag, da man sie geschmiedet hatte. Voller Ehrfurcht hielt Jaina diese Waffe vor sich hin, doch sie glühte nicht in ihren Händen, wie sie es einst im Griff eines jungen Menschenprinzen und später auch in den Händen eines Taurenoberhäuptlings getan hatte.
    „Der Furchtbrecher“, murmelte sie und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich kann es nicht fassen.“
    „Eine beeindruckende Waffe“, bemerkte Kalec, während er den Streitkolben betrachtete. „Sie wurde von Zwergen geschmiedet, falls mich meine Augen nicht trügen.“
    „Richtig“, erwiderte Jaina. „Magni Bronzebart gab ihn Anduin, und er wiederum hat ihn an – Baine Bluthuf übergeben.“
    Kalec zog eine blaue Augenbraue nach oben. „Eines Tages musst du mir erzählen, wie es dazu kam.“
    „Eines Tages“, sagte sie mit einem Nicken. Es gab keinen Grund hinzuzufügen: aber nicht heute . „Wie merkwürdig, dass ich ausgerechnet diese Waffe finde.“
    „Das ist überhaupt nicht merkwürdig“, entgegnete Kalec. „Dies ist augenscheinlich ein magischer Streitkolben. Er wollte, dass du ihn findest.“
    „Damit ich ihn Anduin zurückgeben kann“, meinte sie, und einmal mehr verspürte sie Trauer wegen der Entwicklung, die die Dinge genommen hatten. Einst hatten sie alle drei, die sie mit dieser Waffe verbunden waren, große Hoffnungen gehabt. Doch diese

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