World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Lebensgefährtin war? Es schien unmöglich, diese Frage zu beantworten. Zurzeit gab es nur eine Sache, derer Jaina sich sicher war: Nichts war gewiss. Die Winde der Veränderung wehten, wie immer es ihnen beliebte.
Doch vorläufig war sie zufrieden. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf, und er erwiderte ihren Blick, während er die eine Strähne goldenen Haares streichelte, die ihr noch geblieben war.
„Rhonin“, sagte sie.
Kalec nickte. Als sie voneinander abließen, spürte Jaina einen kalten Wind zwischen ihnen hindurchstreichen, doch ihre Hand lag noch immer warm zwischen seinen Fingern. Langsam und bedächtig gingen sie auf den Krater zu, und sie schauderte, als sie an die letzten Momente im Leben des Erzmagiers denken musste – wie er sie durch das Portal geschoben hatte, während der Turm in sich zusammengefallen war, wie er zu violetter Asche geworden war, die der Wind inzwischen längst aufgewirbelt und in alle Ecken von Azeroth verteilt hatte.
„Sein Opfer war nicht umsonst“, erklärte Kalec, wie um sie daran zu erinnern. „Wäre die Wirkung der Bombe nicht zumindest ein wenig durch die Magie des Turmes eingeschränkt worden, hätte sie noch viel mehr Verwüstung angerichtet.“
„Er wollte Vereesa retten“, sagte Jaina. „Er wollte, dass sie überlebt … dass seine Kinder eine Mutter haben, auch wenn sie dafür ihren Vater verlieren mussten …“ Einen Moment lang versagte ihr die Stimme, dann fuhr sie fort: „Er kam hierher … weil ich ihn darum gebeten hatte.“ Sie wandte sich zu Kalecgos um. „Noch vor Kurzem habe ich mit aller Macht versucht, auf ein harmonisches Miteinander hinzuarbeiten. Ich fühlte mich auf verlorenem Posten, weil ich das Gefühl hatte, niemand wolle einen Frieden.“
„Willst du denn noch einen Frieden?“, fragte er.
Sie dachte einen Moment lang darüber nach, den Kopf auf die Seite geneigt, die Stirn in Falten. „Es ist nicht so, als ob ich ihn nicht länger wollte. Ich will schon Frieden. Ich bin nicht mehr so, wie ich vorher war – ich brenne nicht mehr darauf, Rache zu nehmen. Aber … ich bin auch nicht mehr die Frau, die so verzweifelt auf Harmonie zwischen Horde und Allianz gehofft hat. Es … es kann keine Harmonie geben, Kalec. Nicht, solange Garrosh die Horde anführt, und nicht nach dem, was er getan hat. Ich glaube nicht mehr, dass der Frieden die Antwort ist. Und das bedeutet … ich weiß nicht mehr, wo ich hingehöre.“
Er kräuselte seine Augenbraue. „Oh, ich denke, das weißt du durchaus!“
Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, aber dann erkannte sie, dass er recht hatte.
Sie wollte nach Hause. Nach Hause, also zu einem Ort, der einst eine Zufluchtsstätte voller Freude und Gewissheit gewesen war, bevor sie ihn widerstrebend verlassen hatte, um dem Ruf ihres Schicksals zu folgen. Ihr fiel wieder ein, was Kalec gesagt hatte: dass alles einen Rhythmus und ein Muster hatte. Vielleicht hatte sich der Kreis für sie nun ja geschlossen.
„Dalaran“, sagte sie. „Die Kirin Tor. Vor langer Zeit habe ich ihre Lehren gewissenhaft studiert. Es fühlt sich richtig an, jetzt dorthin zurückzukehren, mehr als je zuvor.“ Ihr Blick wanderte erneut über die Trümmer ringsum. „Rhonin hielt das ebenfalls für meine Bestimmung. Nicht zuletzt darum wollte er, dass ich überlebe. Er sagte mir, dass ich in seinen Augen die Zukunft der Kirin Tor wäre. Also sollte ich ihnen zumindest meine Dienste anbieten und ihnen die Chance geben, mich höflich abzuweisen.“
„Du bist erstaunlich mächtig geworden, ganz ohne ihre Hilfe“, erklärte Kalec. „Ich glaube, sie könnten sich glücklich schätzen, dich in ihren Reihen zu haben – und vermutlich wissen sie das auch selbst. Rhonin war gewiss nicht der einzige Magier, der so gedacht hat.“
„Und was ist mit dir, Kalec?“ Innerlich bereitete sie sich schon darauf vor, dass er sagte, er werde sie verlassen und wieder zum Nexus zurückkehren. Schließlich war er der Anführer des blauen Drachenschwarmes. Dort, wo er lebte, gab es keinen Platz für ein Mitglied der jüngeren Rassen.
„Nun … falls du nichts dagegen hast … würde ich dich gerne nach Dalaran begleiten.“ Sie konnte ihre Freude nicht verbergen, und als er dies bemerkte, lächelte auch er, seine Augen voll Wärme und Zuneigung. „Ich hoffe, das heißt, du hast keine Einwände.“
„Nein, ich … ich würde mich sogar sehr freuen. Aber was wird dann aus den blauen Drachen?“
Sein Lächeln verblasste. „Der
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