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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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diesem Zeitpunkt lautet »Eskalationskontrolle«. In seinem 1965 erschienenen Meisterwerk der Militärstrategie On Escalation ( Eskalation. Die Politik mit der Vernichtungsspirale, 1966) argumentierte Herman Kahn, wenn man das Ziel verfolge, einen Krieg kurz vor der völligen Zerstörung oder einer vernichtenden Niederlage des Gegners zu beenden, könne man das mit der Entscheidung signalisieren, was man angreifeund was nicht. Vielleicht will man signalisieren, dass man nur begrenzte Ziele verfolgt, damit die andere Seite nicht meint, man wolle ihr Land völlig verwüsten, und kämpft, als ob sie nichts zu verlieren hätte.
    Eine Eskalationskontrolle hat auch Konsequenzen für den Cyberkrieg. Eine Hackerattacke auf die Luftabwehr eines Landes würde die Führung dieses Landes zur logischen Schlussfolgerung verleiten, dass es bald aus der Luft angegriffen wird. Bei unserem Planspiel im Südchinesischen Meer waren amerikanische Flugzeugträger vor Ort. Wenn das chinesische Oberkommando gedacht hätte, die Flugzeugträger würden sich für Luftangriffe gegen China bereithalten, hätte es recht, wenn es präventive Maßnahmen ergreifen und die Flugzeugträger versenken würde. Ein Cyberangriff auf die Luftabwehrsysteme hätte daher einen kinetischen Krieg auslösen können, den wir eigentlich vermeiden wollten. Selbst der Versuch, in das Netzwerk einzudringen und Falltüren anzulegen und logische Bomben zu platzieren, hätte entdeckt und als Vorbereitung auf eine unmittelbar anstehende Bombardierung interpretiert werden können. Sich in die richtige Position für einen Cyberangriff zu bringen, hätte in einer Krise bereits das falsche Signal gesandt, es sei denn, man hätte diese Maßnahmen schon weit im Vorfeld getroffen.
    Herman Kahn, Thomas Schelling, William Kaufmann und die anderen »Wizards of Armageddon«, wie sie Fred Kaplan in seinem gleichnamigen Buch nannte, verbrachten viel Zeit mit der Überlegung, wie man eine nukleare Eskalation kontrollieren könnte – von den Spannungen, die zu einer Krise führen, über die Signale, die man übermittelt, bis zum Ersteinsatz und schließlich der Beendigung des Krieges. Nach Ansicht der Nuklearstrategen folgten die einzelnen Eskalationsstufen ursprünglich langsam aufeinander. Auf jeder Stufe sollten diplomatische Vorstöße unternommen werden, den Konflikt sofort zu beenden. Die Nuklearstrategen diskutierten auch über die bereits erwähnte »Eskalationsdominanz«. Bei dieser Strategie sagt die eine Seite vereinfacht ausgedrückt: »Wir wollen nicht mit kleinen Scharmützeln anfangen, die sich allmählich ausweiten. Wer gegen uns antritt, muss mit einem großen Kampf und schweren Verlusten rechnen.« Das ist, wie wenn man beim Poker alle Chips auf einmal setzt und hofft, dass der Kontrahent aufgibt, anstatt ebenfalls alles auf eine Karte zu setzen. Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied: In einem bewaffneten Konflikt überspringt man damit mehrere Stufen auf der Eskalationsleiter und fügt der anderen Seite massive Schäden zu. Man kombiniert diesen Schachzug mit der Drohung, dass man weiterhin erheblichen Schaden und große Verluste verursachen wird, es sei denn, die Kampfhandlungen würden sofort aufhören.
    Doch aufgrund der massiven Schäden könnte sich der Gegner veranlasst fühlen, es einem entsprechend heimzuzahlen. Oder der Gegner agiert rational und erkennt, dass zu viel auf dem Spiel steht und es weiterhin hohe Verluste geben wird. In der Übung zum Konflikt im Südchinesischen Meer entschloss sich die chinesische Volksbefreiungsarmee zur Eskalationsdominanz. Als Reaktion auf einen Hackerangriff auf die Stromversorgung im Südosten Chinas wurde nicht nur das Stromnetz an der amerikanischen Westküste lahmgelegt, sondern auch das Intranet des Verteidigungsministeriums angegriffen, die Datenbanken amerikanischer Finanzinstitute wurden beschädigt und zusätzliche konventionelle Truppen in das Krisengebiet am Südchinesischen Meer verlegt.
    Im weiteren Verlauf des Spiels musste die amerikanische Führung rasch abwägen, ob die USA bei der nächsten Eskalationsstufe mehr verlieren würden als China. Amerika befand sich im Nachteil, weil für die USA bei einer Fortsetzung des Netzkrieges mehr auf dem Spiel stand. Daher strebten die USA eine schnelle diplomatische Einigung an. Für China war die Eskalationsdominanz daher die richtige Taktik, denn sie führte den USA vor Augen, dass sie verwundbarer gegen Cyberanschläge sind und eine weitere Eskalation

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