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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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der Infrastruktur, sondern auch über einen Verteidigungsplan. Als klar war, dass ein Cyberkrieg begonnen hatte, wurden das chinesische Strom- und Schienennetz über ein netzwerkunabhängiges System gesteuert. Als die Chinesen ihre Kommunikationssatelliten verloren, hatten sie binnen einer Stunde ein Funknetz als Ersatz installiert. Kurz gesagt, China hatte seine alten Systeme nicht komplett demontiert und verfügte zudem über einen Plan, wie man sie in solchen Situationen wieder einsetzt.
    Das Planspiel zeigt Probleme und Entscheidungsmöglichkeiten auf und ermöglicht die Entwicklung einer Strategie für den Cyberkrieg. Allerdings wurde ein Aspekt noch nicht berücksichtigt. Wir haben bisher kaum über das Völkerrecht und andere Übereinkommen im Kriegsfall gesprochen. Welche internationalen Gesetze beziehen sich auf einen Cyberkrieg, und welche zusätzlichen multilateralen Abkommen wären, wenn überhaupt, in unserem Interesse?

KAPITEL SIEBEN
    Cyberfrieden?
    Die USA blockieren fast im Alleingang eine Rüstungskontrolle bei Cyberwaffen. Russland dagegen tritt eifrig für eine verstärkte Kontrolle ein, was durchaus eine gewisse Ironie hat. Angesichts der Gefahr einer Destabilisierung und der Nachteile eines Cyberkrieges für die USA könnte man meinen, dass sich die Vereinigten Staaten bereits ernsthaft mit möglichen internationalen Vereinbarungen zur Waffenkontrolle befassen, die das Risiko einschränken könnten. Doch seit die Regierung Clinton den russischen Abrüstungsvorschlag ablehnte, zählen die USA zu den hartnäckigen Gegnern einer Kontrolle von Cyberwaffen.
    Um ganz offen zu sein, sollte ich vielleicht zugeben, dass ich derjenige war, der sich dafür aussprach, den russischen Vorschlag abzulehnen. Viele schlossen sich meiner Haltung an; nur wenige Entscheidungen der amerikanischen Regierung gehen allein auf eine Person zurück. Doch ich hatte im Weißen Haus unter Clinton unter anderem die Aufgabe, die Cybersicherheit einschließlich der entsprechenden internationalen Abkommen zu koordinieren. Obwohl das Außenministerium ein gewisses Interesse an einer Kontrolle der Cyberwaffen hatte und obwohl die USA mit ihrer Ablehnung bei den Vereinten Nationen fast allein waren, sagten wir nein. Ich betrachtete den Vorschlag Russlands größtenteils als Propaganda, ähnlich wie viele russische Initiativen zur Rüstungskontrolle in den vergangenen Jahrzehnten. Wie sollte man die Einhaltung des Abkommens überprüfen? Außerdem hatten sich die USA noch gar keine Strategie für den Cyberkrieg zurechtgelegt. Es war nicht klar, ob die Möglichkeit, ihn zu führen, einen Vor- oder Nachteil für die Sicherheit der USA bedeutete. Also sagten wir nein, und dabei ist es seit über einem Jahrzehnt geblieben.
    Mittlerweile gibt es in zwanzig bis dreißig Ländern Einheiten für den offensiven Cyberkrieg, die dem Militär oder Geheimdienst unterstehen. Nun, da wir uns besser vorstellen können, wie ein Cyberkrieg aussehen könnte, wäre es vielleicht an der Zeit, unsere Position zur Kontrolle der Cyberwaffen noch einmal zu überdenken und uns zu fragen, ob ein internationales Abkommen nicht doch Vorteile hätte.
    Eine kurze Kritik an der Rüstungskontrolle
    Ob man es für eine gute Idee hält, unsere Position zu überdenken, hängt auch davon ab, was man generell von einer Rüstungskontrolle hält. Beschäftigen wir uns also zunächst mit der Frage, was eine Rüstungskontrolle bedeutet (in den Nachrichten ist das Thema weit in den Hintergrund gerückt) und was sie in anderen Bereichen bewirkt hat. Obwohl es bereits vor dem Atomzeitalter internationale Vereinbarungen zur Rüstungsbeschränkung gab, etwa den Washingtoner Flottenvertrag vor dem Zweiten Weltkrieg, der die Zahl der Schlachtschiffe begrenzte, basiert die Rüstungskontrolle, wie wir sie heute kennen, auf der Pattsituation zwischen den USA und der Sowjetunion im Kalten Krieg. Die Rüstungsbegrenzung, die Anfang der sechziger Jahre begann und sich fast dreißig Jahre lang fortsetzte, wurde beiden nuklearen Supermächten zu einem wichtigen Anliegen. Daraus entstanden zwei Formen von Abkommen: multilaterale Verträge, bei denen die beiden Supermächte zu einer globalen Beteiligung aufforderten, und bilaterale Vereinbarungen, bei denen sie sich auf eine Begrenzung ihrer eigenen militärischen Kapazitäten einigten.
    Ich befasste mich erstmals 1974 in Wien mit der Rüstungskontrolle und war dann fast 20 Jahre lang im Pentagon und im Außenministerium an der

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