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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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vertrauensbildenden Maßnahmen eingerichtet worden war. Mein Kollege auf russischer Seite war ein General im sowjetischen Verteidigungsministerium. Unsere beiden Teams arbeiteten daran, das Risiko einer Eskalation und eines daraus resultierenden Nuklearkriegs zu minimieren. Jedes Team verfügte über ein eigenes Zentrum, meines gehörte zum Außenministerium, das sowjetische zum Verteidigungsministerium direkt am Roten Platz in Moskau. Da der heiße Draht zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml von den US-Präsidenten selten genutzt wurde, brauchten wir eine Möglichkeit, im Falle eines Missverständnisses auf unterer Ebene schnell miteinander zu kommunizieren. Also richteten wir zwischen den beiden Zentren eine direkte Telefonleitung ein, außerdem Satellitenverbindungen, Funkfernschreiber und abhörsichere Telefone. Für die Telefone benötigten wir einen Chiffriercode, den beide Länder benutzen konnten, was uns und die Sowjets gleichermaßen vor Probleme stellte. Die Chiffriermethode sollte natürlich keinen Hinweis auf die Codes geben, die wir oder die Sowjets sonst verwendeten. Die Angst vor der elektronischen Spionage war so groß, dass manche Leute dachten, ich würde den Sowjets mit unserer direkten Verbindung die Möglichkeit bieten, die gesamte Kommunikation der USA abzuhören. Das US Nuclear Risk Reduction Center musste daher mit Kupferplatten und schalldämmendem Material ausgekleidet werden.
    Die Zentren sollten unbeabsichtigte Eskalationen verhindern, wie sie in der Frühzeit des Kalten Krieges vorgekommen waren. Beispielsweise schlug einmal der Start einer Rakete von einem amerikanischen Flugzeugträger aus fehl. Auf dem russischen Radar wirkte die Rakete mit ihrer niedrigen Flugbahn wie ein Überraschungsangriff, der die sowjetische Führung mit einem Schlagauf Moskau handlungsunfähig machen sollte. Daher rief ich auf der abhörsicheren Leitung rasch meinen Kollegen im sowjetischen Verteidigungsministerium an. Die Verbindung wurde wiederholt für solche Vorkommnisse genutzt, außerdem koordinierten wir darüber die Umsetzung der Abrüstungsabkommen.
    Mit SALT und START blieben zwar große Waffenarsenale über einen langen Zeitraum erhalten, die Verträge verboten jedoch destabilisierende Aktionen und Programme, bei denen sich die andere Seite veranlasst gefühlt hätte, ebenfalls ihre Waffen zu testen oder anzuwenden. Die numerische Beschränkung stellte außerdem eine bekannte Größe für die andere Seite dar und verhinderte dadurch ein weiteres Wettrüsten auf Grundlage falscher Annahmen. Dank der Hartnäckigkeit des amerikanischen Sicherheitsberaters Brent Scowcroft verzichteten beide Seiten auf die mit Mehrfachsprengköpfen ausgestatteten landgestützten Raketen mit ihrer äußerst destabilisierenden Wirkung. Derzeit nehmen die USA und Russland sinnvolle Reduzierungen bei ihren strategischen Streitkräften vor.
    Der Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme (Intermediate Range Nuclear Forces Treaty, INF), an dem ich Anfang der achtziger Jahre mehrere Jahre lang arbeitete, sorgte dafür, dass die USA ihre Raketen mit mittlerer und kürzerer Reichweite (die Pershing-II-Raketen mit ihren mobilen Abschussrampen und die Boden-Boden-Raketen) zerstörten, die Sowjets wiederum waren verpflichtet, Hunderte mobile Nuklearraketen vom Typ SS4, SS5 und SS20 zu demontieren. Die Raketenklasse, mit der Beschränkungen für Langstreckenraketen umgangen werden konnten, wurde dauerhaft verboten, mehrere tausend Atomsprengköpfe in Europa wurden verschrottet.
    Die Einschränkung von Atomwaffentests begann bescheiden mit dem Verbot von Atomwaffentests in der Atmosphäre, doch im Lauf der Zeit entwickelte sich daraus eine Größenbegrenzung und schließlich das komplette Verbot aller Atomtests. (Das Verbot aller Atomwaffentests wurde vom amerikanischen Senat nochnicht ratifiziert.) Das Verbot chemischer Waffen, an dem ich Anfang der neunziger Jahre arbeitete, sorgt dafür, dass Staaten ihre chemischen Waffen vernichten müssen und keine neuen mehr herstellen dürfen. Die Inspektionsteams, die die Einhaltung überwachen, sind ziemlich rigoros. (Die USA erklärten sich allerdings nicht zu Kontrollen bereit, die »überall und jederzeit« stattfinden können, doch nur wenige Bereiche sind ausgenommen.)
    Zusätzlich zu den Beschränkungen und Verboten nuklearer, chemischer und biologischer Waffen wirkt sich eine Rüstungskontrolle auch auf die Kriegführung aus. Eine Reihe von Konventionen zum

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