Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
Vom Netzwerk:
viele Unternehmen und individuelle Nutzer nicht davon überzeugt werden, dass es nötig war, die schädliche Software von ihren Rechnern zu entfernen. Auch war es nicht möglich, den betroffenen Computern den Zugang zum Internet zu verwehren, obwohl sie regelmäßig Malware verschickten. In den Tagen nach dem 11. September 2001 breitete sich ein weiterer, gefährlicherer Wurm aus. Das Ziel von »NIMDA« war der am besten geschützte Sektor der Privatwirtschaft, das Finanzwesen. Trotz ihrer anspruchsvollen Sicherheitsmechanismen wurden die Websites vieler Banken und Wall Street-Firmen lahmgelegt.
    Die Netzsicherheit auf dem Abstellgleis
    Es kostete einige Überzeugungsarbeit, um der Regierung Bush klarzumachen, dass die Netzsicherheit ein großes Problem war, aber im Sommer 2001 erklärte sich die Regierung bereit, im Weißen Haus ein eigenes Büro zur Koordinierung der Sicherheit im Cyberspace einzurichten (Executive Order 13231). Ich führte dieses Büro zwischen Herbst 2001 und Jahresbeginn 2003 als Sonderberater des Präsidenten für Cybersecurity. Die Leiter der übrigen Sparten des Weißen Hauses unter Bush (der Wissenschaftsberater, der Wirtschaftsberater, der Budgetchef) bemühten sich, den Einfluss des neuen Beraters zu beschränken.
    Mein Team ließ sich nicht entmutigen und machte sich daran, den Clinton-Plan auf der Grundlage der Beiträge von zwölf Industrieteams und der Anregungen von Bürgern zu modifizieren, die sich in zehn Bürgerversammlungen im ganzen Land zu Fragen der Cybersecurity geäußert hatten. (Die Bürger, die zu diesem Thema Stellung nehmen wollten, waren glücklicherweise zivilisierter als jene Spinner, die im Jahr 2009 bei den Versammlungen zur Gesundheitsreform auftauchten.) Das Ergebnis war die »Nationale Strategie zur Sicherung des virtuellen Raums«, die Bush im Februar 2003 absegnete. Inhaltlich gab es kaum Unterschiede zwischen den Lösungsansätzen von Clinton und Bush, wenn maneinmal davon absieht, dass die republikanische Regierung nicht nur an dem Bemühen festhielt, staatliche Eingriffe um jeden Preis zu vermeiden, sondern regelrechte Abscheu gegen die Vorstellung hegte, die Bundesregierung könne in irgendeinem Gebiet neue Vorschriften erlassen. Bush ließ in mehreren Regulierungsbehörden Posten unbesetzt, und wenn er einmal einen Beamten ernannte, so setzte dieser die geltenden Vorschriften nicht durch.
    Bushs persönliche Kenntnis der Cybersecurity und sein Interesse an diesem Thema zu Beginn seiner Amtszeit lässt sich am besten anhand einer Frage illustrieren, die er mir im Jahr 2002 stellte. Ich hatte ihm die Nachricht ins Oval Office gebracht, dass ein verbreiteter Softwarefehler entdeckt worden war, eine Sicherheitslücke, die Amokläufe von Hackern möglich machen würde, sofern es uns nicht gelang, die großen Netze und Unternehmen in aller Stille zu Abhilfemaßnahmen zu bewegen. Bushs einzige Reaktion war: »Was denkt John darüber?« John war der CEO eines großen IT-Unternehmens, und er hatte viel Geld für Bushs Wahlkampf gespendet.
    Ich hatte geglaubt, die Einrichtung des auf den unglücklichen Namen Department of Homeland Security (Heimatschutzministeriums) getauften Ressorts werde uns Gelegenheit geben, viele der verstreuten Einrichtungen, die sich mit der Netzsicherheit befassten, in einem Excellence Center zu bündeln. Tatsächlich wurden einige Büros, die sich im Handelsministerium, beim FBI und im Verteidigungsressort mit der Sicherheit im Cyberspace befassten, ins neue Heimatschutzministerium eingegliedert. Doch wie sich herausstellte, war das Ganze sehr viel weniger handlungsfähig als die Teile, denn viele der besten Mitarbeiter der zusammengelegten Einrichtungen ergriffen die Gelegenheit, um sich aus der Arbeit für die Regierung zurückzuziehen. Als ich ebenfalls mein Amt niederlegte, kurz bevor die Regierung Bush in den katastrophalen Irakkrieg zog, entschloss sich das Weiße Haus, den Posten des Sonderberaters für Cybersecurity nicht mehr zu besetzen. Der höchstrangige Mitarbeiter in diesem Bereich saß vonnun an in einem Büro, das mehrere Ebenen tiefer im Heimatschutzministerium angesiedelt war, und dieses Ressort sollte sich bald als vollkommen handlungsunfähig erweisen. Mehrere ausgezeichnete Beamte versuchten, ihm Geltung zu verschaffen, gaben den Posten jedoch allesamt frustriert wieder auf. Die Medien begannen, vom »Cyber-Zar der Woche« zu sprechen. Das Interesse der Privatwirtschaft, die begonnen hatte, sich ernsthaft mit dem

Weitere Kostenlose Bücher