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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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hatten die schlimmste Finanzkrise seit 1929 ausgelöst. Gemeinsam mit den Problemen im Irak und in Afghanistan, der Gefahr einer Grippepandemie, dem Kampf um die Gesundheitsreform und gegen die globale Erwärmung nahm die Finanzkrise Obamas Aufmerksamkeit in Anspruch und hinderte ihn daran, sich auf die Sicherheit der vernetzten Systeme zu konzentrieren. Dabei war die Cybersecurity in seinem Wahlkampf im Jahr 2008 durchaus ein Thema gewesen. Eigentlich hatte ich mich als Berater für Terrorbekämpfung in den Dienst von Obamas Wahlkampf gestellt, aber ich nutzte meinen Zugang zum Kandidaten, um ihn und sein Beraterteam mit der Bedrohung durch den Netzkrieg zu behelligen. Es überraschte mich nicht, dass sich Obama dieses Problems annahm, denn er führte den technologisch anspruchsvollsten Präsidentschaftswahlkampf der Geschichte, in dem das Internet eine entscheidende Rolle spielte.
    Um seine Kompetenz in Fragen der nationalen Sicherheit herauszustreichen, hielt der Kandidat Obama im Sommer 2008an der Purdue University eine Rede über Technologie und neue Bedrohungen und traf sich mit Experten auf diesem Gebiet. In der Rede wagte er den kühnen Vorstoß, die amerikanische virtuelle Infrastruktur zu einem »strategischen Asset« zu erklären, was im politischen Jargon bedeutete, dass es sich um etwas handelte, das unbedingt verteidigt werden musste. Obama versprach zudem, einen hochrangigen Berater im Weißen Haus zu ernennen, der ihm direkt unterstehen würde, und verpflichtete sich, die Cybersecurity zu einer »Toppriorität der Bundesregierung« zu machen. Im begleitenden Fact Sheet, das mein Mitautor Robert Knake gemeinsam mit den Computerforschern John Mellery und Roger Hurwitz vom MIT verfasst hatte, ging Obama noch einen Schritt weiter und kritisierte die Regierung Bush für ihre Trägheit angesichts der Risiken im Cyberspace. Der Kandidat versprach, ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm für Computersicherheit einzuleiten, um »sichere Computer und Netzwerke der nächsten Generation für sicherheitsrelevante Anwendungen« einzuführen. Er wollte die Investitionen in die naturwissenschaftliche und mathematische Ausbildung erhöhen und Programme zur Beseitigung der Schwachstellen des Privatsektors und zur Bekämpfung der Industriespionage durchführen.
    Wenige Wochen später wurde dem Kandidaten vor Augen geführt, wie groß die Gefahren im virtuellen Raum tatsächlich waren. Das FBI informierte Obamas Wahlkampfstab darüber, dass offenbar chinesische Hacker in die Computersysteme der Wahlkampforganisation eingedrungen waren. Ich bat Paul Kurtz, einen meiner Geschäftspartner (der sich sowohl unter Clinton als auch unter Bush im Weißen Haus mit der Cybersecurity beschäftigt hatte), ein Expertenteam aus der Zentrale in Chicago zu beauftragen, das Ausmaß des Schadens festzustellen und herauszufinden, wie die Systeme gesichert werden konnten. Die chinesischen Hacker hatten sich auf konzeptuelle Dokumente konzentriert. Versteckt hinter leichter erkennbaren Aktivitäten, hatten sie anspruchsvolle Techniken angewandt.
    Als Obamas Wahlkampforganisation einige Wochen vor dem Wahltag in aller Stille ein inoffizielles Übergangsteam zusammenstellte, bat ich alle Mitarbeiter, die an der Planung der nationalen Sicherheitspolitik beteiligt waren, ihre Privatcomputer nicht mehr für diesen Zweck zu verwenden. Obwohl das, was sie schrieben, nicht geheim war, war es für China und andere von Interesse (vermutlich auch für McCain, obwohl er in seinem Wahlkampf nicht allzu viel Verständnis für die Netztechnologie gezeigt hatte). Mit Erlaubnis der Wahlkampfleitung verteilten wir »saubere« Apple-Laptops und riegelten sie ab, sodass sie ausschließlich mit einem privaten virtuellen Netz Kontakt aufnehmen konnten, für das wir einen Server mit einem vollkommen harmlosen Namen verwendeten. Ich wusste, dass es Probleme geben würde, als ich die ersten Anrufe von Mitarbeitern erhielt, die sich über die Sicherheitsmerkmale beschwerten. »Dick, ich bin in einem Starbucks, und diese verdammte Maschine lässt mich keine Verbindung zum Wi-fi herstellen.« »Dick, ich möchte ein paar Dateien von meinem Gmail-Konto abrufen, aber ich kann nicht ins Internet.« Ich versuchte, meinen Gesprächspartnern behutsam klarzumachen, dass ein hochrangiges Mitglied eines Schattenministeriums für nationale Sicherheit eigentlich nicht versuchen sollte, das Weiße Haus von einem Café aus zu erobern. Offenbar sahen das nicht alle Beteiligten

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