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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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seiner Bäckerei und lutschte den süßen roten Brei von seinen Daumen, die so groß wie Spachteln waren. Aber das hier, das war etwas anderes. »Ich weiß nicht«, sagte sie, und ihre Stimme war ein Flüstern.
    Bei Einbruch der Nacht fing Harmanus an, sich auf der Matte zu wälzen. Er schrie im Schlaf, stöhnte wieder und wieder etwas vor sich hin. Agatha schüttelte ihn sanft. »Harmanus«, wisperte sie. »Ist ja gut. Wach auf.«
    Schlagartig machte er die Augen auf. Seine Lippen bewegten sich.
    »Ja?« sagte sie und beugte sich über ihn. »Ja, was denn?«
    Er versuchte, etwas zu sagen – ein einzelnes Wort –, aber er brachte es nicht heraus.
    Agatha wandte sich an ihre Tochter. »Schnell, ein Glas Wasser.«
    Er setzte sich auf, trank das Wasser in einem Zug aus. Seine Lippen bebten.
    »Harmanus, was ist denn?«
    »Kuchen«, krächzte er.
    »Kuchen? Du willst Kuchen?«
    »Kuchen.«
    Das war der Moment, als sie die Fassung verlor. In all den Jahren ihrer Ehe, in denen er oft trübsinnig über seinen zerrissenen Netzen gekauert hatte und sie ihn aus dem Bett locken mußte, damit er mit dem Dory auf die windgepeitschte Schelde hinausfuhr, bei all der Spannung und Unsicherheit des Umzugs in die Neue Welt und den Nöten, die sie durchgemacht hatten, war sie kaum jemals laut zu ihm geworden. Jetzt aber spürte sie auf einmal, wie etwas in ihr aufbrach. »Kuchen?« echote sie. »Kuchen?« Und dann stürzte sie auf das Regal neben dem Herd zu, riß Säcke und Schachteln auf, knallte Kessel, Holzschüsseln, Näpfe und Löffel auf den Boden, als wäre es Unrat. »Kuchen!« kreischte sie und drehte sich zu ihm um, die gußeiserne Pfanne vor die Brust gehalten. »Und mit was soll ich den backen – aus Strandhafer und Flußsand vielleicht? Alles andere hast du ja aufgegessen – Backfett, Mehl, Speckschwarten, Eier, Käse, sogar die getrockneten Ringelblumen, die ich den ganzen weiten Weg von Twistzoekeren mitgenommen habe.« Sie atmete schwer. »Kuchen! Kuchen! Kuchen!« schrie sie plötzlich auf, und es war wie der Schrei eines großen hysterischen Vogels, der von seinem Schlafplatz aufgestört worden war; gleich darauf brach sie von Schluchzen geschüttelt in der Ecke zusammen.
    Katrinchee und ihre Brüder saßen eng an die Wand gedrückt, ihre Gesichter klein und weiß. Harmanus schien sie nicht zu bemerken. Er rappelte sich hoch von seinem Lager und begann, den Raum nach etwas Eßbarem zu durchsuchen. Bald stieß er auf einen Sack mit Eicheln, die Katrinchee zum Breimachen gesammelt hatte; er stopfte sie sich in den Mund, samt Schalen und allem, dann zog er davon und verschwand in der Nacht.
    Sie fanden ihn erst nach vier Uhr früh. Geleitet vom schwachen Leuchten der Felsen der Van Wart Ridge, durchwateten Agatha und ihre Tochter den Acquasinnick Creek, stolperten das steile Ufer auf der anderen Seite hinauf und kämpften sich durch eine Wirrnis aus Dornen, Nesseln und Ästen, in denen der Nachtnebel in Schwaden hing. Sie hatten schreckliche Angst. Nicht nur um Gatten und Vater, sondern um sich selbst. Flachländer waren sie, gewohnt an Polder und Deiche und eine Aussicht, die immer weiter und weiter ging, bis sie sich in der unendlichen blauen Weite des Meeres verlor, und hier befanden sie sich in einer barbarischen neuen Welt, die von Dämonen und Kobolden wimmelte, voll mit seltsamen Wesen und halbnackten Wilden, eingeschlossen von hohen Bäumen. Sie rangen ihre Panik nieder, bissen die Zähne zusammen und eilten weiter. Völlig ermattet wankten sie am Ende auf eine Lichtung, die vom unsteten Flackern eines Lagerfeuers erhellt war.
    Da saß er. Harmanus. Sein großer Kopf und der Oberkörper warfen makabre Schatten auf die gespenstisch verzerrten weißen Birkenstämme hinter ihm, er hielt eine Bratenkeule so dick wie ein Oberschenkel ans Gesicht gepreßt. Sie traten näher. Sein Hemd war zerfetzt, mit Fett und Blut befleckt; über den Flammen brutzelten Stücke von Fleisch – so rosa und prall wie das eines Babys – an einem groben Spieß. Und dann sahen sie, was da zu seinen Füßen lag: Kopf und Schultern, Augen und Ohren, die im Todeskampf verzerrte Schnauze. Kein Baby. Ein Schwein. Ein ganz besonderes Schwein. Der alte Volckert Varken, Van Warts preisgekrönter Eber.
    Harmanus war gefügig, seinerseits ein Säugling, als Agatha ihm die Handgelenke auf den Rücken drehte und die Hanfstricke festzurrte, die sie eine halbe Stunde zuvor in der verwüsteten Küche in ihre Schürzentasche gestopft hatte. Dann

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