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Worm

Worm

Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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Und er ordnete an, für die Registrierung der Domainnamen von Conficker keine Gebühren zu erheben. Twomey erkannte, dass Conficker einen Wendepunkt markierte. Dass er eine Bedrohung darstellte, die von der globalen Gemeinschaft der Internetanbieter zum ersten Mal verlangte, nicht als lose Interessenvertretung zu agieren, sondern als geschlossene Einheit.
    Die direkte Zusammenarbeit mit der »Kabale« delegierte er an seinen Untergebenen John Crain, der sofort zusagte. Woraufhin T. J., der das von seinem Büro in Redmond aus mit anhörte, dachte: Klar, Boss, ich werde das Internet retten. Ich muss nur noch schnell meinen Umhang aus dem Spind holen!
    Das größte unmittelbare Problem bestand darin, die auf . cn lautenden Domainnamen zu blockieren, also solche, die zu der neuen chinesischen Top-Level-Domain gehörten. China war aus mehreren Gründen besonders problematisch. Für diejenigen, die in Conficker das Werk einer Regierung vermuteten oder von Hackern, die im Auftrag einer Regierung arbeiteten, stand China ganz oben auf der Liste der Verdächtigen.
    Wie bereits gesagt, war man in Geheimdienstkreisen überzeugt, dass China sich regelmäßig in neuralgische Netzwerke der US -Regierung hackte, darunter auch solche, die das Pentagon nutzte. Auf das Netzwerk, welches das Stromnetz in den USA kontrollierte, waren ebenfalls schon Angriffe verübt worden. So hoch entwickelt, wie Conficker war, hielten es manche Leute für ausgeschlossen, dass irgendjemand anderes als eine Nation  – und mit »Nation« meinten sie unweigerlich China  – den Wurm hätte erzeugen können.
    China war also ein höchst heikles Thema. Und doch sah sich die »Kabale« nun gezwungen, China um Hilfe bei der Eindämmung des Monsters zu bitten. Die meisten, die in dem Konferenzraum im Holiday Inn saßen, waren ratlos. Wen sollten, wen konnten sie anrufen? Wen fragen? Sollten sie das überhaupt tun? Wie mit einer Regierung kooperieren, die schon allein die Idee eines Techno-Utopias ablehnte? Das Ideal der Informationsfreiheit und damit das Grundprinzip des Internets? China agierte sozusagen außerhalb des Spielfelds. Es war das größte und mächtigste der vernetzten Länder, die das Web ganz offen überwachten und zensierten. Wie konnte man mit solchen Leuten auch nur reden? Geschweige denn sie um Hilfe bitten? Andererseits standen die meisten von Conficker infizierten Rechner in China  – wie also sollten sie diesen Krieg ohne die Chinesen gewinnen?
    »Ich kenne jemanden dort«, sagte schließlich Crain, ein Brite, der ein Haus in Long Beach hatte, tatsächlich aber vor allem aus dem Koffer lebte. »W ir könnten eine E-Mail schicken und die Sache dann am Telefon besprechen.«
    Sie versuchten, Crains Kontaktperson sofort anzurufen, aber niemand hob ab. Wie sich zeigte, feierte man in China gerade das Neujahrsfest. Schließlich gelang es Twomey, den Leiter des für die Regulierung des Internets in China verantwortlichen Network Information Center persönlich an den Apparat zu bekommen, der ihm seine uneingeschränkte Kooperation zusicherte. Twomeys entschlossenes und schnelles Handeln überraschte und beeindruckte die Teilnehmer des Meetings, und die Mitglieder der Conficker-«Kabale« hatten anschließend das Gefühl, dass sie echte Fortschritte erzielten . Kurz darauf stellte Dre Ludwig eine gewohnt enthusiastisch und weitschweifig formulierte Nachricht auf die Mailingliste:
    Ich kann gar nicht genug betonen , wie wichtig und erstaunlich das ist, was unsere Gruppe erreicht hat (und immer noch erreicht). Soweit ich weiß, ist dies der erste Fall einer derart weit reichenden Beteiligung so vieler unterschiedlicher Gruppen  – von der ICANN über Microsoft und dem FBI bis hin zu allen betroffenen Registries, der AV -Industrie und selbst den ISP s! Jetzt kommt es darauf an, die klare Botschaft zu formulieren, die wir der Welt zukommen lassen wollen, und sie effektiv zu kommunizieren. In meinen Augen ist das ein WEITERER GROSSER Sieg für die guten Jungs  … Ich kann nicht für T. J. oder Microsoft sprechen, aber nach den Gesprächen zu urteilen, die wir seit Beginn dieses Chaos geführt haben, glaube ich nicht, dass uns auf dem weiteren Weg irgendwelche Steine in den Weg gelegt werden  … Alles, was wir tun und getan haben, ist die Summe der Anstrengungen aller Beteiligten, und alles, was ich bisher gehört habe, signalisiert Kooperation zwischen den einzelnen Branchen und Gruppen  … Was wir hier tun, ist zumindest meiner Meinung

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