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Worm

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Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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zweifelsohne alle Schritte der Gruppe aufmerksam verfolgte, von den Informationen, die nach außen drangen, profitieren würde.
    Mit ein paar Ausnahmen  – etwa T. J. bei Microsoft und Phil beim SRI  – waren die Mitglieder der »Kabale« Freiwillige, die eindeutig von einem Gefühl der Verantwortung für das Gemeinwohl angetrieben wurden, der Hingabe an das, wofür das Internet in ihren Augen stand, und dem schieren Reiz der Herausforderung. Die meisten organisierten die Arbeit an Conficker irgendwie um ihre Tagesjobs herum, überzeugt, dass die Kontakte, die sie knüpften, und die Dinge, die sie lernten, ihnen irgendwann nutzen würden, und beflügelt von dem Gefühl, das Richtige zu tun. Mit der Zeit machte sich jedoch der Verdacht breit, dass nicht alle in der Conficker-Arbeitsgruppe gleichermaßen idealistische Motive verfolgten.
    Erstmals offen zutage trat dieses Misstrauen, als herauskam, dass Rick Wesson auf eigene Faust mit China Kontakt aufgenommen hatte.
    Das war typisch Rick. Er war bekannt für sein ungestümes Wesen, sein aggressive Art, Probleme anzugehen, und  – damit zwangsläufig einhergehend  – sein Talent, Leute vor den Kopf zu stoßen. Dazu kam sein etwas boshafter Sinn für Humor, der sich schon ganz am Anfang gezeigt hatte, als er alle Conficker-Domains auf den Namen des obersten Cybersicherheitsagenten des FBI registriert hatte  – ein wenig subtiler Wink, dass Washington der Sache vielleicht doch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Beim FBI fand man das ganz und gar nicht lustig.
    Nachdem sie . cn als eine der von Conficker B benutzten neuen Top-Level-Domains ausfindig gemacht hatten, hatte Rick das Problem sofort in Angriff genommen. In einer Aktion, die an die erinnerte, deretwegen er bei seiner Seminararbeit in Auburn durchgefallen war, hatte er sich direkt mit den Chinesen in Verbindung gesetzt und ihnen Zugang zu den Daten verschafft, die er und Chris Lee an der Georgia Tech seit Monaten gesammelt hatte. Für Rick war das ein vollkommen logischer Schritt. Weil so viele Conficker-Bots in China standen, wäre es den amtlichen chinesischen Internetschnüfflern ein Leichtes gewesen, diese Informationen zumindest in Zukunft selbst zusammenzutragen. So kam es Rick nicht einmal in den Sinn, dass jemand ein Problem in seinem offenen Umgang mit den Chinesen sehen könnte. Er war überzeugt, damit so etwas wie Goodwill zwischen China und dem Rest der Welt herzustellen, und das konnte doch nur dabei helfen, das Conficker-Problem zu lösen  – das des Internets und sein eigenes.
    Die Regierung in Peking hielt das Internet im Reich der Mitte fest an der Gurgel. Autoritäre Gesellschaften sind in manchen Dingen zweifelsohne besser als demokratische  – sollten die Chinesen also beschließen, der »Kabale« zu helfen, konnte man darauf bauen, dass sie den Datenverkehr des Botnetzes effektiv aufspüren und umleiten würden. Auf einen Schlag würde das den größten Brocken des Botnetzes aus dem Spiel nehmen. Also wandte Rick sich direkt an Xiaodong Lee vom chinesischen Internet Network Information Center. Rick, der nicht ahnen konnte, dass die ICANN bereit war, die Registrierungsgebühren für die Domains zu erlassen, hatte noch einen weiteren Grund, rasch zu handeln. Allein am 31. Januar waren von seinem American-Express-Kartenkonto 5000 US -Dollar für die Registrierung von . cn- Domains abgebucht worden. Seinen Schätzungen zufolge drohten die Kosten, die seinem Unternehmen mit der Arbeit und den Gebühren für die Registrierung der Conficker-Domains entstanden, die 100 000-Dollar-Marke zu überschreiten, und bislang weigerte sich Microsoft strikt, ihn dafür zu entschädigen. Der Betrag, so hatte T. J. ihm geschrieben, liege »weit jenseits dessen«, was der Softwareriese zu bezahlen bereit sei. Falls China also kooperierte, würde ihm das zumindest einen Teil der Kosten ersparen. Was Rick betraf, war die Sache ein Win-win-Deal.
    Leider waren etliche von Ricks Mitstreitern in der »Kabale« anderer Meinung, um nicht zu sagen entsetzt. Vieles von dem, was sie bisher erreicht hatten, wollten sie auf keinen Fall in den Händen der Chinesen sehen. Beispielsweise hatten sie einen Programmierfehler in Conficker B entdeckt, der sämtliche infizierten Rechner anfällig für die Übernahme durch eine dritte Partei machte  – was die guten Jungs, aber ebenso gut auch rivalisierende Schurken sein konnten. Eine der Taktiken des Wurms bestand darin, die Schwachstelle an Port 445 zu

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