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Worm

Worm

Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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Bezeichnung »First Annual Global DNS Security, Stability, and Resiliency Symposium« firmierte. Die ICANN hatte das Ganze als Plattform zur Diskussion über alle möglichen mit dem unablässig wachsenden Schadsoftwareproblem verbundenen Themen initiiert. Die internationale Non-Profit-Organisation spielte zwar selbst nur eine eng begrenzte Rolle, indem sie für die Zuweisung und Überwachung der »Namen und Zahlen« im Internet zuständig war, und sie verfügte auch über keinerlei formelle Macht, Maßnahmen zu formulieren oder durchzusetzen. Andererseits aber entsprach sie noch am ehesten einer Art internationalen Regulierungsbehörde für das Internet. Obwohl der Wurm eine neue und große Bedrohung darstellte und eindeutig den Frontverlauf der eigentlichen Schlacht markierte, stand er nicht auf der offiziellen Tagesordnung. Er war noch zu neu, als dass schon fertige Untersuchungen oder Berichte zu ihm vorlägen. Trotzdem war er bei dem Symposium das zentrale Thema der Gespräche auf den Fluren. Rodney Joffe hatte bei der ICANN schon wegen eines möglichen Verzichts auf die Registrierungskosten für die Conficker-Domains angefragt und lud nun Vertreter der Organisation zu einem kurzen Austausch während der Konferenz ein. Das Meeting war Rodneys erster offizieller Auftritt für die »Kabale«. Sie trafen sich nach dem Tagesprogramm im benachbarten Holiday Inn, in dem einige der Konferenzteilnehmer für die Dauer des Symposiums abgestiegen waren.
    Das Treffen fand in einem langen, schmalen Konferenzraum statt, in dem die Tische in Hufeisenform aufgestellt waren. Das Hotel hatte das Ganze kurzfristig in einen größeren Raum verlegen müssen, so groß war der Andrang. Es schien, als wolle jeder dabei sein. Sogar ein FBI -Agent war da, ein echter Coup für die »Kabale«. Auf den mit gestärktem weißem Leinen gedeckten Tischen standen in regelmäßigen Abständen kleine Schüsseln mit Bonbons. In der Mitte des Raums, umrahmt von den U-förmig angeordneten Tischen, stand ein Telefon mit Freisprecheinrichtung, über das diejenigen, die nicht vor Ort anwesend waren, an dem Meeting teilnehmen konnten. Die Sitzung dauerte fast zwei Stunden. Rodney war natürlich da, Dre Ludwig und auch Chris Lee, der für Biernachschub sorgte. Andre DiMino und etliche andere nahmen per Telefonkonferenzschaltung teil. Die Ehrengäste im Raum waren ICANN -Präsident Paul Twomey, sein Kollege John Crain und selbstredend der Mann vom FBI . Auf lange Sicht, so viel war klar, erforderte der globale Feldzug zur Eindämmung des Wurms eine stärkere formelle Beteiligung der beiden Behörden.
    Auf der anderen Seite des Kontinents, wo T. J. von seinem Büro auf dem Microsoft Campus in Redmond aus per Telefonschaltung an dem Meeting teilnahm, war es später Nachmittag. Zunächst hörte er nur zu, dann, nachdem er vorgestellt worden war, erklärte er, wie die Strategie mit dem Aufkauf der Domainnamen funktionierte.
    »Ich glaube, die momentan wichtigste Frage betrifft die Gebühren, die an die ICANN entrichtet werden müssen, um diese Domains zu reservieren«, erklärte er. »Derzeit müssen pro Tag 250 Domains registriert werden. Sollte das auf ewig so weitergehen, könnte das schnell ihre Möglichkeiten erschöpfen. Hier geht es offenkundig um das Allgemeinwohl.«
    Twomey musste nicht groß überredet werden. Er selbst war der Meinung, dass die Bedrohung durch den Wurm eine »gemeinsame Antwort« erforderte. Aber irgendetwas in seiner Wortwahl brachte T. J. dazu, dem ICANN -Präsidenten zweideutige Motive zu unterstellen, woraufhin er ihn lautstark zur Rede stellte.
    »Hier geht es um die Zukunft des Internets«, tönte seine Stimme mit einer Vehemenz, die alle aufmerken ließ, aus dem Lautsprecher der Freisprechanlage. »Hier verläuft die Linie im Sand, Leute. Wenn wir diese Linie nicht ziehen, wenn wir diese Chance verstreichen lassen, räumen wir den Leuten, die das DNS -System missbrauchen, für die nächsten zehn Jahre oder so den Weg frei  … «
    »Halt, halt, halt!«, fiel ihm Twomey ins Wort. »W ir sind mit an Bord!«
    T. J. entschuldigte sich.
    Die Fragen lauteten: Wie kann man Domains in dieser Menge am besten registrieren? Und ist es möglich, diese Domains nur zu reservieren, statt sie direkt zu erwerben? Twomey rief noch aus dem Konferenzraum seine Rechtsabteilung in Marina Del Ray an und instruierte sie, einen Weg in den ICANN -Regularien zu finden, der es der »Kabale« erlaubte, schnelle, unilaterale Entscheidungen zu treffen.

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