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Worm

Worm

Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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Neustar hatte seinen Vertrag zur Verwaltung der . us- Domain mit dem Handelsministerium abgeschlossen. Er bat seinen Bekannten um eine Gelegenheit, das Problem, vor dem sein Arbeitgeber stand, erläutern zu dürfen, und erzählte ihm anschließend alles über den Wurm und insbesondere über die neueste Variante. Es war das erste Mal, dass der Mann, immerhin ein hochrangiger Beamter, überhaupt von Conficker hörte, was Rodney ziemlich beunruhigend fand. Wenigstens aber erfasste er sofort die Bedeutung dessen, was Rodney ihm da erzählte. Er versprach, ihn umgehend zurückzurufen, und nicht einmal eine Stunde später klingelte Rodneys Telefon.
    »Kannst du morgen früh um acht Uhr zu einem Briefing ins Büro des Chief Information Officer im Handelsministerium kommen?«, fragte sein Bekannter. Er hatte eine Reihe wichtiger Beamten zusammengetrommelt und wollte, dass Rodney sie nicht nur über die Gefahr für die . us - TDL in Kenntnis setzte, sondern über Conficker generell.
    Die Nacht hindurch stellte Rodney in seinem Hotelzimmer eine PowerPoint-Präsentation zusammen. Er hatte für die Reise ein weißes Hemd eingepackt, für ein Meeting am Dienstag, bei dem er sich zu seinem Verdruss genötigt fühlen würde, einen Anzug zu tragen. Nun holte er das Hemd schon am Montagmorgen heraus und meldete sich pünktlich an der Pforte des monumentalen, sechs Stockwerke hohen und mit dorischen Säulen gesäumten Herbert-C.-Hoover-Gebäudes, das mit seiner grauen Steinfassade seit über siebzig Jahren den gesamten 1400er Block der Constitution Avenue dominiert, ein Stein gewordenes Symbol des Wohlstands, die granitene Festung des amerikanischen Handelsimperiums.
    Kurz nach acht Uhr stand Rodney vor einem Raum voller Ministeriumsbeamter. Zu den Anwesenden gehörte ein auf Internetthemen spezialisierter Anwalt, der an einer zweimonatigen Überprüfung von Cyberthemen für den neu ins Amt gekommenen Präsidenten Barack Obama mitgearbeitet hatte. Als Rodney mit seiner Präsentation begann und das erste PowerPoint-Dia erschien, wurde er unterbrochen. »Haben wir dieses Briefing nicht schon einmal gehört?«, wollte einer der Beamten wissen.
    Die Frage provozierte eine kurzzeitige Verwirrung und Bestürzung. Man ruft nicht die überaus wichtigen und extrem viel beschäftigten Hüter und Bewahrer des amerikanischen Wohlstands zu einem Briefing zusammen, das sie bereits erhalten haben, und Rodneys Bekannter fühlte sich für einige Momente ganz und gar nicht wohl in seiner Haut. Offensichtlich hatte jemand vom U. S. Computer Emergency Readiness Team ( US - CERT ), der mit dem Schutz der bundesbehördlichen Computersysteme beauftragten Einrichtung, in der Woche zuvor die meisten der in diesem Raum versammelten Ministeriumsmitarbeiter zu einem »dringenden Briefing« zusammengerufen. Die Unterlagen von diesem Meeting wurden eilig herbeigeschafft und Rodney vorgelegt, der zu seiner Überraschung sah, dass das dringende Briefing von vergangener Woche Conficker B betraf, die Version des Wurms, die schon vor mehr als zwei Monaten aufgetaucht war. Offenkundig wurde der Alarm, den Rick Wesson Anfang Januar mit seinen »Nachrichten von der Front« geschlagen hatte, immer noch in klassischer bürokratischer Zeitlupenmanier von Abteilung zu Abteilung weitergereicht. Einmal mehr sah Rodney sich in seiner sowieso schon wenig positiven Meinung von US - CERT bestätigt.
    Nun, Leute, wenn euch dieses Briefing letzte Woche einen Schrecken eingejagt hat, und das sollte es getan haben, dann solltet ihr eure Sicherheitsgurte jetzt enger schnallen  …
    Rodney fuhr also mit seiner Präsentation über Conficker C fort und betonte die scheinbar übermächtige Herausforderung, mit der sich die »Kabale« in ihren Bemühungen zum Schutz des Internets nun konfrontiert sah. Als er fertig war, herrschte in dem Raum Schweigen. Einer der Beamten fragte Rodney, ob er Zeit habe, seine Präsentation um 13 Uhr im FBI -Hauptquartier zu wiederholen, wo das reguläre zweiwöchige Meeting von US - CERT zur aktuellen Bedrohungslage stattfand. Rodney meinte, er müsse ein paar Termine schieben, aber dies sei ja wohl eine Gelegenheit, die so etwas rechtfertige. Der Beamte verließ den Raum und kehrte kurz darauf wieder zurück. Er hatte mit einem der stellvertretenden Direktoren von US - CERT gesprochen und von ihm die Erlaubnis erhalten, Rodney zu dem Meeting einzuladen.
    Bei dem fraglichen Meeting handelte es sich um ein regelmäßiges vertrauliches Briefing über

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