Worm
zuvor die Verwendung von USB -Sticks verboten hatte – eine Vorschrift, die auf das Fiasko mit den USB -Sticks auf dem Pentagon-Parkplatz zurückging. Aber dann kam einer der Männer nach vorn, schnappte sich den Stick und stöpselte ihn in den Laptop am Lesepult ein.
Rodney lachte.
»W as ist?«, fragte der Mann.
»Ich werde gleich darauf zu sprechen kommen«, erwiderte Rodney.
Er gab eine komprimierte Version der Präsentation, die er am Morgen gehalten hatte. Während er sprach, tauschten die Beamten in dem Raum erstaunte Blicke aus, die mit Achselzucken beantwortet wurden – Haben Sie davon gewusst? Nein, ich habe noch nie davon gehört! Er erzählte ihnen, wie der Botmaster den Einsatz immer weiter erhöhte und die »Kabale« seit Monaten ausmanövrierte. Wie schon Rick knapp zwei Monate zuvor, bemühte sich auch Rodney nach Kräften, das ganze Ausmaß der Bedrohung zu schildern. Er erwähnte die Sache mit dem USB -Stick, ein Übertragungsweg, den der Wurm seit Conficke r B benutzte, und erklärte, warum er vorher gelacht hatte – weil offensichtlich selbst das Heimatschutzministerium das überall verkündete Verbot ignorierte. Man hatte ihm eine Viertelstunde für seine Präsentation eingeräumt, aber eine Stunde später stand er noch immer an dem Pult, beantwortete Fragen und erklärte. Die Verblüffung und die Besorgnis der versammelten Beamten waren offenkundig. Rodney tat sein Bestes, US - CERT nicht völlig zu blamieren, aber er konnte nachvollziehen, warum Kwon dieses Briefing hatte verhindern wollen und es nun schwänzte. Die Angelegenheit war höchst peinlich. Als Rodney fertig war und den Raum verließ, folgte ihm eine kleine Gruppe.
Er fragte sie, wer sie seien.
»Ich bin von der FAA «, antwortete einer.
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt«, sagte Rodney.
»Nein. Ich bin auf dem Weg zurück nach Kansas City. Wir haben hier ein Problem.«
Als Rodney in sein Büro bei Neustar zurückkehrte, fand er dort Nachrichten von den Büros mehrerer Kongressabgeordneter vor, in denen er gebeten wurde, zum Kapitol zu kommen und diesen Senator oder jenen Repräsentanten zu informieren. Er ging sofort los und kaufte sich ein zweites weißes Hemd. Diese Woche würde er gewiss noch ein paar Mal mehr gezwungen sein, sich in Schale zu werfen.
Am nächsten Tag erhielt er zwischen zwei Meetings im Congressional Office Building eine Nachricht von einem der Teilnehmer des Briefings in der FBI -Zentrale, der Nachfragen zu ein paar Details der PowerPoint-Präsentation hatte. Rodney mailte ihm einfach die gesamte Präsentation von seinem USB -Stick. Später an diesem Tag kam einer seiner Assistenten zu ihm und berichtete ihm, jemand von US - CERT habe angerufen und Fragen über Conficker gestellt. Offenbar war die Behörde aufgefordert worden, noch am selben Tag im Weißen Haus ein Briefing zu dem Wurm zu geben. Der Assistent hatte den Anrufer an Rodney verwiesen, bekam aber zur Antwort: »Es ist uns nicht gestattet, mit Mr Joffe zu sprechen.« Offenkundig hatte Rodney mit seinem großen Auftritt Kwons Unmut auf sich gezogen. Aber wenigstens hatte er nun eindeutig die Aufmerksamkeit der Feds.
»Diese Leute scheinen endlich zu kapieren, dass das hier kein Witz ist«, meinte Rodney zu seinem Assistenten.
Tags darauf wurde er gebeten, seine Präsentation vor dem Stab des Senate Select Committee on Intelligence zu halten. Da zu den Büros des Geheimdienstausschusses nur Personen mit hoher Sicherheitsfreigabe Zutritt hatten, wurde das Treffen mit Rodney in die Cafeteria des Besucherzentrums im Capital Building verlegt. Mitten am Nachmittag erwartete ihn dort ein Dutzend Ausschussmitarbeiter. Die Cafeteria war fast menschenleer. Sie sperrten einen Teil des großen Saals mit tragbaren Raumteilern ab und nahmen an einem langen Tisch Platz. Gerade als Rodney anfangen wollte, ergriff eine junge Frau das Wort.
»Nur damit Sie das wissen«, sagte sie. »W ahrscheinlich wissen wir viel mehr über Conficker als Sie. Wir haben gestern ein als geheim eingestuftes Briefing über den Wurm erhalten, und ich nehme an, dass Sie uns nicht sehr viel mehr darüber werden erzählen können.«
»Nun, das ist eine wirklich schöne Nachricht«, erwiderte Rodney mit vor Sarkasmus triefender Stimme. Inzwischen wusste er nur zu gut, wie ahnungslos das Establishment war, und die Arroganz der jungen Frau ging ihm gewaltig gegen den Strich. Er fing an, seine Unterlagen einzusammeln.
»Da Sie die Sache offenbar völlig im Griff
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