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Worm

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Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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Cybergefahren unter der Leitung von US - CERT -Direktorin Mischel Kwon, an dem üblicherweise die Computersicherheitschefs mehrerer zentraler Regierungsbehörden teilnahmen. Nach dem Meeting im Hoover Building fuhr Rodney in sein Büro bei Neustar. Er kannte Kwon; er hatte sie schon mehrmals persönlich getroffen und verspürte keine Lust, sie wegen der Tatsache bloßzustellen, dass ihre Organisation so schlecht über das wahre Ausmaß der Bedrohung informiert war. In den vorangegangenen Monaten hatte er mehrmals versucht, sie zu kontaktieren, war aber stets ignoriert worden. Dennoch schickte er ihr nun erneut eine E-Mail, erklärte ihr, dass er sie in ein paar Stunden bei dem Meeting treffen würde, und fasste seine Präsentation kurz zusammen. Er schloss mit dem Angebot, sich vor dem Meeting mit ihr zu unterhalten, sollte sie das wünschen.
    Kwons Antwort kam sechs Minuten später.
    »Rodney, ich weiß Ihr Update zu schätzen. Ich muss Ihnen mitteilen, dass das Meeting um 13 Uhr ausschließlich Regierungsbeamten vorbehalten ist. Die einzige Ausnahme sind Vertragsnehmer, die direkt der Regierung zuarbeiten. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Ihre Präsentation vor Beginn des eigentlichen Meetings halten werden? Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass hier ein Missverständnis vorliegen muss.«
    Kwon schickte die E-Mail in Kopie an mehrere andere Adressaten, darunter auch den Stellvertreter, der Rodneys Teilnahme autorisiert hatte.
    Rodney antwortete, dass es sich keineswegs um ein Missverständnis handle und er explizit gebeten worden sei, Leute bei dem Meeting um 13 Uhr zu briefen. Abgesehen davon sei er sehr wohl ein Vertragsnehmer, der direkt der Regierung zuarbeite, aber er wolle Kwon gegenüber keine Haarspaltereien betreiben.
    »Bitte geben Sie mir Bescheid, wenn ich meine Präsentation canceln soll«, schloss er seine E-Mail.
    Sekunden später erschien auf Rodneys Bildschirm eine E-Mail von dem Stellvertreter, der Rodney zu der Präsentation zugelassen hatte, die an Rodney selbst und zahlreiche andere Empfänger gerichtet war, darunter auch Kwon. Sie lautete ganz schlicht: »Er kann bei dem Meeting briefen.«
    Rodney war verblüfft. Schließlich handelte es sich nur um Kwons Stellvertreter. Offenbar hatte der Beamte aus dem Handelsministerium, der am Morgen mit dem Mann vom US - CERT gesprochen hatte, sich darüber beschwert, dass er von Rodney von der neuen Conficker-Variante erfahren hatte, einem Zivilisten und noch dazu einem Einwanderer mit ausländischem Akzent, und nicht von der Behörde, die für derlei Dinge zuständig war. Rodney konnte sich vorstellen, wie dieses Gespräch verlaufen war: Wollen Sie mir damit etwa sagen, dass Ihr verdammter Haufen keinen blassen Schimmer von diesem Ding hat? Rodney hatte den Eindruck, dass es in Kwons Reich gewaltig rumorte  – und tatsächlich sollte sie fünf Monate später zurücktreten.
    Rodney schickte ihr eine weitere E-Mail.
    »Hey, ich wollte Ihnen wirklich keine Probleme bereiten. Wirklich, ich möchte mich entschuldigen, sollte das der Fall sein. Ich wollte Sie nur vorab informieren. Falls Sie nicht wollen, dass ich komme, geben Sie Bescheid.«
    Kwon zog den Kopf ein. Weder antwortete sie, noch erschien sie zu dem Treffen um 13 Uhr. Schließlich betrat Rodney einen riesigen Konferenzraum in der FBI -Zentrale und wurde an ein Lesepult geführt. Vor ihm saßen zahlreiche hochrangige Beamte, von denen er keinen je gesehen hatte, ausgenommen der Anwalt, der sich für Obama um diese Dinge kümmerte und an dem morgendlichen Meeting im Handelsministerium teilgenommen hatte. Ausnahmslos alle trugen prominent an Schlüsselbändern befestigte Plastikausweise um den Hals, ein Totem im sicherheitsbesessenen Washington und Symbol für privilegierten Zugang und höchste Sicherheitsfreigabe. Auf den um die Hälse baumelnden Plastikarten standen allerdings keine Namen. Stattdessen sah Rodney dort jedes Behördenkürzel, das ihm je untergekommen war  – FBI , SS , DOD , FAA , FCC , DOJ , NSA , CIA  – , und etliche, die er noch nie gesehen hatte. Dazu passte, dass sich keiner der Anwesenden in dem Raum vorstellte. Was für den Umgang der »Kabale« mit den Feds seit Beginn der Sache galt, galt auch hier: Für diese Leute flossen Informationen nur in eine Richtung, nämlich in ihre. Sie bekommen deinen Namen, du ihren aber nicht. Rodney hatte einen USB -Stick mit seiner Präsentation und einen eigenen Laptop mitgebracht, weil er wusste, dass die Regierung im Jahr

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