Worm
einem Kerl aus den Staaten zusammen; es regnete die ganze Zeit, und irgendwann sagte er: ›W arum kommst du nicht nach Kalifornien? Dort regnet es nie.‹«
Als Conficker C auftauchte, blieben John noch drei Wochen, nahezu ein Drittel aller TLD s weltweit zur Kooperation zu überreden, darunter sämtliche Top-Level-Ländercodes. Hatte ein Land eine eigene TLD , musste John es dazu bringen, mit der »Kabale« mitzuziehen. Er musste, mit anderen Worten, die Domain-Name-Server ( DNS ) in Ländern auf allen Kontinenten fragen, ob sie … nun ja, er könnte es ungefähr so formuliert haben:
Sehr geehrte Damen und Herren, entschuldigen Sie bitte, aber würde es Ihnen große Umstände bereiten, die folgende lange Liste von Domains zu sperren? [Da die Server Geld mit jeder verkauften Domain verdienten, bat er sie damit im Grunde darum, Hunderte, wenn nicht Tausende potenziell Umsatz erzeugender Artikel aus dem Sortiment zu nehmen.] Und würden Sie bitte auch dafür sorgen, dass die von diesem fiesen Conficker-Botnetz ab dem 1. April an diese Domains gesendeten Anfragen abgefangen und an ein Sinkhole weitergeleitet werden, das ein Doktorand namens Chris Lee an einer amerikanischen Universität in Atlanta, Georgia, betreut, der Georgia Tech – Sie wissen doch, »T he Ramblin’ Wreck«? ** Hier drüben kennt das jeder. Ehrlich. Damit würden Sie dem Internet einen heroischen Dienst erweisen sowie, wie ich erwähnen muss, dem Ruf Ihrer Registry und Ihres Landes. [Denken Sie nur daran, wie unvorteilhaft es aussähe, wenn Sie nicht mitmachten.] Und [erwarten Sie nicht, für Ihre Großzügigkeit in irgendeiner Form öffentlich gewürdigt zu werden] würde es Ihnen etwas ausmachen, das alles geheim zu halten? Wir werden Ihnen die Listen zur Verfügung stellen, Sie können uns vertrauen … und … äh … für den Fall, dass irgendeine dieser zufällig erzeugten Domains bereits registriert sein sollte, müssten Sie bei jeder einzelnen dieser »Kollisionen« die Identität des Eigentümers ermitteln, Kontakt mit dem armen Tropf aufnehmen und mit ihm ein Arrangement ausarbeiten, die Domain zu schließen – aber nur für ein paar Tage! – , damit er nicht von dem bösen Botmaster zugemüllt wird. Und, ach ja – habe ich vergessen, das zu erwähnen? – , könnten Sie das bitte jeden Tag tun bis … , nun, ab heute bis ans Ende aller Tage?
Okay. Nach einem Selbstläufer sah das tatsächlich nicht aus. Einige Mitglieder der »Kabale« hatten Bedenken, diesen Weg überhaupt zu beschreiten. Was, wenn sie Land um Land abklapperten und Erfolg hatten, damit dann aber irgendwo ein Gesetz brechen würden? Oder wenn eine TLD das tat, worum die »Kabale« sie bat, und damit einen der Website-Besitzer verärgerte, dessen Domain mit der tagtäglich von Conficker ausgespuckten Liste »kollidierte«?
»Ich will nicht irgendwann Reisen in bestimmte Teile der Welt vermeiden müssen, weil ich vor soundso viel Jahren versuchte habe, dem Internet zu helfen und jemand der Ansicht war, dass ich damit gegen irgendein Gesetz zum Schutz der Privatsphäre verstieß und Anklage gegen mich erhob und seitdem ein Haftbefehl in Land XY auf mich ausgestellt ist«, schrieb Dre Ludwig.
Der Botmaster setzte natürlich darauf, dass sie damit unmöglich Erfolg haben konnten, und John fand an dieser Logik wenig auszusetzen. Er ging davon aus, dass er scheiterte. Es war sein Job, ja … aber … meinen Sie das ernst? Wirklich? Vergessen wir nicht, die ICANN verfügt über keinerlei formelle Autorität. Es gibt keine kleinen schwarzen Hubschrauber, die aus dem Himmel herabstoßen und den globalen Willen durchsetzen. Es gibt kein auf diese Situation anwendbares internationales Recht. Und wer nahm sich überhaupt das Recht heraus, das als den globalen Willen zu definieren? Der Plan stammte von einer Ad-hoc-Gruppe Freiwilliger – den X-Men – , die nicht einmal in den USA eine offizielle Rolle innehatte, geschweige denn in der Weltgemeinschaft. Chris Lee studierte noch, um Himmels willen! (Allerdings hatte er seinen Doktortitel praktisch bereits so gut wie in der Tasche.) Von den Leuten, die diese Dinger betrieben – in Afrika, in Südamerika, in Asien – , hatten die wenigsten je von Conficker gehört, ganz zu schweigen von der »Kabale«. Die ICANN konnte nicht mehr in die Waagschale werfen als den Appell an die internationale Zusammengehörigkeit und John Crains Charme. Andererseits … lag es nicht im Interesse jedes
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