Wortstoffhof
vergessen: Ahlers, Rohwedder, Panse, Mohr und Maack. Würde man mich nachts um drei wecken und fragen, wer zur Mannschaft Eintracht Braunschweigs gehörte, die 1967 Meister wurde, ich legte sofort los: Wolter, Bäse, Dulz, Moll, Kaack, Ulsaß, Meyer, Maas, Saborowski, Schmidt, Gerwien. Dann gab es noch Jäcker, Brase, Matz und Grzyb, insgesamt eine, wäre Saborowski nicht gewesen, erstaunlich einbis zweisilbige Mannschaft.
Großartig übrigens, mit welcher Elf 1993 die Amateure von Hertha BSC das Pokalfinale erreichten: Fiedler, Meyer, Zimmermann, Nied, Schmidt eins, Schmidt zwo, Ramelow, Klews, König, Kaiser, Lehmann.
König, Kaiser, Lehmann. Und alles Amateure, wie gesagt. Die Geschichte des Fußballs in Deutschland ließe sich in vieler Hinsicht einfach anhand von Spielernamen schreiben. Nur ein Beispiel: Als Schalke, der Klub der Bergleute, 1939 im Endspiel um die deutsche Meisterschaft Admira Wien 9 : 0 besiegte, waren die Torschützen: 1 : 0 Kalwitzki (7.), 2 : 0 Urban (12.), 3 : 0 Kalwitzki (25.), 4 : 0 Kalwitzki (30.), 5 : 0 Tibulski (53.), 6 : 0 Kalwitzki (61.), 7 : 0 Kalwitzki (80.), 8 : 0 Kuzorra (84.), 9 : 0 Szepan (89.). Die anderen Spieler: Klodt, Bornemann, Schweisfurth, Gellesch, Berg, Eppenhoff. Hier nun elf Spieler aus dem Schalker Aufgebot für die Saison 2007/2008: Krstajic, Rafinha, Rodriguez, Azaouagh, Bajramovic, Kobiashvili, Özil, Varela, Altintop, Asamoah, Kuranyi. Aber wenn ich einmal nicht einschlafen kann, murmele ich immer noch die Namen der Spieler der Elfenbeinküste bei der Weltmeisterschaft 2006: Arouna Koné, Bakary Koné, Emerse Faé, Kolo Touré, Yaya Touré, Siaka Tiené, Abdoulajé Meité, Emmanuel Eboué …
U
ÜBERGANGSREISENDER
Ich liebe es, mit der Bahn zu fahren (→ Anschlussmobilität , Fahrgastwunsch ). Jahr für Jahr lege ich Tausende von Kilometern zurück, bequem in Großräumen oder Abteilen sitzend, lesend, schreibend, nachdenkend, während man mich von A nach B transportiert oder von B nach A, gerne auch von C nach D. Ich genieße es, transportiert zu werden, ohne etwas tun zu müssen, als eine Fahrkarte zu kaufen, mich den Lokführern zu überlassen, den »Zugbegleitern« und den »Zugchefs« mit ihren Teams. Ich mag es, aus dem Fenster zu sehen und am Fahrgestell eines anderen Zuges in weißer Schrift etwas zu lesen wie: »508080-35 808-0 ABpybdzt«. Und zu wissen, dass ich von Menschen umgeben bin, die wissen, was das bedeutet. ABpybdzt.
Die Welt des Bahnpersonals ist voller Geheimnisse. Viele Jahre lang wurden wir mit Durchsagen in den Speisewagen gebeten, die mit der Nachricht endeten, dass uns das ICE-Team »gerne erwarte«. Da saß man, hungrig und durstig, und überlegte, ob man es dem ICE-Team wirklich antun dürfe zu kommen, wenn es doch das Erwarten so liebe. Kaum würde man den Speisewagen betreten, wäre ja exakt jenes Erwarten beendet, welches das ICE-Team so gerne mag. Und wer möchte hart erwartenden Menschen das antun?
Kaum hatte ich dies durchgrübelt, wurde übrigens die Ansage geändert. Sie lautete fortan: »Unser freundliches Servicepersonal würde sich gerne auf einen Besuch von Ihnen freuen.«
Das ist das, was ich an der Bahnsprache auch schätze: ihre unglaubliche und rückhaltlose Ehrlichkeit. Wie das Servicepersonal da im Speisewagen steht und freundlich ist und sich so gerne auf uns freuen würde. Wenn es nur wüsste, wie das geht…
Es ist eben so, dass Menschen, die bei der Bahn arbeiten, grundsätzlich anders sprechen als wir. Zum Beispiel benutzen sie Wörter wie »Zuglaufteil«. Auf irgendeinem deutschen Bahnhof, war es A?, war es B?, hörte ich kürzlich, wie per Lautsprecher die Weiterfahrt eines Zuges nach Hamburg angekündigt wurde »beziehungsweise mit Zuglaufteil in Richtung Bremen«. Man hätte vielleicht auch »Kurswagen« sagen können, dachte ich, aber vielleicht ist ein Kurswagen etwas anderes als ein Zuglaufteil? Was wissen wir von Zuglaufteilen, außer dass sie die Richtung nach Bremen nehmen können? Nichts. Müssen wir auch nicht. Dürfen wir vielleicht gar nicht.
Der Zugbegleiter aber wird abends von seiner Frau gefragt, wie denn sein Dienst gewesen sei. Und er antwortet, er habe im Zuglaufteil in Richtung Bremen die Fahrgäste gerne erwartet. Dann sagt er noch, so nebenbei: »ABpybdzt«. Und seine Frau sagt: »Du lieber Gott!«
So sehr sind wir gewöhnt, dass die Zugmenschen für uns unverständlich sprechen, dass wir bisweilen selbst ihre klarsten Sätze nicht verstehen. Zum Beispiel
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