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Wortstoffhof

Wortstoffhof

Titel: Wortstoffhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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durchlässt, für unhaltbar halten und auswechseln.
    Nun die weitere Frage: Gibt es auch eine absolute Unhaltbarkeit von Bällen, eine Höchsthaltbarkeitsgrenze, jenseits derer ein Halten nicht torwartmöglich ist? Hmmm …
    Ist noch ein Leser anwesend? Ja, dort hinten!
    Also, liebster Freund, wie schrieb Kurt Lavall in meinem Lieblingsbuch Berühmte Spieler, berühmte Tore über Beckenbauers 1 : 2 gegen England 1970 in Mexiko: »Unhaltbar für Englands Goalkeeper Bonetti, den Ersatzmann für den erkrankten Gordon Banks.«
    Ja, für Bonetti. Aber Banks, wäre er gesund gewesen: Hätte er sich nicht besser postiert? Wäre er nicht instinktiv der rechten unteren Ecke, welche B. traf, näher gewesen? Vielleicht. So ist es immer. Immer ist da ein hätte oder wäre , und schließlich haben sich die unhaltbaren Bälle, die Kahn oft hielt, ja eben als haltbar erwiesen, indem er sie hielt, wohingegen die Haltbaren, die er durchließ, dadurch nicht unhaltbar wurden. Übrigens sollte es das Wort »unhaltbar« nicht geben, weil es ein Verb »unhalten« nicht gibt, an das man ein -bar anhängen könnte. Und es sind auch unhaltbare Lebensmittel undenkbar, äh, also: nicht denkbar.
    Oder führen wir »unhalten« als Verb einfach ein, ebenso wie »undenken«?
UNHYÄNISCH
    Gibt es eigentlich ein Volk, das heftiger über die eigene Sprache zu debattieren in der Lage ist als das deutsche? Wohin man blickt: Debatte, Debatte, Debatte, auch auf der Damentoilette der Theologischen Fakultät in der Leipziger Universität.
    Von diesem mir normalerweise unzugänglichen Ort erreichte mich die Zuschrift von Frau L. Sie entfernte dort einen Zettel und schickte ihn mir, einen Aushang mit der Aufschrift: »Bitte verlassen Sie die Toilette in einem ordentlichen und sauberen Zustand!!!« Jemand hatte mit Rotstift das ver- bei »verlassen« durchgestrichen und durch hinter- ersetzt. Jemand anders hatte widersprochen: »Wenn ich sterbe, hinterlasse ich etwas, und ich hatte nicht vor, hier zu sterben!« Die Nächste hatte geschrieben: »Tja aber verlassen in diesem Zusammenhang heißt wohl die Person verlässt ordentlich und sauber das Klo!« Eine weitere Klientin hatte ergänzt »… und das ist sicherlich auch wünschenswert!« Eine fünfte schrieb: »Hallo du, die du hier nicht sterben willst – ist deine Aussage eigenes Gedankengut, oder wer hat das gesagt? Meiner Meinung nach kann man in der heutigen deutsch sprache auch für andere Zwecke, außer zum sterben, ›hinterlassen‹ nehmen!«
    Konnte man übrigens schon immer, hätte ich dazugeschrieben und an Don Carlos erinnert. Der spricht in Schillers Drama zum Prior des Karthäuserklosters, während er seinen Jugendfreund erwartet, den Marquis von Posa:
    »Er will doch wiederkommen? Hinterließ er nicht?«
    »Vor Mittag noch, versprach er«, antwortet der Prior.
    In der nächsten Szene tritt Posa dann auf, weder von der Toilette kommend noch als Toter, sondern quicklebendig. Nehmen wir den Leipziger Zettel also als Aufforderung zu hygienischem Verhalten in jeder Hinsicht, wobei anzumerken ist, dass sowohl das Wort »hygienisch« als auch sein Gegenteil »unhygienisch« für viele Nutzer der heutigen deutsch sprache offensichtlich nicht unproblematisch ist. Jedenfalls entdeckte Frau S. aus Berlin bei brigitte.de das Wörtlein »unhyänisch« und fragt sich seither, was man sich wohl unter »hyänisch« vorzustellen habe.
    Ich weiß es nicht, verweise auf das Kapitel Hyänisch in diesem Buch und schließe diesen Text mit der Zuschrift von Frau K., die gerade die Windel ihres jüngsten Kindes gewickelt hatte und dann dem auf ihrem Laptop erscheinenden Wort »Popups« eine ganz andere Bedeutung als die gemeinte zumaß.

V
VERBINDUNGSGEBRÜLL
    Tag für Tag wehen einem heute Knittertexte (→ Füngzinieren ) ins Haus, ungepflegtes, ungewaschenes Schauderdeutsch, wie es jene Internetverbrecher zu sprechen scheinen, die einem E-Mails schicken, die vorgeblich von der Hausbank kommen, aber nur dazu dienen sollen, unsere Konten leer zu machen.
    Herr M. und Herr D., beide aus München, wiesen mich gleichzeitig auf eine Nachricht hin, in der zunächst folgende Mitteilung gemacht wurde: »Wenn Ihr Konto in jeder nicht bevollmächtigten Tätigkeit, wie Schlagseite habende Einzelheiten oder stellende Gebote verwendet wurde, ist diese Tätigkeit ohne Vorfall gestrichen worden.« Aha. Und nun Folgendes: »Um Kontrolle Ihres Kontos wiederzugewinnen, klicken Sie bitte auf das

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