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Worum Es Geht

Worum Es Geht

Titel: Worum Es Geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ditfurth
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Unruheherde entstehen und bestehende sich verbünden.
    Entgegen allen Fakten gelten nicht Imperialismus und Kapitalismus, sondern die »Überbevölkerung« als wesentliche
Ursache
von Armut, Hunger und Naturzerstörung. Die üblichen Berichte über die Entwicklung der Weltbevölkerung sind meist mit Bildern eng gedrängter dunkelhäutiger Menschenmassen illustriert, selten mit Bildern Hellhäutiger im Feierabendverkehr, beim Schlussverkauf oder in Autobahnstaus zu Ferienbeginn.
    Wenn Menschen als überzählig gelten und ihr Leben angeblich die ökologischen Grundlagen »unserer« unvergleichlich wertvolleren Existenz bedroht, leben sie gefährlich. Man plündert sie aus, sperrt sie in Lager, schiebt sie ab, lässt sie im Mittelmeer ertrinken, an Aids, leicht heilbaren Krankheiten oder an Nahrungsmangel sterben. Ihre Vernichtung ist lautlos. Die Sprache, in der manchmal über ihren Tod berichtet wird, und die seltsame Folgenlosigkeit demonstrativen Mitleids verraten den stählernen Willen, so viele wie möglich sterben zu lassen.
    Deutschland ist dichter besiedelt (231 Einwohner pro Quadratkilometer) als Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas (152 Einwohner pro km 2 ). In den Niederlanden leben mehr Menschen (400 Einwohner pro km 2 ) als in Indien (382 Einwohner pro km 2 ). Ägypten liegt mit 81 Menschen pro Quadratkilometer unter Österreich (100 Einwohner pro km 2 ) und der Schweiz (184 Einwohner pro km 2 ). Israel (341 Einwohner pro km 2 ) und Japan (337 Einwohner pro km 2 ) haben eine bald dreimal so große Bevölkerungsdichte wie China (135 Einwohner pro km 2 ). Hat schon jemals irgendwer ernsthaft die Überbevölkerung Monacos (16 620 Einwohner pro km 2 ) gegeißelt? Niemand hat bisher verlangt, die deutsche Bevölkerung gewaltsam an ihrer Vermehrung zu hindern – im Gegenteil, es wimmelt nur so von Versuchen, »deutsches Erbgut« zu mehren.
    In den Publikationen des ökologisch besorgten Bürgertums finden sich martialische Begriffe wie »Bevölkerungsbombe«, »Bevölkerungsexplosion«, »Überbevölkerung«, »Menschenfluten«. Sie unterstellen, dass nicht der Kapitalismus, sondern die »zu vielen« Menschen im Trikont 3 die Natur bedrohen. Mancherorts müssen Menschen für Lebensmittel, medizinische Versorgung oder Bildung zahlen, indem sie sich zwangssterilisieren lassen. Mannennt es »Bevölkerungspolitik«. Das Bild von der zu kleinen Erde, auf der sich die Armen hemmungslos fortpflanzten, während die Lebensmittelproduktion stagniere, ist ein prominentes Klischee der Inhumanität. Es übermalt viele gesellschaftliche Defizite, deren wahre Ursachen unerhellt bleiben. Statt zu fragen: »Wie viele Menschen erträgt die Erde?«, müsste es lauten: Wie viel Kapitalismus ertragen der Mensch und die Natur noch?
    Tatsächlich wächst die Lebensmittelproduktion schneller als die Erdbevölkerung. Es ist auch in Zukunft genug da, um alle Menschen zu ernähren. Hunger ist allein ein Problem der Verteilung, des Mangels an Kaufkraft, der kapitalistisch beschleunigten Wüstenbildung und des Missbrauchs fruchtbaren Landes. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass die Zahl der Weltbevölkerung ab etwa 2060 stagnieren, sich möglicherweise sogar zurückentwickeln wird. Aber seit wann sind Tatsachen eine wirkungsvolle Waffe gegen soziale Verachtung und Rassismus?
    Hohes Ansehen genießen in Deutschland Organisationen, welche »die Bevölkerungsexplosion im Süden« für die größte Bedrohung der Erde halten, beispielsweise der Club of Rome. In ihm organisieren sich Angehörige der Oberschicht: Konzernvorstände, Aufsichtsräte, Banker, Manager, Politiker, Wissenschaftler. Keiner will mit der kapitalistischen Produktionsweise brechen. Sie plädieren u. a. für den »Klimaschutz durch Atomenergie« und für die nächste Stufe der Atomtechnologie: die Atomfusion.
    Zu den deutschen Mitgliedern gehört beispielsweise Liz Mohn, Aufsichtsratsmitglied der Bertelsmann AG und Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, die in Deutschland die Privatisierung öffentlichen Reichtums aggressiv vorantreibt. Auf Vorschlägen der Bertelsmann Stiftung beruhten die Hartz- und die Agenda-2010-Beschlüsse der SPD/Grünen-Bundesregierung (1998–2005). Club-Mitglied Franz-Josef Radermacher, ehemals Präsident des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft, plädierte nach der Atomkatastrophe von Fukushima für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Einflussreich ist auch der Burschenschaftler und

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