WoW 05 - Der Tag des Drachen
Ende, Echse.«
»Dann werdet ihr es ohne uns tun müssen. Du weißt, dass mein letzter Begleiter stirbt. Ohne ihn wird es keine neuen Eier mehr geben.« Ihre leise Stimme war kaum noch zu hören. Die Drachenkönigin atmete mühsam aus, als wäre die Unterhaltung bereits zu viel für ihren geschwächten Körper.
Er sah in ihre Reptilienaugen. Nekros wusste, dass Alexstraszas letzter, noch verbliebener Gefährte tatsächlich im Sterben lag. Sie hatten ursprünglich drei besessen, doch einer war bei seinem Versuch, über das Meer zu fliehen, gestorben, und der Zweite hatte seine Verletzungen nicht überlebt, nachdem der rebellische Drache Deathwing ihn überraschend attackiert hatte. Der Dritte und Älteste von ihnen war an der Seite seiner Königin geblieben, aber er war noch um Jahrhunderte älter selbst als Alexstrasza, und diese Jahrhunderte, verbunden mit fast tödlichen Verletzungen, verlangten jetzt ihren Preis.
»Dann finden wir einen anderen.«
Es gelang ihr zu schnaufen. Ihre Worte waren nicht mehr als ein Flüstern. »Und wie … wollt ihr das anstellen?«
»Wir finden einen.« Er hatte keine andere Antwort für sie, aber Nekros wollte verdammt sein, wenn er der Echse die Genugtuung gewährte, auf die sie spekulierte. Ärger und lange aufgestaute Frustration kochten in ihm hoch. Er hinkte zu ihr. »Und was dich angeht, Echse –«
Nekros hatte sich dicht an den Kopf der Drachenkönigin herangewagt, wohl in der Gewissheit, dass sie dank der magischen Fesseln nicht in der Lage sein würde, ihn zu fressen oder einzuäschern. Deshalb erschrak er, als sich Alexstraszas Kopf plötzlich trotz der Fesseln drehte und sein gesamtes Gesichtsfeld ausfüllte. Das Maul der Königin öffnete sich weit, und der Orc starrte in den erschütternd tiefen Rachen der Kreatur, die ihn verschlingen wollte.
Das vermochte sie jedoch nicht, denn Nekros reagierte blitzschnell. Er griff in die Tasche, in der sich die
Dämonenseele
befand, murmelte ein einziges Wort und dachte einen einzigen Befehl.
Ein schmerzerfülltes Brüllen hallte durch die Kammer und ließ Felsbrocken von der Decke fallen. Der rote Drache bog den Kopf so weit zurück, wie es ihm möglich war. Die Klammer um seinen Hals leuchtete so grell, dass der Orc seine Augen bedecken musste.
Neben ihm tauchte der flammende Diener der Scheibe auf. Seine dunklen Augenhöhlen wandten sich Nekros zu, erwarteten seinen Befehl. Der Zauberer benötigte die Kreatur jedoch nicht mehr, denn das Artefakt selbst hatte die Situation, die fast in der Katastrophe gegipfelt hätte, unter Kontrolle gebracht.
»Geh!«, befahl er dem Feuergolem. Als die Kreatur in einer Explosion verging, wagte sich der verkrüppelte Orc wieder an die Königin heran. Verachtung zeichnete sich in seinem hässlichen Gesicht ab, und die Erkenntnis, einen längst verlorenen Kampf zu kämpfen, steigerte seinen Zorn über den letzten Mordversuch des Leviathans ins Unermessliche.
»Immer noch trickreich, Echse?« Er warf einen Blick auf die Eisenklammer, die Alexstrasza in langer, mühevoller Arbeit aus der Wand gelöst haben musste. Die Magie ihrer Fesseln erstreckte sich nicht auf den Stein, in dem sie verankert waren, wie Nekros jetzt erkannte. Diese Nachlässigkeit hatte ihn beinahe das Leben gekostet.
Aber da es ihr nicht gelungen war, ihn umzubringen, musste sie jetzt für ihre Anmaßung bezahlen. Nekros starrte unter vorstehenden Augenwülsten heraus auf den verletzten Drachen.
»Eine gewagte Hinterlist …«, knurrte er. »Eine verwegene, aber auch dumme Hinterlist.« Er hielt die goldene Scheibe hoch, damit ihre geweiteten Augen sie sehen konnten. »Zuluhed hat mir befohlen, dich am Leben zu erhalten, aber er befahl mir auch, dich zu bestrafen, wenn ich es für nötig halte.« Nekros' Finger schlossen sich fester um das Artefakt, das hell zu leuchten begann. »Jetzt ist –«
»Entschuldige die Unterbrechung eines Nichtsnutzes, oh großmütiger Meister«, krächzte eine Nerven aufreibende Stimme hinter ihm. »Es gibt Neuigkeiten, die Ihr unbedingt erfahren müsst.«
Nekros ließ beinahe das Artefakt fallen. Auf seinem gesunden Bein wirbelte er herum und erblickte eine Mitleid erregende kleine Gestalt mit Fledermausohren und spitzen Zähnen, welche in irrem Grinsen entblößt waren. Nekros wusste nicht, was ihn mehr störte – die Kreatur oder der Umstand, dass es ihr gelungen war, in die Höhle des Drachen vorzudringen, ohne vom Golem gestoppt zu werden.
»Du! Wie bist du hier
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