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WoW 05 - Der Tag des Drachen

WoW 05 - Der Tag des Drachen

Titel: WoW 05 - Der Tag des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Knaak
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schon zu spät war. Die Decke fiel ihm entgegen …
    … und gleichzeitig wurde er von etwas, das wie eine gigantische Hand anmutete, in den Würgegriff genommen. Er konnte nicht mehr atmen und verlor das Bewusstsein.
     
     
    Nekros Skullcrusher brütete über dem Schicksal, das die Knochen ihm vor langer, langer Zeit enthüllt hatten. Der alte Orc spielte mit einem gelben Reißzahn, während er die goldene Scheibe in seiner anderen Hand betrachtete und sich fragte, wie jemand, dem es gelungen war, solche Macht zu erlangen, dazu gezwungen werden konnte, Kindermädchen und Aufpasser für ein schlecht gelauntes Weibchen zu spielen, dessen einziger Zweck es zu sein schien, Nachkommen zu gebären. Natürlich hatte die Tatsache, dass sie der größte aller Drachen war, etwas mit seiner Entscheidung zu tun – ebenso wie die Erkenntnis, dass er ohne sie, mit nur noch einem Bein, das er besaß, niemals seinen Rang als Clanführers hätte halten können.
    Die goldene Scheibe schien ihn zu verhöhnen – seit jeher. Dennoch dachte der verkrüppelte Orc nicht daran, sie wegzuwerfen. Durch sie war er erst in die Position gerückt, die ihm den Respekt der anderen Krieger sicherte … auch wenn er den Respekt vor sich selbst an dem Tag verloren hatte, als der menschliche Ritter ihm die untere Hälfte seines linken Beins abgehackt hatte.
    Er hatte den Menschen getötet, es aber nicht geschafft, aus eigener Kraft das Schlachtfeld zu verlassen. Stattdessen hatte er sich von anderen schleppen lassen müssen. Sie hatten seine Wunde gereinigt und ihm die Prothese gebaut, die sein fehlendes Stück Bein ersetzte.
    Sein Blick fand den Kniestumpf und das Holzbein, das daran befestigt war. Er würde keinen ruhmreichen, blutigen, todesnahen Kampf mehr erleben. Andere Krieger hatten sich aufgrund weniger schwerer Verletzungen selbst gerichtet, aber Nekros
schaffte
es einfach nicht, seine Ehre auf diese Weise wiederherzustellen. Allein der Gedanke an die Klinge an seiner Kehle oder in seiner Brust erfüllte ihn mit einem Schaudern, das er vor den anderen nicht einmal erwähnen durfte. Nekros Skullcrusher wollte leben, egal, was es ihn kostete.
    Es gab einige im Dragonmaw-Clan, die ihn schon längst zu den ruhmreichen Schlachtfeldern des Lebens nach dem Tode geschickt hätten, wäre er nicht ein so talentierter Zauberer gewesen. Schon früh hatte man sein Talent für jene Künste entdeckt, und er war von den besten Magiern unterrichtet worden. Allerdings hätte das Leben eines bekennenden Zauberers Entscheidungen von ihm abverlangt, die Nekros nicht zu treffen bereit war; dunkle Entscheidungen, die seiner Ansicht nach der Horde nicht gedient, sondern sie, im Gegenteil, unterwandert hätten. Er war vor ihnen geflohen und zu den Kriegern zurückgekehrt, aber mitunter verlangte sein Häuptling, der große Schamane Zuluhed, den Einsatz seiner anderen Talente von ihm – so auch, als es darum ging, etwas zu vollbringen, was von den meisten Orcs als aussichtslos betrachtet worden war: die Gefangennahme der Drachenkönigin Alexstrasza.
    Zuluhed beherrschte die rituelle Magie des alten Schamanenglaubens wie nur wenige seit Gründung der Horde, aber für diese spezielle Aufgabe hatte er die dunkleren Kräfte benötigt, in denen sich Nekros auskannte. Über Wege, die der weise Orc seinem verkrüppelten Begleiter nie enthüllt hatte, war Zuluhed in den Besitz eines uralten Talismans gekommen, der angeblich zu gewaltigen Wundern imstande war. Allerdings hatte der Talisman nicht auf die Schamanen-Sprüche reagiert, obwohl der Häuptling sich die allergrößte Mühe gab. Deshalb hatte sich Zuluhed an den einzigen Zauberer wenden müssen, dem er vertrauen konnte, einen Krieger, der loyal zum Dragonmaw-Clan stand.
    Und so hatte Nekros
die Dämonenseele
erhalten.
    Zuluhed hatte der zierdelosen goldenen Scheibe diesen Namen verliehen, obwohl der andere Orc den Grund dafür zunächst nicht verstanden hatte.
    Nekros drehte sie zwischen seinen Händen und bewunderte, wie schon so oft, ihr beeindruckendes, wenn auch schlichtes Aussehen. Sie bestand aus reinem Gold und hatte die Form einer Münze mit abgerundeten Rändern. Sie leuchtete selbst im geringsten Licht und nichts konnte sie beschmutzen. Öl, Schlamm, Blut … alles perlte davon ab.
    »
Sie ist älter als die Magie der Schamanen oder der Zauberer
«, hatte Zuluhed ihm gesagt. »
Ich kann damit nichts anfangen, aber du vielleicht …
«
    Obwohl der holzbeinige Orc ausgebildet worden war, bezweifelte er,

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