WoW 05 - Der Tag des Drachen
Gesichtszügen ab. »Der da folgte Tupan und den anderen erst zum Hauptlager und dann, als Tupan ihn weggeschickt hatte und abgeflogen war, hierher zu unserem Treffpunkt! Sagte ihm zweimal, er solle verschwinden, aber der Mensch scheint guten Willen nicht zu erkennen. Dachte, vielleicht sieht er klarer, wenn ich ihm zu einem luftigeren Standpunkt verhelfe, wo er über die Dinge nachdenken kann.«
»Zauberer …!«, knirschte der Anführer der Drachenstaffel. »Ihr habt mein aufrichtiges Mitgefühl, meine Elfendame.«
»Sagt Eurem Gefährten, er soll ihn herunterlassen oder ich sehe mich gezwungen, ihm die Überlegenheit eines guten Elfenschwertes zu seinem Hammer zu demonstrieren.«
Falstad wandte sich blinzelnd um. Er starrte die Waldläuferin an, als sähe er sie gerade zum ersten Mal. Sein Blick huschte kurz zu der schmalen, glänzenden Klinge, dann zurück zu den zusammengekniffenen, zu allem entschlossenen Augen.
»Ihr würdet das tun, nicht wahr? Ihr würdet diese Kreatur gegen jene verteidigen, die schon gute Freunde Eures Volkes waren, noch bevor die Menschen überhaupt auf der Bühne der Welt erschienen …«
»Sie muss mich nicht verteidigen«, erklang Rhonins Stimme. Der baumelnde Magier wirkte eher ungehalten über seine Lage, als wirklich verängstigt. Vielleicht ahnte er nicht einmal, dass Molok ihm fast spielerisch das Rückgrat brechen konnte, wenn er es darauf anlegte. »Bis jetzt habe ich meine Gefühle unter Kontrolle gehalten, aber …«
Alles, was er von diesem Punkt an hätte sagen können, hätte nur geradewegs in einen unausweichlichen Kampf geführt. Vereesa reagierte rasch, unterbrach Rhonin mit einem Wink und stellte sich zwischen Falstad und Molok. »Das hier ist völlig unsinnig. Die Horde ist noch nicht einmal restlos besiegt, und schon gehen wir uns gegenseitig an die Kehlen. Sollten Verbündete so handeln? Befehlt Euren Kriegern, ihn freizugeben, Falstad, und wir werden sehen, ob sich dies alles nicht mit Vernunft klären lässt.«
»Is' doch bloß ein Zauberer …«, murmelte der Anführer der Greifenreiter, unterwies Molok aber nichtsdestotrotz mit einem Kopfnicken, Rhonin loszulassen.
Mit leichtem Widerstreben kam der Zwerg der Aufforderung nach. Danach strich Rhonin mit reservierten Gesichtsausdruck seinen Mantel glatt und ordnete die Haare. Vereesa betete, dass er weiterhin so gelassen bleiben würde.
»Was ist hier vorgefallen?«, wollte sie von ihm wissen.
»Ich kam mit einem einfachen Ansinnen zu ihnen, das war alles. Dass sie so antworten würden, wie geschehen, beweist nur ihre barbarische …«
»Er wollte, dass wir ihn nach Khaz Modan fliegen!«, schnappte Molok.
»Die Greifenreiter?« Vereesa konnte nicht anders, als Rhonins Unverfrorenheit, wenn nicht gar Tollkühnheit bewundern. Denn nichts anderes wäre es gewesen auf dem Rücken eines dieser Ungeheuer über das Meer zu fliegen – und nicht einmal als Lenker, sondern als jemand, der sich an einem Zwerg, statt an den Zügeln, festhalten musste!
Seine Mission musste Rhonin eindeutig mehr bedeuten, als er bisher zu erkennen gegeben hatte, sonst hätte er nicht versucht, Molok und die anderen zu einem solchen Unterfangen zu überreden. Kein Wunder, dass sie ihn für vollkommen irre hielten.
»Ich dachte, sie seien dazu in der Lage und kühn genug, es zu wagen … aber offensichtlich war das ein Irrtum.«
Das konnte Falstad nicht auf sich sitzen lassen. »Wenn in Euren Worten auch nur eine Andeutung liegen sollte, die darauf anspielt, wir seien Feiglinge, Mensch, dann übernehme ich persönlich, wovon ich Molok gerade abgehalten habe! Es gibt kein Volk, das tapferer, und keine Krieger, die stärker sind, als wir Zwerge der Aerie Peaks! Wir haben keine Angst vor den Orcs oder den Drachen von Grim Batol; wir wollen nur nicht länger als irgend nötig die Anwesenheit von Euresgleichen
ertragen
!«
Vereesa erwartete zornige Widerrede von ihrem Schützling, doch Rhonin kniff nur die Lippen zusammen, als hätte er diese Antwort Falstads erwartet. Wenn die Waldläuferin über ihre eigenen Überlegungen und Bemerkungen hinsichtlich Zauberern Revue passieren ließ, wurde ihr klar, dass Rhonin den größten Teil seines Lebens mit derartigen Anfeindungen fertig werden musste.
»Ich befinde mich auf einer Mission für Lordaeron«, erwiderte der Magier. »Das ist alles, was zählen sollte … aber das scheint nicht der Fall zu sein.« Er kehrte den Zwergen den Rücken zu und stapfte davon.
Aufgrund ihrer Mutmaßungen,
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