WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
»Bitte… nicht so lang.«
Malfurion versprach nichts, sondern tauchte tiefer in den Wald ein. Das Gefühl der Sicherheit und der Vertrautheit überwältigte ihn beinahe. Die Bäume hießen ihn willkommen, schienen ihn sogar zu erkennen.
Und dann begriff er, weshalb er sich an diesem Ort so zu Hause fühlte.
»Willkommen zu Hause, mein Thero'shan… mein ehrenwerter Schüler.«
Captain Shadowsong sah sich nach der sonoren Stimme um, die nach Wind und Donner klang. Malfurion blieb einfach nur ruhig stehen, denn er wusste, dass sich der Besitzer der Stimme irgendwann zu erkennen geben würde.
Der Wind nahm zu. Der Offizier hielt seinen Helm fest, während der Druide seinen Kopf zurücklegte, um die Brise besser spüren zu können. Die Böen wurden immer stärker und rissen Blätter vom Boden empor. Doch das schien nur den Captain zu stören. Die Nachtsäbler streckten die Nasen in die Luft und atmeten den frischen Wind ein.
Ein kleiner Wirbelsturm bildete sich vor den Reitern. Blätter, kleine Äste, Steine und Erde wirbelten darin umher. Sie zogen sich zusammen, bis sie eine Gestalt bildeten.
»Ich habe auf dich gewartet, Malfurion.«
»Bei Mutter Mond!«, stieß Jarod hervor.
Der Riese bewegte sich auf vier Beinen vorwärts. Die untere Hälfte seines Körpers war die eines Hirsches. Darüber befand sich der Oberkörper eines äußerst muskulösen Nachtelfen, der aus goldenen Augen auf die beiden Reiter herabblickte. Seine violette Haut leuchtete, und seine Finger endeten in knorrigen Zweigen aus dunklem, alten Holz.
Der Neuankömmling schüttelte seine dichte moosgrüne Mähne. Blätter und Zweige schienen darin und in seinem langen Bart zu wachsen. Ein gewaltiges Hirschgeweih ragte aus seiner Stirn.
Malfurion neigte respektvoll den Kopf. »Mein Shan'do. Mein verehrter Lehrer.« Er sah auf. »Ich bin froh, Euch zu sehen, Cenarius.«
Obwohl die beiden Nachtelfen rund zwei Meter groß waren, überragte Cenarius sie und ihre Reittiere. Er war fast drei Meter groß, hinzu kam ein Geweih von mehr als einem Meter Höhe. Er wirkte so beeindruckend, dass der Captain, der immerhin einmal mit einem Drachen gesprochen hatte, ihn nur stumm anstarrte.
Cenarius lachte leise, worauf alle Vögel in seiner Umgebung zu singen begannen. Dann sagte er: »Du bist hier willkommen, Jarod Shadowsong. Dein Großvater war ein wahrer Freund des Waldes.«
Jarod schloss den Mund, öffnete… und schloss ihn wieder. Dann nickte er. Wie alle Nachtelfen war er mit Geschichten über den Halbgott aufgewachsen, aber wie die meisten hatte auch er geglaubt, es seien nur Legenden.
Der Waldgott betrachtete seinen Schüler. »Deine Gedanken sind voller Sorge. Das spüre ich sogar im smaragdgrünen Traum.«
Der smaragdgrüne Traum. Malfurion war schon lange nicht mehr in ihm gewandelt. Im smaragdgrünen Traum sah man die Welt, wie sie vielleicht zu Beginn der Schöpfung ausgesehen hatte – es gab keine Tiere, keine Elfen, keine Zivilisationen. Der Traum strahlte eine Ruhe aus, die beinahe gefährlich war. Man konnte sich darin so verlieren, dass man vergaß, in die sterbliche Welt zurückzukehren. Wer sich im Traum bewegte, konnte eine Ewigkeit dort zubringen, während sein Körper verfiel.
Malfurion hatte von Cenarius gelernt, durch den Traum zu wandeln. Er hatte ihn benutzt, um kurz vor seinem Kampf gegen Lord Xavius in den Palast einzudringen. Seitdem war der junge Nachtelf jedoch aus Angst nicht zurückgekehrt, denn die Erinnerungen an seine Erlebnisse verfolgten ihn immer noch. Ohne seinen Lehrer wäre er bis in alle Ewigkeit im smaragdgrünen Traum gefangen gewesen.
Cenarius bemerkte seine Furcht. »Du musst keine Angst vor dem Traum haben, mein Sohn, auch wenn jetzt nicht die Zeit ist, dort hinzugehen. Allerdings gibt es andere Aspekte deiner Ausbildung, die ich vernachlässigt habe, deshalb möchte ich diese Pause nutzen, um dich aufzusuchen.«
»Diese Pause? Was soll das heißen?«
»Die anderen wissen noch nicht, wie sie mit den Dämonen verfahren sollen. Wir werden gegen sie kämpfen, aber da wir Wesen mit unterschiedlichen Machtbereichen sind, fällt es uns schwer, zusammenzuarbeiten. Jeder von uns glaubt, am besten zu wissen, was zu tun ist.«
Diese Neuigkeiten milderten Malfurions Sorge nicht. Zuerst hatten die Drachen sich geweigert, gegen die Brennende Legion anzutreten, und nun konnten sich sogar die Halbgötter, die Wächter der natürlichen Welt, nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Jetzt hing alles an den
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