WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
erkannten sie, dass Archimonde bereits eingetroffen war.
Zum ersten Mal schien Azshara ein wenig die Fassung zu verlieren. Ihr kurzer, erschrockener Laut überraschte Varo'then fast so sehr wie der Dämon selbst.
Archimonde war groß wie Mannoroth, aber damit endete die Ähnlichkeit auch schon. Er sah wesentlich besser aus, erinnerte fast schon an die Nachtelfen, über die er sich erhob. Seine Haut war blauschwarz, und Varo'then begriff nach einem Moment, dass er mit den Eredar-Hexenmeistern verwandt sein musste. Er war wie sie gebaut und verfügte sogar über einen ähnlichen, wild peitschenden Schwanz. Sein Körper war völlig unbehaart, sein Kopf gewaltig, seine Ohren ragten lang und spitz nach oben. Seine dunkelgrünen Augen lagen im Schatten einer tiefen Stirn. Er trug Plattenpanzer auf seinen Schultern, seinen Schienbeinen, Unterarmen und seiner Hüfte, sonst fast nichts. Die Linien und Kreise, die auf seinen Körper tätowiert waren, erstrahlten in einem magischen Licht.
»Ihr seid Königin Azshara«, sagte er mit glatter und angenehm modulierter Stimme. Mannoroth klang weitaus gutturaler, Hakkar zischender. »Sargeras gefällt Eure Loyalität.«
Die Nachtelfe errötete leicht.
Sein ruhiger Blick fiel auf Captain Varo'then. »Und der Großmächtige freut sich stets über einen guten Krieger.«
Varo'then berührte mit einem Knie den Boden. »Ich fühle mich geehrt.«
Archimonde schien sein Interesse an den beiden Nachtelfen bereits zu verlieren, denn er wandte sich wieder den Zauberern zu. Ein schwarzer Riss hing in der Mitte des Musters, das sie erschaffen hatten, ein Riss, durch den sich der riesige Dämon gequetscht hatte.
»Haltet durch. Er wird gleich kommen.«
»Wer?«, stieß Azshara hervor. »Sargeras?«
Archimonde schüttelte gleichgültig den Kopf. »Nein, ein anderer.«
Varo'then warf einen Blick auf Mannoroth, der ebenfalls verwirrt wirkte.
Die Ränder des Risses verschwammen plötzlich. Die Hochwohlgeborenen, die das Portal geöffnet hatten, begannen zu zittern, als der Druck stärker wurde. Einige stöhnten auf, brachen aber zu ihrem eigenen Glück nicht zusammen.
Und dann erschien eine Gestalt in den Tiefen des Portals. Sie war kleiner als die Dämonen, strahlte jedoch große Macht aus. Sie stand auf einer Stufe mit Archimonde und Azshara, das erkannte Varo'then bereits, bevor sie den ersten Fuß in seine Welt setzte.
Besser gesagt, den ersten Huf.
Auf zwei Ziegenbeinen bewegte sich der Fremde auf die Dämonen und Nachtelfen zu. Die untere Hälfte seinen Körpers war die eines Tiers. Der unbekleidete Oberkörper war zwar extrem muskulös und so purpurn, dass er beinahe schwarz erschien, erinnerte jedoch stark an den eines Nachtelfen. Das schmale Gesicht wurde von langem blauschwarzem Haar umrahmt. Große, gewundene Hörner standen in deutlichem Kontrast zu den eleganten spitzen Ohren. Der Fremde trug nur einen Lendenschurz, keine sonstige Kleidung.
Erst jetzt bemerkte der Soldat die Augen. Es war eindeutig, dass es sich bei den schwarzen, von roten Linien durchzogenen Kristallen um künstliche Gebilde handelte. Augen, die Varo'then kannte, denn nur ein Wesen hatte solche je besessen.
Captain Varo'then starrte es an, doch den Namen des Wesens sprach Königin Azshara aus, nachdem sie das schmale Gesicht ungläubig betrachtet hatte.
»Lord… Xavius?«
Vier
Die Nachtelfen-Streitmacht, die Lord Ravencrest zusammengezogen hatte, war von beeindruckender Größe. Doch das tröstete Malfurion nicht, als er darauf wartete, dass der Adlige den Abmarsch befahl. Der junge Nachtelf blickte nach rechts, wo sein Bruder und seine Begleiter ebenfalls auf ihren Reittieren warteten. Rhonin und Krasus waren in ein Gespräch vertieft, während Brox mit der Geduld eines erfahrenen Kriegers zum Horizont spähte. Vielleicht verstand der Orc als Einziger, welcher unmöglichen Aufgabe sie tatsächlich gegenüberstanden. Brox hielt die Axt, die Malfurion und Cenarius ihm gegeben hatten, fest in beiden Händen. Er schien den endlosen Strom der Feinde bereits vor sich zu sehen.
Obwohl der Orc großes Kriegswissen besaß, hatten Ravencrest und seine Generäle sich kein einziges Mal an ihn gewandt, um von seiner Erfahrung zu profitieren. Brox hatte die Dämonen bereits bekämpft, doch niemand fragte ihn nach ihren Schwächen, ihren Stärken oder all den anderen Dingen, die in einer Schlacht entscheidend sein konnten. Krasus und Rhonin hatten zwar einiges erzählt, aber ihre Informationen waren
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