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WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele

WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele

Titel: WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Knaak
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erschrocken herum und starrte sie an, als wäre sie eine Bestie.
    »Ganz ruhig…«, sagte Tyrande sanft und reichte dem Mädchen einen Wasserschlauch. Nachdem es getrunken hatte, fragte sie: »Ich komme aus dem Tempel. Wie ist dein Name?«
    Das Kind zögerte einen Moment, dann sagte es: »Sh-Shandris Feathermoon.«
    »Wo ist deine Familie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Kommst du aus Suramar?« Die Priesterin hatte das Kind noch nie gesehen, trotzdem konnten sie aus der gleichen Stadt stammen.
    »Nein… Ara-Hinam.«
    Tyrande versuchte ihre Sorge zu verbergen. Shandris gehörte zu den Flüchtlingen, die von den Dämonen verfolgt worden waren, bevor die Falle zuschnappte. Die Priesterin hatte von anderen Überlebenden erfahren, dass viele gestorben waren, bevor die Brennende Legion von ihnen abgelassen hatte. Vielleicht lebte die Familie des Kindes noch… vielleicht auch nicht.
    »Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    Shandris' Augen wurden groß. »Ich war bei einer Freundin… als die Monster kamen. Ich wollte nach Hause laufen, aber jemand griff nach mir… sagte, ich müsste in die andere Richtung rennen. Das habe ich gemacht.« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Tränen rannen zwischen ihren Fingern hervor. »Ich hätte nach Hause gehen sollen. Ich hätte nach Hause gehen sollen.«
    Diese tragische Geschichte war nicht das, was Tyrande zu hören erhofft hatte. Die Priesterin würde natürlich Nachforschungen über die Familie des Kindes anstellen, aber sie war schon jetzt fast sicher, dass außer dem kleinen Mädchen kein Familienmitglied überlebt hatte. Es war jetzt wohl ganz allein auf der Welt.
    »Hat sich jemand seit der Flucht um dich gekümmert?«
    »Nein.«
    Die Bewohner der kleinen Siedlung Ara-Hinam waren bereits zwei Tage auf der Flucht gewesen, bevor sie der Streitmacht begegneten. Es war bemerkenswert, dass Shandris so lange allein überlebt hatte. Viele ältere Nachtelfen hatten das nicht geschafft. Das Volk der Priesterin kannte solche Entbehrungen nicht. Nachtelfen waren zwar nicht schwach, hatten jedoch nie außerhalb ihrer behüteten Welt leben müssen – ein Umstand, der sich jetzt als fatal erwies. Tyrande dankte Elune, dass sie, Malfurion und Illidan anders aufgewachsen waren. Allerdings waren sie in der Minderheit.
    Es gab viele, die in der gleichen schlimmen Lage wie Shandris waren, aber ihr Schicksal berührte die Priesterin. Vielleicht lag es daran, dass das Mädchens ihr ein wenig ähnlich sah. Jedenfalls bat sie es, aufzustehen.
    »Bitte steig auf den Nachtsäbler da hinten. Du kommst mit mir.« Damit widersetzte sie sich zwar den Anordnungen, die sie erhalten hatte, doch das war ihr egal. Sie konnte natürlich nicht jeden retten, aber sie würde zumindest versuchen, Shandris zu retten.
    Das Gesicht des Mädchens war angespannt, aber seine Blicke waren zum ersten Mal aufmerksam, als es auf die Katze kletterte. Tyrande ergriff die Zügel des Nachtsäblers und führte ihn durch die Menge.
    »Wohin gehen wir?«, fragte das Mädchen.
    »Ich muss noch etwas erledigen. In der linken Satteltasche sind ein paar getrocknete Früchte.«
    Shandris öffnete eifrig die Tasche und wühlte darin herum, bis sie die Früchte fand. Tyrande erwähnte nicht, dass es sich um ihre eigene Ration handelte. Die Schwesternschaft bildete ihre Mitglieder so aus, dass sie auch mit geringen Nahrungsmengen lange auskamen. Es gab sogar vier rituelle Fastenzeiten in jedem Jahr. So zeigten die Priesterinnen ihre Hingabe zur Mondgöttin. In diesen Kriegszeiten zahlte sich das aus.
    Tyrande setzte ihre Gespräche bei den nächsten Flüchtlingen fort. Die meisten waren nur zu Tode erschöpft, aber einige hatten auch Verletzungen davongetragen. Ihnen versuchte sie so gut wie möglich zu helfen. Sie betete zu Mutter Mond, um Rat zu erhalten und Stärke zu finden. Zu ihrer Freude hatte die Göttin an diesem Tag beschlossen, ihr nur Erfolge zu bescheren.
    Doch dann stieß sie auf eine infizierte Wunde, die sie schockierte. Es war schwer zu sagen, ob sie durch einen Unfall oder einen Angriff entstanden war. Das Opfer, ein älterer Mann, war bewusstlos und atmete schwer. Tyrande betrachtete den grünlichen Eiter und wunderte sich über die seltsamen Schnittwunden. Die Gefährtin des Opfers hatte ihr Haar mit den Überresten einer Diamantbrosche zusammengebunden. Sein Kopf lag in ihren Schoß gebettet.
    »Wie ist das passiert?«, fragte Tyrande, die nicht wusste, ob sie noch etwas gegen die Infektion würde bewirken

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