WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
sich der geheilte Nachtelf – sein Name war Karius – und seine Gefährtin überschwänglich für die heldenhafte Leistung der Priesterin. Tyrande wusste kaum, wie sie sich dem Dank entziehen sollte.
»Ihr könnt mir einen Gefallen erweisen, indem ihr mir genauer schildert, was geschehen ist«, sagte sie schließlich.
Karius nickte und begann alles zu erzählen, woran er sich noch erinnerte. Er und seine Gefährtin hatten während der Flucht begriffen, dass sie Nahrung benötigten. Doch in dem Chaos, das zu diesem Zeitpunkt herrschte, hatten sie niemanden gefunden, der genügend Vorräte dabei hatte, um mit ihnen teilen zu können. Die meisten hatten nur das dabei, was sie hektisch hatten zusammenraffen können.
Karius hatte einen Wald entdeckt, in dem er sich frisches Wasser und Beeren erhoffte. Er ließ seine Gefährtin zurück und versprach ihr, dass er bald wieder da sein würde. Es war eine Verzweiflungstat, denn er ahnte, dass die anderen Nachtelfen den Wald schon längst geplündert hatten.
Karius ging tiefer in den Wald, als er es ursprünglich vorgehabt hatte. Er begann sich Sorgen darüber zu machen, wie er seine Gefährtin wiederfinden sollte, obwohl sie ihm versprochen hatte, auch auszuharren, wenn seine Suche länger dauern sollte. Schließlich entdeckte Karius einen Busch voller reifer roter Beeren. Rasch füllte er seine Gürteltasche damit und aß zwischendurch ein paar, um sich zu stärken.
Er hatte gerade die Tasche geschlossen, als er im Wald etwas Großes hörte. Zuerst dachte er an einen Tauren oder einen Bären. Hastig machte er sich auf den Rückweg. Immer wieder blickte er über die Schulter, um nicht überrascht zu werden.
Und deshalb blickte er in die falsche Richtung, als die Bestie ihn frontal angriff.
Kanus hatte einst in der Festung Black Rook gedient, deshalb reagierte er trotz der Strapazen seiner langen Reise sehr schnell. Er warf sich zur Seite, als das Monster – eine Art Dämonenhund, aus dessen Rücken Tentakel wuchsen – über ihn herfiel. Die Bestie traf nicht wie geplant seine Kehle, sondern krallte sich in sein Bein.
Irgendwie gelang es Karius, nicht zu schreien, obwohl jede Faser seines Körpers danach verlangte. Stattdessen tastete der Nachtelf nach etwas, womit er sich verteidigen konnte. Seine Hand fand einen schweren, spitzen Stein. Er riss ihn aus dem Boden und schlug ihn mit aller Macht gegen die Nase des Ungetüms.
Er hörte etwas bersten. Die Kreatur jaulte heiser und ließ sein Bein los. Karius glaubte nicht, dass er ihr noch entkommen würde, doch im gleichen Moment hörte er von weiter entfernt ein scharfes Geräusch.
Der schreckliche Hund reagierte sofort und überraschend. Er winselte einen Moment lang, dann lief er der Quelle des Klangs entgegen. Karius folgte seinem Überlebensinstinkt und kroch in die entgegengesetzte Richtung. Er stoppte noch nicht einmal, um seine blutende Wunde zu verbinden. Der verletzte Nachtelf schleppte sich zurück zu seiner wartenden Gefährtin. Bei jedem Schritt erwartete er die Rückkehr der Kreatur…
Tyrande lauschte der Geschichte mit wachsender Besorgnis. Karius hatte großes Glück gehabt, die Begegnung mit der Teufelsbestie zu überleben. Sie fragte sich jedoch, was diese Kreatur vor den feindlichen Linien gesucht hatte. Eine solche Bestie stellte kein Problem für Malfurion und die Zauberer dar… aber was war, wenn sie nicht allein war?
Dieser Gedanke führte sie zu ihrer nächsten Frage. »Du hast von einem Geräusch gesprochen, das die Bestie weglockte? Was war das für ein Ton?«
Karius dachte einen Moment nach. »Es war ein scharfes, krachendes Geräusch.«
»Wie Donner?«
»Nein, es erinnerte mich an den Knall einer Peitsche.«
Die Priesterin erhob sich. »Ich danke dir für deine Geduld. Bitte entschuldigt mich. Ich muss weiter.«
»Nein«, entgegnete die Nachtelfe, »wir sind es, die dir zu danken haben. Ich dachte bereits, er sei verloren.«
Tyrande hatte keine Zeit, sich mit ihnen zu streiten, wem sie Dank schuldeten. Sie gab beiden den Segen des Tempels, dann kehrte sie zu dem Nachtsäbler zurück, auf dem Shandris sie aus geweiteten Augen ansah.
»Du hast ihn vollständig geheilt. Ich – ich dachte, er würde sterben, bevor du anfingst.«
»Das dachte ich auch«, antwortete Tyrande und stieg hinter ihr auf das Reittier. »Mutter Mond war sehr großzügig zu mir.«
»Ich habe noch nie gesehen, dass eine Priesterin eine so schreckliche Wunde heilte… und das Monster, das sie gerissen hat
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