WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
»Wir müssen Königin Azshara retten.«
Die anderen Adligen stimmten zu. Krasus verzog das Gesicht, schwieg jedoch. Er und seine Begleiter hatten vor ihrem Besuch im Zelt über das Problem gesprochen. Sie waren zu der Überzeugung gelangt, dass die Nachtelfen sich an dem Glauben, die Königin sei eine Gefangene der Dämonen, regelrecht aufrecht hielten. Da aber Zin-Azshari auch der Ort war, an dem die Brennende Legion nach Kalimdor einfiel, schien nichts gegen dieses Ziel zu sprechen. Die Hauptstadt musste eingenommen werden, ganz gleich, aus welchem Grund.
Krasus bezweifelte jedoch, dass Malfurions Volk dazu allein in der Lage sein würde.
Er ignorierte die Höflichkeitsregeln, stand auf und sagte: »Milord Ravencrest, ich muss mich noch einmal zu einem Thema äußern, das Ihr nicht besprechen wollt, das aber doch besprochen werden muss.«
Ravencrest nahm einen Weinkelch entgegen, den Lord Stareye gefüllt hatte. Selbst inmitten einer solch großen Krise achteten die Nachtelfen noch auf ihre Hierarchie. »Du redest von einem Gespräch mit Zwergen und ähnlichem.«
Neben ihm verdrehte Stareye die Augen. Auch die anderen Adligen schnitten ähnliche Grimassen.
Der Magier ahnte, dass seine Bitte auch dieses Mal kein Gehör finden würde, blieb aber hartnäckig. »Die Zwerge, die Tauren und die anderen Völker kämpfen in diesem Moment selbst gegen die Brennende Legion. Solange wir ein jeder für sich kämpfen, haben wir keine großen Siegeschancen, aber gemeinsam könnten wir Zin-Azshari ohne große Verluste einnehmen.«
»Tauren in Zin-Azshari?«, stieß ein Adliger hervor. »Wie barbarisch!«
»Gefallen ihnen Dämonen dort besser?«, murmelte Rhonin an Malfurion gewandt.
»Du verstehst das nicht«, antwortete der Druide resignierend.
»Stimmt.«
Der bärtige Kommandant trank seinen Wein und reichte Lord Stareye den leeren Kelch. Dann sah er den Magier an, als gelte sein Blick einem respektierten, aber fehlgeleiteten Alten. »Meister Krasus, dein Rat hat uns während dieses Unternehmens sehr geholfen. Dein magisches Wissen ist größer als das unserer Zauberer, und wenn es um dieses Wissen geht, werde ich mich gerne wieder an dich wenden.« Sein Gesichtsausdruck wurde düsterer. »Allerdings geht es hier um andere Dinge, daher muss ich dich daran erinnern, dass du keiner der unsrigen bist. Du verstehst die grundlegenden Tatsachen nicht. Selbst wenn ich so verrückt wäre, die Zwerge und die Tauren zu Hilfe zu rufen, würden sie nicht kommen. Sie misstrauen uns so sehr, wie sie einander misstrauen. Und selbst wenn sie es täten, würden unsere Soldaten nicht an ihrer Seite kämpfen.«
»Die Zwerge würden uns wahrscheinlich in den Rücken fallen«, mischte sich Stareye ein. »Sie sind für ihre Hinterlist bekannt. Sie würden uns ausrauben und zurück in ihre Löcher kriechen.«
Ein anderer Offizier fügte hinzu: »Und die Tauren würden sich die ganze Zeit gegenseitig bekämpfen. Sie sind Tiere, keine zivilisierten Wesen. Ihr Chaos würde unsere Soldaten so sehr beeinträchtigen, dass die Dämonen leichtes Spiel hätten.«
Lord Ravencrest nickte zustimmend. »Verstehst du, Meister Krasus? Wir würden unsere Streitmacht in ein Tollhaus verwandeln. Der Krieg könnte nur in einer Katastrophe enden.«
»In der wird er auch enden, wenn wir allein vorrücken.«
»Dieses Thema ist hiermit erledigt, mein guter Zauberer. Ich möchte dich respektvoll darum ersuchen, es nicht wieder anzusprechen.«
Die beiden starrten sich mehrere Sekunden lang an, dann sah Ravencrest als erster zur Seite. Trotz des kleinen Siegs entschuldigte sich Krasus.
»Vergebt mir meine Aufdringlichkeit«, sagte er.
»Wir werden jetzt über Vorräte und Logistik sprechen, Meister Krasus. Außer Illidan, der mir direkt unterstellt ist, muss eigentlich kein Zauberer anwesend sein. Ich schlage vor, dass ihr euch die Ruhe gönnt, die ihr verdient habt. Wir werden eure Kräfte brauchen, wenn wir weiterziehen.«
Krasus verbeugte sich höflich und schwieg. Dann verließ er zusammen mit den anderen ruhig das Zelt.
Doch kaum war er außer Hörweite, sagte er bitter: »Ihre Kurzsichtigkeit wird eine Tragödie auslösen. Ohne eine Allianz mit den anderen Völkern kann es keinen Sieg geben.«
»Sie werden sie nicht akzeptieren«, beharrte Malfurion. »Mein Volk wird nie Seite an Seite mit ihnen kämpfen.«
»Sie haben Korialstrasz sofort akzeptiert«, konterte Rhonin.
»Nur wenige würden es wagen, sich gegen einen Drachen zu stellen, Meister
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