WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen
erbebten.
Vashj schien vergessen zu haben, dass man die Königin niemals unerlaubt berühren durfte, denn sie griff nach Azsharas Arm. »Licht der Lichter, wir müssen den Palast verlassen. Etwas Furchtbares ist geschehen! Die Krieger des Herrn sind verschwunden und die Zauberer aus dem Turm geflohen. Einer von ihnen sagte, ein gewaltiger Wind habe Mannoroth in den Brunnen gerissen!«
Azshara war nicht entgangen, dass die Krieger der Brennenden Legion verschwunden waren. Ihre eigene Leibwache war durch die Wand eines Palastzimmers gerissen worden. Trotz dieses aufregenden Spektakels ging die Königin immer noch davon aus, dass Sargeras zu ihr kommen würde. Und auf diesen ruhmreichen Moment musste sie sich vorbereiten.
Vashj zog immer noch an ihrem Arm. Azsharas langer Geduldsfaden erreichte sein Ende. Sie ohrfeigte ihre Zofe.
Die anderen Dienerinnen blieben erschrocken stehen. Für einen Moment vergaßen sie die Gefahren, die in dem durchgeschüttelten Gebäude drohten. Sie alle glaubten, Vashj würde ihre Zurechtweisung nicht überleben.
Doch Azshara tötete sie nicht, sondern sagte königlich: »Vergesst nie, wo euer Platz ist. Ich erwarte, dass ihr meine Befehle befolgt. Wir werden uns wie geplant auf Lord Sargeras' Ankunft vorbereiten.«
Elegant schritt sie auf einen Stuhl zu, der während des ersten Bebens umgeworfen worden war. Vashj stellte ihn rasch für sie auf und wischte den Staub, der auf dem Polster lag, mit dem Saum ihres Kleides ab.
Azshara nickte lobend und setzte sich. Ihre Zofen nahmen sofort ihre angestammten Positionen ein. Vashj schüttete für die Königin Wein in einen Kelch. Trotz des zitternden Bodens gelang es ihr, nichts davon zu verschütten.
»Danke, Lady Vashj«, sagte die Königin der Nachtelfen großmütig. Sie nahm einen kleinen Schluck, dann setzte sie sich zurecht. Sie war bereit für das Eintreffen des Dämonenlords, ganz gleich, wie lange es noch dauern mochte. Irgendwann würde er vor sie treten und ihrer Schönheit erliegen, genau wie alle anderen vor ihm.
Schließlich war sie Azshara.
Als Ysera das Ufer erreichte, blickte Malfurion, der die Dämonenscheibe an die Brust gepresst hatte, entsetzt zurück zur Hauptstadt der Nachtelfen. Er stand mit den Naturgewalten Kalimdors in so enger Verbindung, dass er das Ausmaß der bevorstehenden Katastrophe ahnte … und wusste, dass er nicht zögern durfte.
»Mein Bruder und Tyrande sind noch in Zin-Azshari. Bitte, ich kann sie nicht zurück lassen!«
»Weißt du, wo sie sind?«
»Das weiß ich.«
Die Herrin der Träume nickte. »Führe mich dorthin, aber beeile dich.«
Sie drehten ab, ohne den anderen Bescheid zu sagen. Malfurion blickte zum Ufer. Ysera bewegte sich so schnell, dass sie einen Bogen fliegen mussten, aber der Druide spürte, dass sie sich den anderen Nachtelfen näherten.
Da! Tyrande winkte ihm zu. Ihr Anblick erfreute Malfurion über die Maßen, und für einen Augenblick vergaß er sogar, dass er auch wegen seines Bruders hier war. Erst dann bemerkte er, dass Illidan nicht zu sehen war.
Ysera landete. Ihre Augen waren wie stets geschlossen, aber Malfurion wusste seit langem, dass sie weitaus besser zu sehen vermochte als die meisten anderen Geschöpfe.
Er sprang von ihrem Rücken. Tyrande umarmte ihn mit einer solchen Intensität, dass er sie einfach nur festhalten wollte. Erst als Ysera sich räusperte, gab er sie zögernd frei.
»Malfurion …«, begann die Priesterin.
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Später, Tyrande. Wo ist Illidan?«
Ihre Augen weiteten sich für einen Moment. Sie sah über ihre Schulter. »Direkt am Rand.«
Fluchend lief der Druide an ihr vorbei. Illidan wusste doch sicherlich, dass das Land unter ihm zusammenbrach. Wieso verhielt er sich so aberwitzig?
Malfurion lief an der Ruine eines Turms vorbei und wäre beinahe mit seinem Zwilling zusammen geprallt. Illidan gelang es irgendwie, ihn aus seinen bedeckten Augenhöhlen anzustarren.
»Bruder … du kehrst zur rechten Zeit zurück …«
»Illidan, der Brunnen ist außer Kontrolle …«
Der Zauberer nickte. »Ja. Zu viel Magie hat an ihm gezerrt. Die Macht, die wir – hauptsächlich du – mit der Dämonenseele ausgeübt haben, war einfach zu viel. Der Zauber, der die Brennende Legion zurück in ihr Reich gebannt hat, greift jetzt auch nach dem Brunnen. Er verschlingt sich selbst und reißt alles mit, was sich in seiner Nähe befindet.« Er wandte sich dem aufgewühlten schwarzen Wasser zu. »Ist das nicht
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