WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen
undefinierbare Machtquelle auf. Er näherte sich langsam und vorsichtig. Etwas daran kam ihm bekannt vor, so vertraut, dass Nozdormu die Wahrheit beinahe leugnete, als er sie schließlich erkannte. Er zögerte, war überzeugt, sich geirrt zu haben. Dies konnte nicht der Ursprung des Irrsinns sein, unmöglich!
Vor Nozdormu schwebte eine Vision des Brunnens der Ewigkeit.
Der schwarze See war vom gleichen Aufruhr ergriffen, der auch die Umgebung des Aspekts erschütterte. Gewaltige Blitze aus reiner Magie schossen über seine dunklen Wasser.
Und dann hörte Nozdormu das Flüstern.
Zuerst hielt er es für dämonische Stimmen, für die Stimmen der Brennenden Legion. Doch dann erkannte er, dass er falsch lag. Nein, das Böse, das jedes geraunte Wort durchsetzte, war älter, schrecklicher …
Die Energien zerrten weiter an ihm, aber Nozdormu ignorierte den Schmerz, konzentrierte sich statt dessen auf seine Entdeckung. Er nahm an, dass er die Ursache der Katastrophe gefunden hatte. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er noch die Kraft hatte, die Dinge zu beeinflussen, hatte er doch zumindest die Wahrheit herausgefunden. Vielleicht konnte Korialstrasz etwas damit anfangen.
Nozdormu untersuchte den See genauer. Im Gegensatz zu den meisten anderen verstand er, dass sich in dem, was wie Wasser
erschien
, sehr viel mehr verbarg. Sterbliche Wesen konnten nicht begreifen, was sich dort befand. Nicht einmal die anderen Aspekte verstanden es so gut wie er, und selbst ihm blieben manche Geheimnisse verborgen.
Für seine Augen wirkte es, als gleite er über dunkle Wasser hinweg. In Wirklichkeit hatte Nozdormus Geist jedoch eine andere Realität betreten. Mit aller Macht kämpfte er gegen die Kräfte, die den Kern des Brunnens vor neugierigen Blicken schützte. Es erschien ihm, als wäre das Wasser selbst lebendig, oder als habe sich etwas so stark daran gebunden, dass es nun Teil davon geworden war.
Erneut dachte Nozdormu an die Dämonen – die Brennende Legion – und deren Versuche, mit Hilfe des Brunnens ein Portal zu öffnen, um das Leben auf Azeroth auszulöschen. Doch die Macht, die er spürte, war zu subtil für Dämonen, sogar zu subtil für Sargeras, ihren Herrn.
Mit wachsendem Unwohlsein drang er tiefer in den Brunnen ein. Einige Male entging er nur knapp den Fallen, falschen Wegen und verführerischen Pfaden, die nur einem Zweck dienten: Sie wollten ihn für immer an den Brunnen binden und seine Essenz verschlingen.
Nozdormu bewegte sich mit größter Vorsicht. Wenn er versagte, beendete er nicht nur seine eigene Existenz, sondern vielleicht die Existenz aller Dinge.
Immer tiefer tauchte er ein. Die Macht der Kräfte, aus denen der Brunnen bestand, überraschte ihn. Was der Drache spürte, erinnerte ihn an die Schöpfer, gegen die er nicht mehr war als eine Schnecke, die durch den Schlamm kriecht. Gab es etwa eine Verbindung zwischen ihnen und den Geheimnissen des Brunnens?
Für das bloße Auge wirkte es immer noch so, als hinge er über der dunklen Oberfläche. Nur er und der Brunnen verfügten an diesem Ort jenseits der sterblichen Welt über Stabilität. Das Wasser schwebte im Raum, ein endlos tiefer See, der Welten umspannte.
Er bewegte sich näher zur Oberfläche hinab. In der sterblichen Welt hätte er sein Spiegelbild sehen müssen, doch hier erblickte Nozdormu nur Schwärze. Sein Geist stieß weiter vor, grub sich dem Kern entgegen … und der Wahrheit.
Doch dann lösten sich Tentakel aus dem schwarzen Wasser des Sees und griffen nach seinen Schwingen, seinem Körper, seinem Hals.
Der Aspekt konnte gerade noch verhindern, dass er unter Wasser gezogen wurde. Er wehrte sich gegen die wässrigen Arme, doch die ließen ihn nicht los. Seine Gliedmaßen waren gefangen, und der Tentakel, der sich um seinen Hals geschlungen hatte, raubte ihm den Atem. Nozdormu wusste, dass es sich nur um Illusionen handelte. Aber sie waren so mächtig, dass sie real geworden waren. Sein Geist war in eine der Fallen geraten, die im Brunnen lauerten. Wenn er sich nicht rasch befreite, würde er darin umkommen.
Nozdormu atmete aus – und eine Sanddecke legte sich über den Brunnen. Die Tentakel zuckten und verloren ihre Kraft. Sie zerfielen, als die Magie, die sie erschaffen hatte, alt und schwach wurde.
Doch noch während sie in sich zusammensanken, erhoben sich neue aus dem Wasser. Nozdormu hatte damit gerechnet und brachte sich mit einem Schlag seiner Schwingen in Sicherheit. Die schwarzen Tentakel griffen ins Nichts
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