WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen
plötzlich Stimmen in der Dunkelheit, Stimmen, die ihr einen Fluchtweg versprachen.
Es gibt einen Weg … es gibt einen Weg … du wirst mehr sein als je zuvor … als je zuvor … wir können dir helfen … dir helfen …
Die Königin war keine Närrin. Sie wusste, dass der Schild nicht mehr lange halten würde. Dann würden sie und ihre Zofen Opfer des Brunnens werden, und die ruhmreiche Azshara würde für die Welt verloren sein.
Die silbern gekleidete Nachtelfe nickte.
»Aaahhh!« Der Kelch entfiel ihrer Hand. Schmerzen durchtobten ihren Körper. Sie spürte, wie sich ihre Gliedmaßen wanden und drehten. Ihr Rückgrat fühlte sich flüssig an, so als wäre ein Teil davon geschmolzen.
Du wirst mehr sein als jemals zuvor
, versprachen die Stimmen – die drei Stimmen.
Und wenn die Zeit kommt für das, was wir dir schenken … wirst du uns eine gute Dienerin sein.
Der Schildzauber brach endgültig zusammen. Azshara schrie auf, als die Wasser über sie hinweg brandeten. Hinter ihr schrien auch die anderen – ihre Dienerinnen, die Wachen und die Hochgeborenen, die geblieben waren.
Der Brunnen füllte ihre Lunge.
Aber sie ertrank nicht.
Krasus sah ebenfalls zu, wie die riesige Stadt – das Sinnbild für die hohe Kultur der Nachtelfen – in den Mahlstrom gesogen wurde. Er zitterte nicht nur wegen der Zerstörungen, die sich vor ihm abspielten, sondern auch ob des Wissens, das er über die Zukunft hatte. Der Drachenmagier hatte gehofft, Zin-Azshari würde zerrissen werden, bevor es versank, aber dieser Teil der Geschichte war unverändert geblieben. Die Stadt würde in der Tiefe verschwinden – aber in einigen Jahrhunderten zur Brutstätte neuer Schrecken werden.
Daran ließ sich nichts ändern. Krasus wandte den Blick vom Brunnen und den Zerstörungen ab, die immer weitere Kreise zogen. Gewaltige Teile Kalimdors stürzten in das dunkle Wasser, dessen Wut nicht nachzulassen schien. Bereits jetzt waren jenseits von Zin-Azshari ganze Landstriche verschwunden. Das einzig Gute war, dass es sich um Territorium der Brennenden Legion gehandelt hatte, in dem es ohnehin kein Leben mehr gegeben hatte. Dem Brunnen fielen nur verbrannte Erde und zermalmte Knochen zum Opfer … aber wenn sich das Wasser tiefer in das Land fraß, würde vielleicht gar nichts mehr übrig bleiben.
Nein, das stimmt nicht
, dachte Krasus.
Das hat die Geschichte gezeigt.
Aber er wusste, dass die Zeitlinie längst instabil geworden war … und dass er dafür einen Großteil der Verantwortung trug.
Jetzt konnte Krasus nur noch beten.
Einundzwanzig
Rhonin dankte den Sternen, dass er während seines Fluges zur Nachtelfenarmee nur wenige Spuren von Leben entdeckte. Den beiden Drachen und ihrem erschöpften Reiter wäre es nicht möglich gewesen, jemanden zu evakuieren, der von der Wut des Brunnens bedroht wurde. Die einzigen Nachtelfen, die er entdeckte, waren Hochgeborene, die der Streitmacht entgegen ritten. Zum Glück waren sie schon so weit gekommen, dass er sich keine Sorgen um sie machen musste.
Trotzdem ließ Rhonin den Drachen landen, um sich die Geschichte der Nachtelfen anzuhören. Was er hörte, überraschte ihn. Ihr Anführer, Dath'Remar, erzählte, dass Tyrande versucht hatte, mit ihnen zu fliehen. Der Hochgeborene bedauerte ihren Verlust sichtlich und war erleichtert, als Rhonin, der die Priesterin in Malfurions Gedanken gespürt hatte, ihm erklären konnte, dass sie die Flucht überlebt hatte. Ob sie immer noch lebte, wusste Rhonin natürlich nicht, aber er zweifelte nicht daran, dass Malfurion alles in seiner Macht Stehende tun würde, um dafür zu sorgen.
Rhonin und die Drachen führten die Hochgeborenen zur Streitmacht. Immer wieder mussten sie Handgreiflichkeiten zwischen den beiden Gruppen verhindern. Schließlich stellte Rhonin den bronzefarbenen Drachen zum Schutz der Hochgeborenen ab, während er und der Rote Jarod aufsuchten.
Der Kommandant saß bereits auf seinem Nachtsäbler und wartete nervös auf Neuigkeiten. Rhonin lächelte erleichtert, als er sah, dass die Nachtelfen und ihre Verbündeten bereit zum Aufbruch waren.
Vom Rücken des Roten aus grüßte er Jarod. Dann sagte er: »Die Streitmacht muss sofort abrücken. Wir fliehen nach Mount Hyjal. Das Portal ist zerstört worden, aber die Zauber haben den Brunnen ins Chaos gestürzt. Er verschlingt sich selbst und reißt alles in seiner Nähe mit sich ins Verderben.«
»Bei den Göttern …« Jarod schüttelte den Schock ab und konzentrierte
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