WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen
Position auf den Hügeln tastete Illidan nach dem Zauber. Mit seinen hoch entwickelten Sinnen ließ er seinen Geist über das Wasser ziehen, bis das Ufer hinter ihm verschwand. Er stieg höher, um sich ein genaueres Bild von dem zu machen, was Sargeras angerichtet hatte.
Er hatte Recht gehabt, der Mahlstrom umfasste den kompletten Brunnen der Ewigkeit. Der Nachtelf war sicher, dass kein Teil des Brunnens unangetastet geblieben war.
Ein Leuchten in weiter Ferne erregte seine Aufmerksamkeit. Illidan strengte seine Sinne auf das Äußerste an und sah die Dämonenseele, die hoch über der Wasserfläche schwebte. Die harmlos aussehende Scheibe strahlte ein goldenes Licht aus, das sich auf das Wasser richtete. Illidan verstand genug von der Macht der Dämonenseele, um zu erkennen, dass Sargeras sie ebenso gut zu beherrschen wusste wie der schwarze Drache, vielleicht sogar besser. Obwohl der Herr der Legion so weit entfernt war, verwob er die Macht der Scheibe mühelos mit den Urkräften des Brunnens.
Aber wo war das Portal? Illidan suchte die Umgebung der Scheibe danach ab, fand jedoch nichts. Wo hatte Sargeras es …
Der Zauberer verfluchte seine Dummheit und blickte hinab in das Zentrum des Mahlstroms.
Er blickte nach unten … und starrte auf einen Pfad zwischen den Realitäten, auf einen Weg ins Reich der Brennenden Legion.
Illidan war davon ausgegangen, dass die meisten Dämonen bereits in Kalimdor angekommen waren. Doch jetzt erkannte er, dass nur ein winziger Teil das Reich verlassen hatte. Endlose Reihen der mit Stoßzähnen bewehrten, wilden Krieger warteten auf den Kampf. Bis zum Horizont standen sie, und unter ihnen waren Kreaturen, wie man sie in Kalimdor noch nie gesehen hatte. Einige flogen, andere krochen, aber sie alle strahlten die gleiche Blutlust aus, die Illidan von den Dämonen, denen er gegenüber gestanden hatte, kannte.
Und dann spürte der Zauberer den Dämonenlord. Nur einen Hauch seiner Aura nahm er wahr, aber sie reichte aus, um den Nachtelf zur Flucht aus der Unterwelt zu bewegen. Erst jetzt erkannte er, dass er bisher nur einen Bruchteil von Sargeras' wahrer Macht gespürt hatte. Hier, an dem Ort, wo der Herr der Legion körperlich existierte, hatte Malfurions Bruder keine Möglichkeit, seine Gedanken vor ihm zu verbergen. Sargeras hätte jeden Schild mit Leichtigkeit durchbrochen.
Er durfte nicht herausfinden, was Illidan plante, sonst erwartete den Zauberer ein Schicksal, das schlimmer war als jeder Tod, den Kalimdor bisher erlebt hatte.
»Was ist los, Zauberer?«, knarrte Varo'thens Stimme neben ihm.
Illidan kämpfte gegen ein Zittern an, als sein Geist in seinen Körper zurückkehrte. »Es ist … überwältigend«, sagte er ehrlich. »Einfach … überwältigend.«
Sogar der Captain widersprach ihm nicht.
Mannoroth trabte den Hügel hinauf. Seine baumstammdicken Beine hinterließen Krater in der geschundenen Erde. In seinen riesigen Augen lag ein Fanatismus, wie ihn Illidan noch bei keinem Dämon gesehen hatte. Obwohl der Geflügelte inmitten der Wellen gestanden hatte, war er trocken. Der Brunnen schien zwar aus Flüssigkeit zu bestehen, doch es verbarg sich viel mehr darin.
»Bald …« Mannoroth schnurrte beinahe. »Bald wird unser Herr nach Kalimdor kommen. Schon bald …«
»Und dann wird er Kalimdor in ein Paradies verwandeln«, hauchte Azshara von ihrer Sänfte aus. »Ein Paradies.«
Erwartungsvoll leuchteten die Augen des Dämons, aber das war nicht das einzige Gefühl, das Illidan darin las. »Ja … Kalimdor wird neu erschaffen werden.«
»Wann?«, drängte die Königin. Ihr Atem ging schneller, und ihre Lippen öffneten sich. »Wie bald?«
»Sehr bald«, antwortete Mannoroth. Er trabte an der Königin vorbei und dem Palast entgegen. »Sehr bald.«
»Wie wundervoll!« Azshara klatschte in die Hände. Lady Vashj und die anderen Zofen lächelten zustimmend.
»Dann sind wir also hier fertig«, sagte Captain Varo'then, der gleichzeitig auf Sargeras' Ankunft zu hoffen und sie eifersüchtig zu fürchten schien. »Zurück zum Palast«, befahl er den Soldaten und Dämonen. »Zurück zum Palast.«
Die Hochgeborenen und Satyrn benötigten keine Befehle. Sie folgten Mannoroth bereits. Nur Illidan blieb zurück. Seine Gedanken pendelten zwischen den Gefühlen, die er im Gesicht des Dämons zu sehen geglaubt hatte und dem Blick, den er in das Reich des Dämonenlords hatte werfen können, hin und her.
Malfurions Bruder sah zurück zu dem schäumenden Mahlstrom, zu dem der
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