WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
gebrochen, die schließlich hirnlos und gehorsam neben ihr hertrotteten. Sie marschierten weiter durch die Stadt und teilten sie mit der abscheulichen violettschwarzen Spur in zwei Hälften auf. Die ehemaligen Bürger folgten ihnen willig mit zertrümmerten Schädeln oder heraushängenden Eingeweiden, die sie hinter sich herschleiften.
Sylvanas hatte gehofft, dass der Kanal zwischen Silbermond und Quel'Danas eine unüberwindliche Barriere bilden würde, und einen Augenblick lang schien sich diese Hoffnung zu erfüllen. Arthas zügelte sein Pferd, starrte auf das blaue Wasser, das in der Sonne glitzerte, und furchte die Stirn. Einen Moment lang saß er unbeweglich auf seinem unnatürlichen Pferd, seine weißen Brauen waren zusammengezogen. »Ihr könnt den Kanal nicht mit Leichen anfüllen, Arthas«, hatte Sylvanas hämisch gesagt. »Nicht einmal die ganze Stadt würde dazu ausreichen. Hier werdet Ihr aufgehalten und Euer Fehler ist für mich wie süße Musik.«
Doch dann wandte sich das Wesen, das einst ein Mensch, ein guter Mann, gewesen war, um und lächelte sie an. Sie wurde von einem schmerzhaften Krampf erfasst und ein weiterer Schrei drang über ihre feinstofflichen Lippen, der die Seele zu zerreißen schien.
Arthas hatte eine Lösung gefunden.
Er warf Frostgram auf das Ufer und beobachtete, wie es sich fast überschlug und mit der Spitze im hellen Sand stecken blieb.
»Frostgram spricht...«
Sylvanas hörte es auch, die Stimme des Lichkönig drang aus der unheiligen Waffe, als das Wasser sich in Eis zu verwandeln begann. Eis, das seine Wagen und seine Krieger überqueren konnten.
Arthas hatte ihr das Leben genommen. Er nahm ihr das geliebte Quel'Thalas und Silbermond und er nahm Sylvanas ihren König, bevor er seine letzte Schandtat ausführte.
Sie hatten auf Quel'Danas widerstanden, hatten alles aufgeboten, was sie hatten. Als Anasterian vor Arthas erschien, hatte seine Magie die eisige Brücke des Todesritters schwer beschädigt. Doch Arthas erholte sich. Er runzelte die Stirn, seine Augen leuchteten, er zog Frostgram und schlug damit auf den Elfenkönig ein.
Obwohl sie verzweifelt hoffte, dass Anasterian Arthas besiegen würde, wusste Sylvanas, dass er es nicht tun würde. Drei Jahrtausende lasteten auf seinen Schultern, seine Haare, die fast bis zu den Füßen reichten, waren weiß vom Alter. Einst war er ein mächtiger Kämpfer gewesen und immer noch war er ein mächtiger Magier. Doch ihre neue, geisterhafte Sicht offenbarte ihr eine Schwäche an ihm, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Immer noch stand er da, mit seiner alten Waffe, Felo'melorn, »Flammenstoß«, in einer Hand, in der anderen einen Stab mit einem mächtigen glitzernden Kristall an der Spitze.
Arthas griff an, doch Anasterian stand plötzlich nicht mehr vor dem heranstürmenden Pferd. Irgendwie, schneller, als dass Sylvanas es erkennen konnte, kniete er auf einmal, führte Felo'melorn in einem sauberen horizontalen Schlag über die Vorderläufe des Pferdes und durchtrennte sie beide. Das Pferd kreischte und stürzte, sein Reiter mit ihm.
»Invincible!«, schrie Arthas, er erschien geschlagen, als das untote Pferd sich abrollte und auf die Hufe zu kommen versuchte, obwohl seine beiden Vorderläufe fehlten. Der Kriegsschrei erschien Sylvanas sehr merkwürdig, wenn man bedachte, dass Anasterian gerade einen Vorteil errungen hatte. Doch das Gesicht, das Arthas dem Elfenkönig zuwandte, war voll nackter Wut und voller Schmerz. Er wirkte jetzt fast menschlich, ein menschlicher Mann, der erlebte, wie etwas, was er liebte, gequält wurde. Er kam auf die Beine, schaute abgelenkt zu dem Pferd und einen Moment lang glaubte Sylvanas, dass er vielleicht, nur vielleicht...
Die alte Elfenwaffe war kein Gegner für die Runenklinge, wie Sylvanas wusste. Es konnte nicht sein. Es krachte, als die beiden Klingen aufeinandertrafen. Die zerschmetterten Teile flogen durch die Luft. Anasterian fiel, seine Seele wurde ihm entrissen und von Frostgram verschlungen, wie so viele andere davor.
Er lag lang ausgestreckt auf dem Eis, erschlafft, und Blut sammelte sich neben ihm. Das weiße Haar war wie ein Leichentuch ausgebreitet, während Arthas zu dem untoten Pferd lief und die abgetrennten Beine heilte. Er klopfte die Knochen ab, während das Pferd tänzelte und ihn anschnaubte. Und obwohl Sylvanas wusste, dass es alle verletzen würde, die sie immer noch liebte, konnte sie die Last des Schmerzes und der Angst nicht mehr ertragen. Der pure Hass auf
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