WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
interessierte er sich mehr für sie als für die Messe.
»... und seine königliche Hoheit, Arthas Menethil«, sprach der Bischof. Arthas richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Gottesdienst und fragte sich, ob er etwas Wichtiges versäumt hatte. »Möge das Licht all seine Gedanken, Worte und Taten segnen, damit er sich wohl entwickle und er ihm als Paladin dienen möge.«
Arthas spürte, wie ihn plötzlich eine beruhigende Wärme durchfloss, als der Segen auf ihn gesprochen wurde. Die Steifheit und die Schmerzen verschwanden und er war erfrischt und friedvoll.
Der Bischof wandte sich der Königin und der Prinzessin zu. »Möge das Licht auf ihre königliche Majestät, Lianne Menethil scheinen, damit sie...«
Arthas lächelte und wartete darauf, dass der Bischof mit den persönlichen Segnungen zum Ende kam. Dann würde er das Mädchen beim Namen nennen. Arthas lehnte sich gegen die Mauer.
»Und demütig erbitten wir den Segen des Lichts für Lady Jaina Prachtmeer. Möge sie gesegnet sein mit seinem Heil und seiner Weisheit, die sie...«
Aha! Das rätselhafte Mädchen war nicht länger rätselhaft. Jaina Prachtmeer, ein Jahr jünger als er, die Tochter von Admiral Daelin Prachtmeer, dem Seekriegshelden und Herrscher über Kul Tiras. Warum war sie hier?
»... und dass ihre Studien in Dalaran gut verlaufen. Möge sie eine Abgesandte des Lichts werden und ihrem Volk als Magierin gut und wahrhaftig dienen.«
Das klang logisch. Sie war auf dem Weg nach Dalaran, der schönen Stadt der Magier, die nicht weit von der Hauptstadt entfernt lag. Aufgrund der strengen Regeln der Etikette und Gastfreundschaft in königlichen und adeligen Kreisen war sie ein paar Tage zu Besuch, bevor sie weiterreiste.
Das,
überlegte er,
könnte spaßig werden.
Am Ende der Messe ging Arthas, der sich ohnehin schon nahe der Tür befand, als Erster hinaus. Muradin und Trollbann kamen nach, beide wirkten erleichtert, dass die Messe vorbei war. Terenas, Uther, Lianne, Calia und Jaina folgten.
Sowohl seine Schwester als auch das Prachtmeer-Mädchen waren beide blond und schlank. Doch damit hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Calia war feingliedrig, mit einem Gesicht wie auf den alten Gemälden und weicher, blasser Haut. Jaina dagegen hatte leuchtende Augen und ein lebhaftes Lächeln, und sie bewegte sich wie jemand, der es gewöhnt war, zu reiten und zu wandern. Sie verbrachte offensichtlich einen großen Teil ihrer Zeit im Freien, weil ihr Gesicht gebräunt war und sie Sommersprossen auf der Nase hatte.
Das, erkannte Arthas, war ein Mädchen, dem es nichts ausmachte, einen Schneeball ins Gesicht zu bekommen oder an einem heißen Tag schwimmen zu gehen. Jemand, mit dem er, anders als mit seiner Schwester, spielen konnte.
»Arthas... auf ein Wort«, erklang eine ruppige Stimme.
Arthas wandte sich um und sah den Botschafter auf sich zukommen.
»Natürlich, Sire«, sagte Arthas und ihm sank das Herz. Er wollte eigentlich nur mit seiner neuen Freundin plaudern – er war sich bereits sicher, dass sie prächtig miteinander auskommen würden – und Muradin wollte ihn gewiss für die blamable Vorstellung in der Waffenkammer schelten.
Immerhin war der Zwerg diskret genug, ein paar Schritte mit ihm fortzugehen. Er wandte sich dem Prinzen zu, die knubbeligen Daumen unter den Gürtel gehakt, das schroffe Gesicht gedankenvoll. »Junge«, sagte er. »Ich komme gleich zur Sache. Eure Kampftechnik ist fürchterlich.«
Wieder spürte Arthas, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. »Ich weiß«, sagte er, »doch Vater...«
»Euer Vater hat viele Dinge im Kopf. Womit ich natürlich nichts gegen ihn gesagt haben will.«
Was sollte er antworten? »Nun, ich kann mir ja schlecht das Kämpfen
selbst
beibringen. Ihr habt gesehen, was geschieht, wenn ich es versuche.«
»Ich kann es Euch beibringen. Wenn Ihr wollt, unterrichte ich Euch.«
»Das... das würdet Ihr tun?« Arthas konnte es zuerst nicht glauben, dann war er erfreut. Die Zwerge waren neben vielem anderen vor allem für ihr kämpferisches Geschick bekannt. Ein Teil von Arthas fragte sich, ob Muradin ihm wohl auch beibringen würde, wie man einen Bierkrug hielt – eine weitere Spezialität der Zwerge, doch er entschloss sich, lieber nicht danach zu fragen.
»Aye, das hatte ich ja gesagt, oder? Ich habe mit Eurem Vater gesprochen und er ist einverstanden. Das wurde schon zu lange aufgeschoben. Doch eine Sache sollten wir vorab klären. Ich akzeptiere keine Entschuldigungen und nehme
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