WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
wenige Momente nach der Geburt des Fohlens. Arthas hatte gewusst, dass es sein Pferd sein würde, sein Freund, das große Pferd mit dem großen Herzen, das so sehr ein Teil von ihm war. Sogar noch mehr, als seine Rüstung oder Waffen.
Pferde wie dieses konnten zwanzig Jahre oder länger leben, wenn man sich gut darum kümmerte. Dieses würde ihn treu und anmutig bei Zeremonien und auf den täglichen Ausritten tragen. Es war kein Schlachtross. Die waren eine eigene Rasse, wurden nur für besondere Zwecke in besonderen Zeiten benutzt. Er würde später eins haben, wenn er ins Feld zog. Doch Invincible würde ein Teil seines Lebens werden. Eigentlich war er das schon.
Das Fell des Hengstes, die Mähne und der Schwanz, bei seiner Geburt grau, waren mittlerweile so weiß wie der Schnee geworden, der den Boden am Tag seiner Geburt bedeckt hatte. Es war eine Farbe, die selbst unter Balnirs Pferden selten vorkam, deren »weiße« Felle eigentlich meist hellgrau waren. Arthas hatte an Namen wie »Snowfall« oder »Starlight« gedacht, doch schließlich war er der Tradition Lordaerons gefolgt und hatte das Pferd nach seinen Eigenschaften benannt. Uthers Pferd hieß »Steadfast«, standhaft, das von Terenas »Courageous«, tapfer.
Und seins hieß »Invincible«, unbesiegbar.
Arthas wollte Invincible unbedingt reiten, doch der Pferdemeister warnte ihn, dass der Zweijährige mindestens noch ein Jahr zu jung sei. »Mit zwei ist er noch ein Baby«, sagte er. »Er wächst noch, seine Knochen bilden sich gerade erst richtig aus. Seid geduldig, Euer Hoheit. Ein weiteres Jahr ist nicht lang für ein Pferd, das Euch zwei Jahrzehnte lang dienen wird.«
Doch es
war
eine lange Wartezeit. Arthas blickte über die Schulter zu dem Pferd und fand den leichten Galopp langweilig, der das Schnellste zu sein schien, wozu Trueheart in der Lage war. Im Gegensatz zu dem älteren Wallach bewegte sich der Zweijährige, als würde er schweben, ohne die geringste Anstrengung zu zeigen. Seine Ohren waren aufgerichtet und seine Nüstern schnaubten, als könnte er den Geruch von Tirisfal spüren. Seine Augen leuchteten und er schien zu drängen:
Los doch, Arthas... Dafür wurde ich geboren.
Ein Ritt würde sicherlich nicht schaden. Nur ein leichter Galopp und dann zurück in den Stall, als wäre nichts geschehen.
Er ließ Trueheart Schritt gehen und band die Zügel an einen niedrigen Ast. Invincible wieherte, als Arthas sich ihm näherte. Der Prinz lächelte. Das samtig, weiche Maul strich über seine Handfläche, während er dem Pferd einen Apfel gab. Invincible war mit dem Sattel vertraut. Das war Teil des langwierigen Prozesses, um das Pferd daran zu gewöhnen, etwas auf seinem Rücken zu haben. Allerdings war ein leerer Sattel etwas ganz anderes als ein lebender Mensch. Doch Arthas hatte viel Zeit mit dem Tier verbracht. Er sandte ein kurzes Gebet zum Himmel und schwang sich dann schnell auf den Rücken des Pferdes, bevor Invincible einen Schritt zur Seite machen konnte.
Invincible bäumte sich auf und wieherte wild. Arthas klammerte sich mit den Händen in die drahtige Mähne und hing wie eine Klette mit jedem Zoll seiner langen Beine auf dem Rücken des Tieres. Das Pferd sprang und bockte, doch Arthas blieb darauf sitzen. Er schrie auf, als Invincible versuchte, ihn abzuwerfen, indem er unter die Äste rannte. Doch Arthas ließ es nicht zu.
Und dann galoppierte Invincible.
Besser gesagt, er
flog.
Zumindest erschien es dem übermütigen jungen Prinzen so, der sich eng an den Hals des Pferdes presste und breit lächelte. Er war noch nie auf einem derart schnellen Tier geritten und sein Herz hämmerte vor Erregung. Er versuchte nicht einmal, Invincible zu kontrollieren, er konnte nur hoffen, im Sattel zu bleiben. Es war herrlich, wild, schön – alles, wovon er je geträumt hatte. Sie würden...
Bevor er begriff, was geschah, flog Arthas durch die Luft und landete hart auf dem grasbedeckten Boden. Für einen langen Moment konnte Arthas durch den Aufprall nicht atmen. Langsam kam er wieder auf die Beine. Sein Körper schmerzte, aber er hatte sich nichts gebrochen.
Doch Invincible verschwand schnell in der Ferne. Arthas fluchte lautstark, trat gegen einen Erdklumpen und ballte die Hände zu Fäusten. Für den Moment hatte er genug.
Bei seiner Rückkehr wartete Sire Uther auf ihn. Arthas verzog das Gesicht, als er von Trueheart abstieg und die Zügel einem Stallknecht gab.
»Invincible ist vor Kurzem allein zurückgekommen. Er hatte
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