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WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs

WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs

Titel: WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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Sekunde überkam Arthas ein scheußliches Gefühl, als Invincibles Hinterhufe auf dem eisigen Stein ausrutschten. Das Pferd wieherte, seine Beine versuchten panisch, sicheren Halt zu finden. Arthas' Kehle war plötzlich trocken und er erkannte, dass er schrie, als schartiger Stein und nicht das weiche, schneebedeckte Gras herannahte und sie mit tödlicher Geschwindigkeit dagegenprallten. Er zerrte an den Zügeln, als könnte er etwas dagegen tun...
    Ein Geräusch durchdrang seine Benommenheit. Er blinzelte und erwachte aus der Ohnmacht, als der markerschütternde Schmerzensschrei eines Tieres in sein Hirn drang. Zuerst konnte er sich nicht bewegen, weil sein Körper bebte. Dann versuchte er, von den schrecklichen Schreien fortzukommen. Schließlich konnte er sich aufsetzen. Schmerz durchfuhr ihn und sein eigenes Keuchen ergänzte den fürchterlichen Missklang. Wahrscheinlich hatte er sich eine oder mehrere Rippen gebrochen.
    Der Schneefall wurde stärker, schwer und dicht. Er konnte kaum einen Meter weit sehen. Arthas verdrängte den Schmerz, drehte den Kopf und blickte zu...
    ... Invincible. Seine Blicke wurden förmlich von dessen Bewegung und der sich ausbreitenden roten Lache, die den Schnee schmolz und in der Kälte dampfte, angezogen.
    »Nein«, flüsterte Arthas und kämpfte sich auf die Beine. Die Welt wurde an den Rändern schwarz und er verlor beinahe wieder das Bewusstsein. Doch mit purer Willenskraft kämpfte er dagegen an. Langsam arbeitete er sich zu dem panischen Tier vor, ging erneut gegen den Schmerz an, den heulenden Wind und den Schnee, gegen alle Gewalten, die ihn umzuwerfen drohten.
    Invincible wühlte den blutigen Schnee mit seinen beiden unverletzten kräftigen Hinterläufen und den beiden zerschmetterten Vorderbeinen auf. Arthas spürte, wie sich ihm der Magen beim Anblick der Gliedmaßen, die einst so lang und kraftvoll gewesen waren, umdrehte. Doch nun standen sie in merkwürdigen Winkeln ab, als Invincible aufzustehen versuchte und es nicht schaffte. Dann verwischten der Schneefall und heiße Tränen, die seine Wangen hinunterliefen, gnädigerweise diesen Anblick.
    Er kämpfte sich zu seinem Pferd durch, schluchzte, fiel auf die Knie und versuchte... was zu tun? Das war kein Kratzer, den man schnell verbinden konnte, um Invincible dann in den warmen Stall zu bringen und die Wunde mit heißem Brei zu versorgen. Arthas griff nach dem Kopf des Tieres, wollte es berühren und irgendwie beruhigen. Doch Invincible war verrückt vor Schmerz. Und er
schrie
immer noch.
    Hilfe. Es gab Priester und Sire Uther – vielleicht konnten sie ihn heilen...
    Ein Schmerz, weitaus schlimmer als jede körperliche Qual, durchfuhr den jungen Mann. Der Bischof war mit Arthas' Vater nach Stromgarde gereist, ebenso Uther. Vielleicht gab es einen Priester in einem anderen Dorf, doch Arthas wusste nicht, wo, und in diesem Sturm...
    Er schreckte von dem Tier zurück, hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Dabei schluchzte er so stark, dass sein ganzer Körper bebte. Im tobenden Sturm würde er nie einen Heiler finden, bevor Invincible entweder an seinen Verletzungen starb oder erfror. Arthas war sich nicht einmal sicher, ob er Balnirs Gehöft finden würde, auch wenn es nicht weit entfernt sein konnte. Die ganze Welt war weiß, außer dort, wo das sterbende Pferd, das ihm so sehr vertraut hatte und von einer vereisten Böschung gesprungen war, in einer dampfenden roten Lache lag.
    Arthas wusste, was er tun musste, doch er konnte es nicht.
    Später konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wie lange er dort gesessen hatte, weinend, im Versuch, die Geräusche und den Anblick seines geliebten Pferdes auszublenden, bis sich schließlich Invincibles Kampf ums Überleben verlangsamte. Er lag auf dem Schnee, seine Flanken hoben und senkten sich, seine Augen verdrehten sich vor Schmerz.
    Arthas konnte weder das Gesicht noch die Glieder spüren. Doch irgendwie schaffte er es, sich dem Tier zu nähern. Jeder Atemzug war eine Qual und er hieß den Schmerz willkommen. Es war sein Fehler gewesen. Sein Fehler.
    Er legte den großen Kopf des Pferdes in seinen Schoß und für einen kurzen, barmherzigen Moment saß er nicht im Schnee mit einem verwundeten Tier, sondern in einem Stall, wo eine Zuchtstute ein Fohlen gebar. In diesem Moment begann alles gerade erst und kam nicht zu diesem entsetzlichen, fürchterlichen,
vermeidbaren
Ende.
    Seine Tränen fielen auf die breiten Wangen des Pferdes. Invincible zitterte, seine braunen

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